Algol bleibt in Fahrt

06.07.2007
Als "positiven Stress" erlebt Algol-Geschäftsführerin Marianne Nickenig ihr derzeitiges Tun. Der VAD konnte auch im zweiten Jahr seiner Unabhängigkeit zulegen - bei Projekten, bei Mitarbeitern und beim Umsatz. Trotzdem ist der Netzwerk-VAD noch nicht dort, wo er sein will.

Von Wolfgang Leierseder

Immerhin wird die Algol Europe GmbH von einer Frau geleitet. Das ist in Distributorenkreisen bekanntlich selten. Doch davon ist Marianne Nickenig, Geschäftsführerin des auf Netzprojekte spezialisierten VAD (Value Added Distributor) unbeeindruckt.

Sie hat Algol vor zwei Jahren von dem italienischen Mutterkonzern getrennt und mithilfe des holländischen Investors 2Hold4 das Unternehmen selbstständig gemacht. Mit welchen Absichten, zeigte die im Vorjahr erfolgte Umfirmierung in Algol Europe GmbH. "Wir sind entschlossen, auch im Ausland Geschäfte zu machen", sagt Nickenig im Gespräch mit ChannelPartner. Derzeit unterhält Algol kleine Büros in Frankreich und in Belgien.

Zu wenig für eine europäische Präsenz, wie die Geschäftsführerin weiß. So lautet denn auch Nickenig zufolge die Planung "Niederlassungen in den Beneluxstaaten, in Österreich und der Schweiz und dann in Osteuropa".

Dass diese aber abhängig vom planmäßigen Fortgang des Wachstums bleiben, versteht sich von selbst. Rund 41 Millionen Euro will Algol in diesem Jahr einnehmen. Im Vorjahr waren es 37 Millionen, im Jahr 2005 27 Millionen Euro.

Diese Umsatzentwicklung zeigt, dass die Kölner ihre Geschäfte ausbauen, doch sich kaum große Sprünge erlauben können. "Im Moment müssen wir investieren", sagt Nickenig. Der Blick auf den Gewinn fällt kurz aus: "Wir haben das vergangene Jahr mit Gewinn abgeschlossen." Zwar lag die Marge bei unerheblichen 0,5 Prozent, doch Investitionen gingen auch im letzten Jahr vor.

Algol College: Training und Support für Partner

Zum Beispiel in das Algol Trainingszentrum "College". Die dahinter steckende Idee ist nicht allein davon angeleitet, Partner und Hersteller zusammenzubringen beziehungsweise zu schulen und zu zertifizieren. Sondern auch in erheblichem Maße davon, dass Partner und Hersteller mit Kunden, die individuelle Schulungen benötigten, in engem Kontakt weitere Projekte eruieren. Kurz, das College soll auch für Netzwerke und Leads sorgen.

Derzeit schult Algol exklusiv die Partner von Netzwerker 3Com, von WLAN-Anbieter Trapeze und TK-Anbieter Avaya in der Region D-A-CH (Deutschland, Österreich, Schweiz). Zudem kann sich Algol als europaweit größter Distributor von Netzwerkanbieter Extreme Networks und sogar als weltweit größter "Authorized Trainings Partner" dieses Netzwerkers bezeichnen. Dazu Nickenig: "Mit Extreme und Avaya haben wir einen ausgesprochen guten Zugang zum VoIP-Geschäft.

So werde Avaya, nachdem Jürgen Gallmann, vormals Statthalter von Microsoft Deutschland, Geschäftsführer geworden ist, den "Channel ausbauen"; während Extreme im Core-Bereich der Unternehmensnetze zu Hause ist. Nimmt man die 3Com-Produkte dazu, könne Algol den gesamten LAN-Bereich abdecken. Inklusive Sicherheit und Storage. Denn zu den von Algol vertretenen Herstellern zählen die amerikanischen UTM-Spezialisten Fortinet und Sicherheitsanbieter Infoblox - beide Trainingspartner der Kölner - sowie Storage-Anbieter Network Appliance. Hinzu kommt Hersteller APC, Spezialist für USVs und Serverkühlung.

Allein der WAN-Zugang, sprich Routing, sei nicht so abgedeckt, wie sich das Nickenig wünscht. Doch das soll sich ändern: Verhandlungen mit dem größten Cisco-Konkurrenten im Enterprise-Bereich seien aufgenommen.

Dass eine schließlich erfolgreiche Verhandlung Algol zwingt, zwischen 10 und 15 Mitarbeiter neu einzustellen, weiß Nickenig. Derzeit rund 50 Mitarbeiter beschäftigend, wäre das eine weitere größere Investition. Aber das will die Geschäftsführerin ja. "Wir sehen, wie das Netzwerkgeschäft, vor allem bei VoIP, WLANs, Sicherheit und Storage wächst."

Suche nach Mitarbeitern

Damit der Distributor an diesem Geschäft partizipieren kann, hat er einige Maßnahmen getroffen. Zum Beispiel hat er eine Agentur beauftragt, die VoIP-Geschäfte anzukurbeln. Mit Erfolg: In drei Wochen seien 25 Termine bei Endkunden ausgemacht worden. Nickenig nennt diese Lead-Generierung "hervorragend".

Des Weiteren hat Algol seit Anfang dieses Jahres den WLAN-Spezialisten Trapeze ins Programm genommen. Da sich das amerikanische Unternehmen auf Enterprise-Lösungen spezialisiert hat, geht Nickenig davon aus, dass es dem Distributor einen weiteren Schritt in Richtung "komplexe und langfristige Unternehmenslösungen" ermöglichen wird. "Das wünschen unsere Partner und wir", so die Geschäftsführerin. Und sie sagt in diesem Zusammenhang auch, dass Algol "Geschäfte, die für null durchgehen, nicht braucht".

Das sehen zwar alle Distributoren so, doch in Köln sorgt man für Konsequenzen. "Wir haben uns genauso aufgestellt." Das spiegle auch die Abteilung AlgolTech wider.

Die Technikermannschaft könne Partner bei der Netzwerkplanung, bei der Ausarbeitung von Pflichtenheften ebenso beraten wie bei Kunden Netzwerke analysieren. Zudem stelle Algol Partnern, die nicht über genügend eigene Ressourcen verfügten, Techniker projektweise zur Verfügung. "Alle unsere Partner sind im Projektgeschäft tätig. Dafür halten wir Ressourcen bereit - und sie werden gebraucht."

Womit Nickenig auf ein sie derzeit heftig beschäftigendes Problem zu sprechen kommt: "Wir suchen nach Mitarbeitern - vor allem im Vertrieb, aber auch in der Technik." Derzeit hat Algol elf offene Stellen zu bieten. Doch der Markt gebe nicht genügend her - "wir haben schon im Marktplatz von Xing inseriert", aber auch dort habe sich die Suche als schwierig erwiesen.

Ihre Erfahrung, auch bei der jüngsten Anstellung eines Business Development Managers, sei, dass zwar viele sich eine Arbeit wünschten, doch zu wenige bereit seien, sich "dafür auch zu engagieren". Nickenig weiß, dass ihren kritischen Blick auf diesen Umstand derzeit viele IT-Anbieter teilen. Doch sie ist sich sicher, dass sie auch das lösen wird. "Das bremst uns zwar, aber wir sind nicht zu bremsen."

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