Netzwerker kommen Entwicklern entgegen

Auch Cisco öffnet Betriebssystem IOS

17.12.2007
Einen Tag, nachdem Juniper sein Betriebssystem für Netzkomponenten offen legte, erklärte Cisco, ebenfalls sein Betriebssystem IOS zu öffnen - eine Chance für Netzwerk-Reseller.

Von Wolfgang Leierseder

Netzwerker brauchen Applikationen für ihre Komponenten. Sonst werden Letztere bald nicht mehr beachtet, sondern tun nur ihre Dienste. Das wissen die Netzwerker. Und reagieren darauf mit der Öffnung ihrer Betriebssysteme. Das hat zuerst 3Com getan, und jetzt folgen ihm Juniper Networks und Cisco.

Im Fall Cisco heißt das: Das hauseigene Betriebssystem für Netzkomponenten, IOS, wird für Entwickler geöffnet. Und mit einem quelloffenen Kernel versehen: sprich Linux. Cisco erklärte, Entwickler sollen die Möglichkeit haben, Applikationen zu schreiben, die die Dienste von IOS beziehungsweise die darunter liegende Router- und Switches-"Intelligenz" nutzen können.

Dieser Sinneswandel bei Cisco stellt nicht allein die prompte Reaktion auf Juniper dar, sondern zeigt darüber hinaus, dass Cisco entschlossen ist, mit Software der drohenden "Commodisierung" der Netzhardware zu begegnen. IOS müsse zu einer modularen Plattform weiterentwickelt werden, sagte Alan Baratz, bei Cisco weltweit verantwortlich für den Bereich Network Software und Systems Technology. Diese müsse sowohl bedarfsgerecht IOS-spezifische Dienste zur Verfügung stellen, als auch Entwicklern ermöglichen, Anwendungen zu schreiben, die plattformunabhängig und dynamisch auf IOS-Dienste zugreifen. IOS plus Applikationen solle ein unverzichtbarer Bestandteil ("Layer") geschäftskritischer Anwendungen werden. Dafür werde IOS in ein Unix sprich Linux-Betriebssystem umgeschrieben.

Hier veranschaulicht Cisco seinen Kunden und Partnern, was der Netzriese unter Unified Communications versteht.
Hier veranschaulicht Cisco seinen Kunden und Partnern, was der Netzriese unter Unified Communications versteht.

Von Ciscos neu gegründeter Softwaregruppe war zu erfahren, dass jegliche Software neben IOS "Unified Communications", Kollaboration und Netzwerkmanagement nun unter der Vorgabe gemeinsamer Ziele entwickelt werde. Geleitet von Don Proctor, versucht die Gruppe, Ciscos Vorstellung einer professionellen Zusammenarbeit ("Collaboration") sowohl unternehmensweit als auch mit Kunden und Dienstleistern, als festen Geschäftsprozess in Unternehmen zu etablieren. Zugleich solle die Netzwerkinfrastruktur die Plattform für alle IT-Services darstellen. Laut Cisco beschäftigt sich über die Hälfte der derzeit rund 20.000 Entwickler mit Software. Als Stichworte für IT-Dienste beziehungsweise Zusammenarbeit nennt Cisco Web 2.0, Video und Zusammenarbeit mittels Sprache, Ton und Daten selbst.

Meinung des Redakteurs

Die Öffnung der Betriebssyteme für Netzwerkkomponentenist in vollem Gang. Das ist erfreulich. Integratoren und VARs können Netze vergleichen und so Kunden mittelfristig beraten.

Junos für Entwickler und Partner

Juniper öffnet Router-Software

Netzwerker Juniper, in der Enterprise-Welt ein ernst zu nehmender Cisco-Konkurrent, möchte seine Netzkomponenten Router und Switches für Unternehmen und Carrier unentbehrlich machen. Und attraktiv, also für möglichst viele Anwendungen geeignet, die auf den Netzkomponenten laufen können.

Infolgedessen öffnet das Unter-nehmen jetzt sein Betriebssystem für diese Komponenten, Junos, und stellt eine kostenpflichtige Entwicklerwerkzeugkiste namens PSDP (Partner Solution Development Platform) zur Verfügung.

Mit dieser sollen Entwickler Applikationen schreiben, etwa in den Bereichen Sicherheit, kundenoptimiertes Bandbreiten-Management oder ereignisgesteuertes Routing.

Juniper greift mit der Freigabe einen Netzwerktrend auf, der heißt: Netzwerkkomponenten sollen vieles können, was bisher dem Mana-gement-Layer vorbehalten war wenn überhaupt. Andere Netzwerker wie Enterasys oder Extreme Networks, haben ihre Betriebssysteme standardisiert beziehungsweise bieten offene Schnittstellen an, sodass sie für Anwendungen offen sind. HPs Procurve-Abteilung geht noch mal einen anderen Weg; Sie bietet nur streng standardkonforme Komponenten an und verlagert "Intelligenz" in die Komponenten mittels eigener ASICs.

PSDP wird jährlich lizenziert. Dabei muss der lizenznehmende Partner an dem Open-IP-Solution-Development-Programm teilnehmen. Dafür erhält er auch technische und Vertriebsunterstützung.

Juniper sagte, die Firmen Aricent und Avaya seien bereits Partner.

WL

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