Ladenkunde wird zum Preisspion

Amazon greift stationären Handel frontal an (mit Videokommentar)

09.12.2011
Die Situation für den stationären Handel verschärft sich zusehends. Der E-Commerce-Gigant Amazon erhöht den Druck massiv. Im Testmarkt USA hat das Unternehmen von Jeff Bezos pünktlich vor Weihnachten einen delikaten Dienst gestartet. Und der funktioniert so: Kunden, die im stationären Handel shoppen gehen, mögen bitte den Barcode auf der Produktverpackung mit Hilfe einer kostenlosen Amazon-App auf ihrem Smartphone fotografieren.

Die Situation für den stationären Handel verschärft sich zusehends. Der E-Commerce-Gigant Amazon erhöht den Druck massiv. Im Testmarkt USA hat das Unternehmen von Jeff Bezos pünktlich vor Weihnachten einen delikaten Dienst gestartet. Und der funktioniert so: Kunden, die im stationären Handel shoppen gehen, mögen bitte den Barcode auf der Produktverpackung mit Hilfe einer kostenlosen Amazon-App auf ihrem Smartphone fotografieren.

Im Gegenzug bekommt der Kaufwillige in Sekundenschnelle nicht nur den Amazon-Vergleichspreis eingeblendet, sondern auch noch bis zu fünf Dollar Kopfprämie gutgeschrieben, sofern er den Laden mit leeren Händen verlässt und stattdessen bei Amazon bestellt.

Für Amazon rechnet sich dieser “Service” gleich zweimal:

1. Im besten Fall lässt der Kunde das Produkt tatsächlich im Laden stehen und bestellt es – weil günstiger und verfügbar – sofort via Smartphone online. Alle notwendigen Daten zum Wunschprodukt hat der Käufer ja bereits übermittelt, es ist nur noch der patentierte 1-Click-Knopf in der Amazon-App zu drücken.
2. Amazon ist durch die freiwillige Barcode-Scannerei immer im Bilde, welche Preise für welches Produkt “da draußen” augenblicklich aufgerufen werden. Bei Bedarf passt Amazon den Preis sofort an. Somit ist sichergestellt, dass Punkt 1 wiederum möglichst oft greift.

Für Besitzer eines Ladengeschäfts heißt das: Heute schlägt man sich vielleicht noch mit dem Thema “Beratungsdiebstahl” herum, doch bereits morgen, spätestens jedoch übermorgen läuft man Gefahr, dass der eigene Laden zusehends auf die Funktion eines Showrooms und Barcode-Providers reduziert wird.

Produkt fotografieren, hochladen, Preis bekommen, kaufen: So einfach macht es Amazon potentiellen Käufern inzwischen.
Produkt fotografieren, hochladen, Preis bekommen, kaufen: So einfach macht es Amazon potentiellen Käufern inzwischen.

Anmerkung: Die aktuelle deutsche Version der Amazon-App für das iPhone weist diese Funktion übrigens bereits auf. Sie nennt sich “Memo” und befindet sich laut Amazon noch im Versuchsstadium. Es scheint sogar eine fortentwickelte Version zu sein. Denn es genügt sogar, nur das Produkt zu fotografieren. Laut Beschreibung in der App werden die hochgeladenen Bilder sowohl automatisch als auch manuell ausgewertet. dazu heißt es: “Bei den meisten Fotos werden die Treffer sofort ermittelt. Bei anderen dauert es nur einige Minuten.” Na dann: Happy shooting! (cm)

Der Beitrag erschien zuerst im Blog von Channelcast - dem Podcast für Reseller, Distributoren und Hersteller im IT-Markt. In der aktuellen Folge 10 gehen die Branchenbeobachter Christian Meyer, Andreas Raum und Damian Sicking ausführlich auf dieses Thema ein. Der Podcast kann direkt auf channelcast.de angehört oder heruntergeladen werden. Zudem ist der Podcast in ITunes kostenlos als Abonnement verfügbar.

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