Analysten sehen bei EADS kurzfristig keine Veränderungen

03.07.2007
Von Kirsten Bienk

Von Kirsten Bienk

Dow Jones Newswires

HAMBURG (Dow Jones)--Bei der European Aeronautic Defence & Space Co NV (EADS), Amsterdam, werden sich in den nächsten Monaten nach Einschätzung von Analysten keine bedeutenden Veränderungen in der Eigentümerstruktur ergeben. "Der französische Staat will seine Beteiligung von 15% nicht reduzieren", prognostiziert Analyst Ulrich Horstmann von der Bayerischen Landesbank am Dienstag im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Deswegen bleibe der Einfluss des Staates sehr hoch, und es sei nicht so ausschlaggebend, welche Manager diesen Einfluss umsetzen würden.

Der Staat werde nämlich aller Voraussicht nach seinen Einfluss immer geltend machen, sagte Horstmann. Damit stelle sich erneut die Frage nach der Börsenfähigkeit des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern. Für das Unternehmen hätte eine Reduzierung des französischen Anteils seiner Einschätzung nach immense Bedeutung. Denn so würde es weniger Platz für nicht betriebswirtschaftlich bedeutsame Fragestellungen geben, erwartet der Analyst.

Um die grundsätzlichen strategischen Interessen Frankreichs und auch Deutschlands zu wahren, nämlich die Verhinderung der Übernahme von EADS durch Russland oder die USA, sei es nicht zwingend notwendig, dass Frankreich mit 15% beteiligt bleibe. Hier könnte vielmehr die Konstruktion einer "Goldene Aktie" mögliche Befürchtungen zerstreuen und den Einfluss des Staates sicherstellen. Schließlich sei beim US-Mitbewerber Boeing auch nicht der Staat in dieser Höhe involviert, sagte Horstmann.

Eine weitere Stärkung des französischen Einflusses auf EADS bezeichnet Horstmann als "gefährliches Signal". Würde beispielsweise Louis Gallois künftig als alleiniger CEO an der Spitze von EADS stehen und der Chairman des Boards von deutscher Seite bestimmt, stelle sich doch die Frage, wie dieser Chairman bei Bedarf intervenieren könnte.

Ziehe er beispielsweise die "Daumenschrauben" an und kritisiere den CEO, werde aller Voraussicht nach Frankreich mit seinem 15%-Anteil entsprechend Druck auf den Chairman ausüben. Insofern seien bei dieser Eigentümerstruktur alle handelnden Personen "Marionetten". Und eine Veränderung des Managements ändere nichts daran, dass der französische Staat auch weiterhin das Sagen habe, sagte Horstmann.

Diese Vormachtstellung hindere aber andere Investoren an einem Einstieg in den Konzern, sagte Horstmann. Wahrscheinlich würden andere industrielle Investoren Aktien in einem bedeutenden Maß erst kaufen, wenn der staatliche Einfluss geringer werde.

Die vor geraumer Zeit beschlossene Reduzierung der Beteiligung seitens der industriellen Anteilseigner DaimlerChrysler und Lagardere sieht Horstmann ebenfalls vor diesem Hintergrund. Die betriebswirtschaftlich orientierten Investoren seien wahrscheinlich auch die Einmischung der Politiker Leid gewesen, schätzt Horstmann. Dies sei zu bedauern, denn an sich sei das Geschäft von EADS durchaus profitabel, und es sei deswegen ein Fehler, sich zurückzuziehen.

Die Änderung der Eigentümerstruktur ist für Analyst Stefan Halter von der HypoVereinsbank keine leichte Aufgabe. Zum einen seien in der Vergangenheit sehr komplizierte Strukturen und Verpflichtungen gewählt worden. Zum anderen stelle sich die Frage, welcher institutionelle Investor frei werdende Anteile übernehmen solle.

Es dürfte schwer werden, einen neuen Investor zu finden, solange das Airbus-Restrukturierungsprogramm "Power8" noch in den Anfängen stecke und beispielsweise keine Entscheidung über die Werksverkäufe getroffen worden sei, sagte er Dow Jones Newswires. Außerdem würden potenzielle Aktienkäufer noch die erste Auslieferung des neuen Großraumflugzeuges A380 abwarten. Schließlich schwebe noch die Frage einer Kapitalerhöhung über dem Konzern. Auch hier würden Investoren sicherlich erst genaue Erkenntnisse haben wollen, was auf sie zukomme.

Webseite: http://www.eads.com

-Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116,

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