Onlineshopping, iPod, Spam & Co.

7 skurrile Prophezeiungen aus der digitalen Welt

Oliver Graf war bis September 2017 Managing Director DACH des international tätigen Unternehmens Ve Interactive, führender Anbieter einer Plattform zur Steigerung der Conversion Rates bei Abbrüchen von Webshops. Graf verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen internationale Medien und Finanzen und ist in der europäischen E-Commerce Szene hervorragend vernetzt, wo er u.A. als Speaker und Panelteilnehmer anzutreffen ist, zuletzt auf der Performance Marketing Insights.
„In zwei Jahren wird es keine Spam-Mails mehr geben!“, „Das Internet wird sich niemals durchsetzen!“ – diese und ähnliche Aussagen hört man in der digitalen Welt immer wieder. Selbst so geniale Tech-Insider wie Bill Gates ließen sich schon zu Prognosen hinreißen, über die man im Nachhinein nur milde lächeln kann.

"Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen", soll der dänische Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr einmal gesagt haben. Dass sich auch Experten bei Vorhersagen gehörig vertun können, zeigen die folgenden sieben Beispiele:

1. „Online-Shopping: theoretisch machbar, jedoch ein Flop bei der Durchsetzung“, TIME Magazine 1966

Das TIME Magazine ist eigentlich ein Garant für gut recherchierte Artikel und treffsichere Prognosen. Ein Artikel aus dem Jahre 1966, der sich unsere Welt zur Jahrtausendwende vorstellt, kommt neben exakten Voraussagen auch zu einer absoluten Fehleinschätzung. Die recht einfache Erklärung, warum Online-Shopping sich nicht durchsetzen würde, war, dass Frauen es einfach zu sehr lieben aus dem Haus zu gehen und einzukaufen. Bei einem Umsatz von über 40 Milliarden Euro 2015 allein in Deutschland, kann man wohl kaum von Online-Shoppingh als „Flop“ sprechen.

Prognosen über die Zukunft sind häufig mit Unsicherheit behaftet.
Prognosen über die Zukunft sind häufig mit Unsicherheit behaftet.
Foto: 2jenn - shutterstock.com

2. „Nächstes Weihnachten wird der iPod schon tot sein!“, Alan Sugar 2005

Alan Sugar, Teilnehmer der Casting-Sendung „The Apprentice“ (mit Donald Trump), lehnte sich vor gut zehn Jahren weit aus dem Fenster – ein wenig zu weit sogar. Das Gerät verkaufte sich selbst 2008 noch über 54 Millionen Mal. Somit ist und bleibt der iPod der erfolgreichste MP3-Player aller Zeiten. Im Gegensatz zu Sugar hatte Steve Jobs Recht, als er sagte, der iPod werde das Musikhören für immer verändern.

3. „Es gibt einfach nicht genug Videos, die ich sehen möchte!“, Steve Chen 2005

Fast unglaublich, dass dieser Satz vom Mitgründer des heutzutage größten Video-Netzwerkes der Welt stammt. Im März des Jahres 2005 listete das Portal tatsächlich nur etwa 50 Videos. Allerdings war die Sorge Chens, es werde bald lediglich als „netter Versuch“ in die Geschichte eingehen, völlig unbegründet, denn Google sah offensichtlich das große Potenzial und kaufte YouTube im November 2006 für mehr als 1,6 Milliarden Dollar. Über die Jahre wurde Chens Irrtum deutlich: Mehr als eine Milliarde User zählt YouTube heute; und eines der erfolgreichsten Videos, der Clip zum Song „Gangnam Style“ von Psy, wurde sogar knapp 2,5 Milliarden Mal angeklickt – bestimmt auch von Chen.

4. „In zwei Jahren wird das Spam-Problem behoben sein!“, Bill Gates 2004

Der Microsoft-Gründer, seit Jahren reichster Mensch der Welt, scheint Einiges richtig gemacht zu haben. Trotz des Konkurrenten Apple gibt es doch fast niemanden, der nicht wenigstens einmal das Betriebssystem mit den bunten Fenstern genutzt hat. Doch auch Mister Gates hat nicht immer den richtigen Riecher. Im Jahr 2004 ließ er sich zu der Aussage hinreißen, dass es in zwei Jahren keinen Spam mehr geben wird. Jeder, der einen E-Mail-Account besitzt, kann sich täglich vom Gates' Irrtum überzeugen: Noch im Jahr 2014 wurden rund 28 Milliarden dieser nervenden Mails versendet – täglich (Quelle: Statista).

5. „In fünf Jahren wird es keinen Grund mehr geben, ein Tablet zu besitzen!“, Thorsten Heins 2013

Der Geschäftsführer von Blackberry sollte es als Tech-Insider eigentlich besser wissen. Heins Meinung nach sind Tablets kein gutes Business-Modell. Zwar flachte die Nachfrage nach Tablets ab 2015 etwas ab, doch auch in diesem Jahr wurden bereits wieder 206 Millionen Einheiten verkauft (Quelle: Statista). Heins scheint seine Fehleinschätzung erkannt zu haben, denn er nahm seine Aussage tatsächlich zurück und kündigte stattdessen an, dass Blackberry nun selbst an der Herstellung von Tablets interessiert sei. Es sieht eher so aus, als sei Blackberry kein gutes Business-Modell mehr.

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6. „Ich prophezeie, dass das Internet zu einer spektakulären Supernova wird und 1996 schließlich katastrophal kollabiert!“, Robert Metcalfe 1995

Robert Metcalfe ist zweifellos ein digitales Genie. Er hat das Ethernet mitentwickelt und das global agierende Unternehmen 3Com gegründet. Im Jahr 1995 ließ er sich zu einer aus heutiger Sicht abstrusen Aussage hinreißen: Seiner Meinung nach war nämlich das gesamte Internet – ohne das wir uns unseren heutigen Alltag gar nicht mehr vorstellen können – zum Scheitern verurteilt. Dies ließ er die Welt 1995 in einer Kolumne im Magazin InfoWorld wissen. Später bekannte Metcalfe sich öffentlich zu seinem Irrtum und aß aus Reue seinen eigenen Artikel – na, wohl bekomms!

7. „Die Menschen werden es bald überdrüssig sein, jeden Abend in die Röhre zu starren!“, Darryl Zanuck 1946

Dass ein Alltag ohne Fernsehen in Industrienationen nahezu unvorstellbar ist, wird kaum jemand bestreiten. Nur knapp 500.000 der deutschen Haushalte besitzen derzeit kein TV-Gerät (Quelle: Statista) – bei mehr als 80 Millionen Deutschen insgesamt. Mit mehr als 200 Minuten täglichem TV-Konsum misst man außerdem die höchsten Werte seit fast 20 Jahren. Angesichts dieser Zahlen kann man über die Prognose Darryl Zanucks, Vizepräsident von 20th Century Fox, aus dem Jahr 1946 also nur schmunzeln. Die Kombination von analog und digital durch Portale wie Netflix oder Amazon stellen das Fernsehen heute auf eine neue Stufe und die Reise zum ultimativen Erlebnisfernsehen hat gerade erst begonnen … (haf)

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