An der eigenen Vision gescheitert

30.04.2007
Eine gewollte Übernahme hat nicht immer ein Happy End für alle Beteiligten, wie der Fall der Kölner Arxes NCC AG zeigt: Uneinigkeiten zwischen der alten Führungsriege und dem Investor Waterland führten im Frühjahr 2007 zu prominenten Abgängen beim IT-Dienstleister.

Von Alexander Roth

Aus seiner Sichtweise, wie man ein Systemhaus führen sollte, hatte Udo Faulhaber nie einen Hehl gemacht. Im Sommer vor zwei Jahren beschloss der Arxes-Chef, für seine Visionen sogar sein eigenes Unternehmen zu verkaufen - ein Schritt, der ihm nun im Frühjahr 2007 den Job kostete.

Rosigen Zeiten sah sich der Kölner IT-Dienstleister Arxes im Winter 2005 entgegengehen, als das Unternehmen nach monatelangem Bieterkampf den Deal mit den eigenen Aktionären endlich über den Tisch gebracht hatte. Die Führungsriege um Faulhaber warb vehement vor den Aktionären für die Übernahme durch den niederländischen Investor Waterland, damals in der IT-Branche ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.

Das Ziel: "T-Systems in klein"

Nachdem sich der IT-Dienstleister in den Vorjahren vom reinen Großkundengeschäft verabschiedet hatte, wollte Faulhaber sein Unternehmen als umfassenden Serviceanbieter für den Mittelstand am Markt positionieren. Faulhaber wollte unbedingt eine "T-Systems in klein" erschaffen, so ein Branchenexperte. Das Ziel sollte auch über Aufkäufe erreicht werden: "Wir wollen der Hecht im Karpfenteich werden", sagte der Vorstandsvorsitzende damals zu ChannelPartner, und dazu benötige man eben das Kapital eines Investors.

Mit Waterland schien der ideale Partner gefunden. Der auf Investitionen fokussierte Konzern überließ (zumindest nach Aussagen von Faulhaber) dem Arxes-Vorstand die strategische Befehlsgewalt.

Bis Mitte 2006 funktionierte das Zusammenspiel auch offensichtlich: Ende April präsentierte Arxes den größten Dienstleistungsauftrag seiner Geschichte, als man von BMW beauftragt wurde, die komplette Hardware aus dem Supportcenter des Herstellers zu verwalten. Darüber hinaus stellte das Unternehmen zahlreiche neue Mitarbeiter ein. Nur die von Faulhaber angekündigten Übernahmen blieben aus.

Knackpunkt im Juni 2006

Wie ChannelPartner erfuhr, sollte dann die erste große Investition doch der Knackpunkt zwischen Faulhaber und anderen Führungspersonen, wie Mitvorstand Jürgen Peter und dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Vobis-Gründer Theo Lieven auf der einen und dem niederländischen Investor auf der anderen Seite werden. So meldeten Arxes und Waterland im Juni 2006, Stinnes Data Service GmbH gekauft zu haben.

Das 160 Mann starke Unternehmen, das sein Geld mit umfangreichen Hosting-Services verdiente, passte aus Sicht von Faulhaber ideal zu seinem Unternehmen: "Die umfangreichen Rechenzentrums-Dienstleistungen und das SAP-Know-how von Stinnes Data Service vervollständigen weiter unser Portfolio und bilden einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zum Full-Service-Provider für den Mittelstand", so der Vorstandsvorsitzende in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Der Dienstleister werde ab sofort sämtliche Services von Stinnes Data Service vertreiben, hieß es weiter.

Unterschiedliche Vorstellungen

Lehnte sich Faulhaber damals zu weit aus dem Fenster? Es sieht danach aus. Das übernommene Unternehmen, das heute unter dem Namen SDS Business Service auftritt, blieb in der Folgezeit selbstständig und operativ weitgehend unabhängig von Arxes. Unklar ist allerdings, wie es zur plötzlichen Kursänderung kam - bis zum Redaktionsschluss war leider kein Statement von Seiten Waterland/Arxes zu bekommen.

Unternehmensnahe Kreise vermuten einen einfachen Grund: Waterland scheint in der Zwischenzeit andere Ziele für Arxes ausgegeben zu haben. Der Kölner Dienstleister solle sich auf Desktop-Services für den Mittelstand konzentrieren, so die neue Vorgabe.

Sicher ist: Die kurzfristigen Zahlen spielten eine Rolle. Arxes war es nicht gelungen, trotz des Rekordauftrags von BMW die Trendwende zu schaffen. Zwar stiegt der Umsatz stetig, doch der EBIT blieb das gesamte Jahr 2006 über im roten Bereich (Jahresergebnis 2006: - 0,5 Millionen Euro).

So konnte Faulhaber nur noch zweimal im restlichen Jahr 2006 persönliche Erfolge verbuchen, als Arxes im Herbst 2006 eine VoIP-Offensive sowie zwei kleinere Übernahmen meldete. Die Fronten waren gefestigt - die Vision, aus seinem Unternehmen einen Full-Service-Anbieter zu machen, war mit Waterland offensichtlich nicht mehr zu vereinbaren. Es kam, wie es kommen musste: Im Januar 2007 traten Faulhaber, sein Vorstandskollege Peter und Aufsichtsratvorsitzender Lieven von ihren Ämtern zurück.

Lesen Sie dazu auch den offenen Brief auf Seite 3 dieser Ausgabe.

Zur Startseite