Die Zukunft des Channels (Teil 1)

Der Beitrag der Distributoren zum IT-Markt

Andreas Raum ist Mitgründer und Geschäftsführer der freyraum marketing GmbH. Er beschäftigt sich bereits seit rund 20 Jahren mit dem IT- und TK-Channel in Deutschland und verfügt über ein gutes Netzwerk zu Systemhäusern, Herstellern und Distributoren.
Mit zunehmender Spezialisierung der Großdistribution in unterschiedlichen Markt- und Technologiesegmenten verändert sich der Channel. Die Grenzen zwischen Systemhaus und Distributor scheinen nicht immer klar zu sein. Dazu einige Gedanken.

Es ist interessant, Zahlen in Relation zu betrachten. Zum Beispiel die Größe des deutschen IT-Marktes im Verhältnis zum Umsatz der drei Großdistributoren und einiger Hersteller. Erste Quelle für Marktzahlen ist der Bitkom. Der Branchenverband erhebt und veröffentlicht seit vielen Jahren differenzierte Zahlen über die Größe des deutschen IT-Marktes.

Laut Bitkom Research wird der deutsche IT-Markt für Hardware und Software ein Volumen von 43 Milliarden Euro erreichen. Davon entfallen auf IT-Hardware 22,8 Milliarden Euro und auf Software 20,2 Milliarden Euro. Dazu kommen 37,3 Milliarden Euro, die mit Dienstleistungen erwirtschaftet werden. Details finden Sie hier.

Gemeinsam setzen die drei Großdistributoren etwa elf Milliarden Euro um. Man kann davon ausgehen, dass der Umsatzschwerpunkt dieser Unternehmen nach wie vor bei der Hardware liegt.
Gemeinsam setzen die drei Großdistributoren etwa elf Milliarden Euro um. Man kann davon ausgehen, dass der Umsatzschwerpunkt dieser Unternehmen nach wie vor bei der Hardware liegt.

Für 2014 stellt der Bitkom ein Wachstum von 4,2 Prozent fest. Alle Bereiche sind gewachsen: Hardware am stärksten um 6,3 Prozent, Software um 5,4 und Dienstleistung um 2,3 Prozent. Auch für 2015 prognostiziert der Verband ein Wachstum und zwar von 3,2 Prozent. Hardware wächst demnach um 1,3 Prozent, Software um 5,7 und Dienstleistung um 3,0 Prozent.

Eine Besonderheit ist, dass im Segment IT-Hardware auch Halbleiter berücksichtigt werden. Für den Moment notieren wir das, ohne es zu verstehen und merken an, dass der ZVEI den deutschen Halbleitermarkt 2014 mit einem Volumen von 11,3 Milliarden Euro bei einem Wachstum von 7,2 Prozent beziffert.

Der deutsche IT-Markt wird dominiert von drei Großdistributoren: Ingram Micro, Also und Tech Data. Danach folgen mit deutlichem Abstand größere und kleinere Distributoren. Wesentlich sind die Umsätze der drei Großen. Und verfügbar sind dafür die Zahlen für das Geschäftsjahr 2013.
Ingram Micro bringt 4,6 Milliarden Euro auf die Waage, Also Deutschland folgt mit 3,6 Milliarden Euro - ein ganzes Stück vor Tech Data GmbH & Co. OHG mit 2,5 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: Api Computer Handels Gesellschaft mbH – der nach den Großen wohl nächst größere Distributor – folgt mit 629 Millionen. Der Umsatz von Avnet im IT-Markt dürfte bei etwa 900 Millionen gelegen haben. Allerdings verkauft Avnet in Deutschland Ware einer europäischen Avnet-Gesellschaft inzwischen auf Kommissionsbasis. Daher sind die Umsatzzahlen nur schwer vergleichbar.

(--> Lesen Sie auch: Rangliste der Distributoren – Die Top 30 in Deutschland)

Gemeinsam setzen die drei Großdistributoren etwa elf Milliarden Euro um. Man kann davon ausgehen, dass der Umsatzschwerpunkt dieser Unternehmen nach wie vor bei der Hardware liegt. Wenn man berücksichtigt, dass der Bitkom mit der Marktgröße nicht die Größe des Channels erhebt, sondern die des Endkundenmarktes, folgt, dass beinahe jedes größere Projekt, in das in Deutschland Hardware verkauft wird, einer der drei Großen bedient. Und das völlig unabhängig davon, um welches Produkt- oder Marktsegment es inhaltlich geht.

Vor diesem Hintergrund ist es sehr spannend, die Frage nach der Spezialisierung im Channel neu zu stellen. (bw)

Folgende Fortsetzungen sind mittlerweile erschienen:
Teil 2: Hersteller, Systemhaus und Distribution im Projektgeschäft
Teil 3: Vom Kistenschieben in komplexen Projekten
Teil 4: Womit die Distribution ihr Geld verdient
Teil 5: Wie die Distribution rechnet
Teil 6: Wie die Distribution arbeitet

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