Metro-Quartalszahlen

Media Markt und Saturn mit deutlichem Wachstum



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Zumindest umsatzseitig scheint sich die Ausrichtung auf den Online-Wettbewerb für Media-Saturn zu rentieren: Während ProMarkt abgewickelt wird und die Verbundgruppen über eine schwache Marktentwicklung klagen, verzeichnen Media Markt und Saturn ein deutliches Wachstum.
Verkehrte Welt: Während der Wettbewerb ProMarkt-Standorte dazukauft, wächst Media-Saturn auf gleichbleibender Fläche
Verkehrte Welt: Während der Wettbewerb ProMarkt-Standorte dazukauft, wächst Media-Saturn auf gleichbleibender Fläche

Die Klage über eine schlechte Marktentwicklung im laufenden Jahr ist derzeit in der Elektronikbranche allgegenwärtig: So spricht Expert aktuell von einer „schwierigen Branchenlage“, beklagt Euronics den anhaltenden Negativ-Trend im wichtigen TV-Geschäft und sieht sich Electronic Partner (EP) gleich grundlegend zu einer Neustrukturierung veranlasst. Unterdessen ist man beim Handelskonzern Rewe gerade dabei, das Kapitel ProMarkt endgültig zu den Akten zu legen.

Vor diesem Hintergrund fallen die positiven Zahlen von Media-Saturn umso mehr auf – wurde Europas größter Elektronik-Retailer in den vergangenen Jahren doch beinahe bereits als unrettbarer Fall abgeschrieben. Wie aus der nun veröffentlichten Mitteilung der Metro Group zum Rumpfgeschäftsjahr 2013 hervorgeht, konnte Media-Saturn auch im dritten Quartal die erfolgreiche Umsatzentwicklung fortsetzen. Konzernweit wurde in den Monaten Juli bis September ein Umsatz von 4,8 Milliarden Euro erzielt – ein leichtes Minus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was angesichts der schwierigen Wirtschaftslage in Südeuropa noch immer sehr respektabel ist.

Deutlich dynamischer stellt sich die Entwicklung auf dem deutschen Markt dar: Hier erzielte Media-Saturn im dem Quartal einen Anstieg des flächenbereinigten Umsatzes um 3,1 Prozent. Dazu kommt zudem eine Steigerung der Online-Umsätze um mehr als 70 Prozent. Wie es in der Finanzmitteilung der Metro Group heißt, hätten dazu sowohl die Mehrkanal-Umsätze von Media-Saturn als auch eine starke Steigerung der Redcoon-Umsätze beigetragen.

Wie teuer ist die neue Preis-Strategie?

Metro-Chef Olaf Koch sieht sich durch die aktuelle Umsatzentwicklung in seiner Strategie bestätigt: „Das im 3. Quartal deutlich positive flächenbereinigte Umsatzwachstum in Deutschland zeigt, dass wir mit unserem Transformationsprozess auf dem richtigen Weg sind.“ Im Fall von Media-Saturn spielen dabei die sogenannten „Preisinvestitionen zur Gewinnung von Marktanteilen“ eine wesentliche Rolle: Die Retail-Gruppe orientiert sich nicht nur mit ihren Onlineshops, sondern auch mit der stationären Preisgestaltung am Online-Wettbewerb und hat damit bei den Kunden wieder deutlich an Attraktivität zugelegt.

Schwieriger stellt sich allerdings der Effekt dar, den die neue Preisstrategie auf das Geschäftsergebnis von Media-Saturn ausübt: Im ersten Halbjahr 2013 kam die Handelskette auf ein negatives EBIT in Höhe von 104 Millionen Euro. Nun warten Beobachter mit Spannung auf den 12. Dezember 2013, wenn die Metro die Geschäftszahlen für das laufende Rumpfgeschäftsjahr veröffentlicht. Dann wird sich zeigen, wie teuer das starke Umsatzwachstum von Media-Saturn in Q3 wirklich war.

Saturn grenzt sich von Media Markt ab

"Tech-Nick", das neue Werbegesicht von Saturn
"Tech-Nick", das neue Werbegesicht von Saturn

Parallel zu den aktuellen Geschäftszahlen vermeldete Saturn auch den Start seiner neuen Werbekampagne. Die Vertriebslinie mit dem innerhalb der MSH-Konzernaufstellung leicht höherwertigen Image bemüht sich dabei sichtlich um eine Abgrenzung von allzu marktschreierischen Aktionen der Konzernschwester Media Markt, wie zuletzt die „Schließung“ und „Neueröffnung“ sämtlicher Standorte. Die neue Saturn-Kampagne unter dem Motto „Abgenickt von Tech-Nick“ will stattdessen die Technik-Kompetenz der Elektronikkette in den Mittelpunkt stellen. Gesicht der neuen TV-Spots, die ab 19. Oktober ausgestrahlt werden, ist der „ein wenig nerdige und sympathische Markt-Mitarbeiter Tech-Nick“. Gespielt von Schauspieler Antoine Monot nickt dieser als personifizierte Technikkompetenz gute Kaufentscheidungen der Kunden ab oder verleiht seiner Begeisterung einfach durch das so genannte „Tech-Nicken“ Ausdruck.

Was sich auf den ersten Blick etwas skurril liest, wirkt bei näherem Hinschauen, wie eine modernisierte Variante des Euronics-Claim „Best of Electronics“ – zumal der kommende Saturn-Werbesong von Kult-Rapper MC Fitti stammt. Mit der Kampagne für das Weihnachtsgeschäft wechselt Saturn die Werbeagentur und setzt erstmals auf die Zusammenarbeit der Lead-Agentur Serviceplan Hamburg. Gleichzeitig will Saturn mit der Werbekampagne auch die Wandlung zum Multichannel-Händler unterstreichen und seine Kunden nun noch stärker mobil, online und über Soziale Netzwerke ansprechen. So wird „Tech-Nick“ auch in der Online-Community unter community.saturn.de als einer der Technik-Experten Fragen beantworten und sich auch auf der Facebook-Seite von Saturn zu Wort melden. (mh)

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