Australische Regierung will Telekomkonzern Telstra aufspalten

15.09.2009
Von Rachel Pannett und Lyndal McFarland DOW JONES NEWSWIRES

Von Rachel Pannett und Lyndal McFarland DOW JONES NEWSWIRES

CANBERRA (Dow Jones)--Der führende australische Telekomkonzern Telstra soll aufgespalten werden. Die Telstra Corp solle freiwillig ihr Netzwerk- und Großhandelssparte von der Endkundensparte trennen, forderte die australische Regierung am Dienstag. Damit solle der Weg für den Aufbau eines 43 Mrd AUD teueren Breitbandnetzes frei gemacht werden.

Sollte Telstra einer Aufspaltung nicht freiwillig durchführen könnte der Konzern dazu gezwungen werden. Ein am Dienstag ins Parlament eingebrachtes Gesetz würde der Regierung erlauben, eine "starke funktionelle Trennung" innerhalb des Konzerns durchzusetzen.

Mit diesem Schritt wolle man die Fehler der Vergangenheit korrigieren, sagte Kommunikationsminister Stephen Conroy. Die Dominanz im Festnetz habe es Telstra erlaubt, eine herausragende Wettbewerbsposition zu schaffen unter der Konkurrenten wie Optus, die australische Sparte der Singapore Telecommunications Ltd, gelitten hätten. Telstra sei derzeit einer der am stärksten integrierten Telekommunikationskonzerne der Welt, sagte Conroy. Der Konzern sei im Festnetz, Kabel sowie Mobilfunk stark vertreten.

Das Unternehmen sei enttäuscht, sagte Telstra-CEO David Thodey. Man sei jedoch bereit, mit der Regierung über die Optionen für eine Aufteilung des Unternehmens zu sprechen. Wettbewerber und die australische Verbraucher- und Wettbewerbsbehörde hatten eine noch stärkere Trennung der verschiedenen Telstra-Sparten gefordert als jetzt vorgeschlagen.

Sie verlangten, dass Telstra gezwungen werden müsse ihre verschiedenen Sparten und zugehörigen Assets in unterschiedliche Geschäftseinheiten einzubringen. Diese Geschäftseinheiten müssten komplett andere Eigentümer und Anteilseigner haben, forderten die Konkurrenten und Verbraucher- und Wettbewerbsbehörde. Dadurch sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, dass das ehrgeizige neue Breitbandnetz gegen das Angebot des bisherigen Marktführers konkurrieren kann.

Im April hatte die australische Regierung den Bau eines neuen Breitbandnetzes angekündigt, das unter Regie der Regierung entstehen soll. Für das Infrastrukturprojekt will Australien 43 Mrd AUD (umgerechnet rund 25,3 Mrd EUR) investieren. 90% der Bevölkerung sollen Zugang zu dem Hochgeschwindigkeitsnetz mit einer Übertragungsrate von bis zu 100 MB pro Sekunde erhalten. Durch das neue Netz würde voraussichtlich ein Großteil des Festnetzes von Telstra nicht mehr benötigt.

Solange Telstra einer Aufspaltung nicht zustimmt, gelten harte Auflagen für den Telekommunikationskonzern. So will die Regierung dem Konzern untersagen, neues Mobilfunk-Spektrum zu erwerben so lange es noch mit 50% an dem Bezahlfernsehsender Foxtel beteiligt ist oder sein Kabelnetz besitzt. Sollte sich Telstra hingegen zur verlangten Aufspaltung bereit erklären, könnten diese Auflagen aufgehoben werden.

Vor diesem Hintergrund könne man nicht von einer "freiwilligen Aufspaltung" sprechen, sagte BBY-Analyst Mark McDonnell. Vielmehr werde Telstra die Pistole auf die Brust gesetzt. Sollte Telstra in Zukunft keinen Zugang mehr zu neuem Mobilfunkspektrum haben, werde dies zu starken Verwerfungen in der Mobilfunkindustrie führen, sagte McDonnell. Allerdings muss das australische Parlament dem am Dienstag eingebrachten Gesetz noch zustimmen. Dabei könnte die Regierungspläne auf Widerstand im Senat stoßen.

Webseiten: www.dbcde.gov.au www.telstra.com.au -Von Rachel Pannett und Lyndal McFarland, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 29725-104, unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/has/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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