Geschäftszahlen von Bechtle

Rekordumsatz und verhaltener Ausblick

freier Autor aus Waldenbuch
Der IT-Dienstleister Bechtle hat für das vergangene Jahr Zahlen vorgelegt, die sich sehen lassen können: Der Umsatz stieg 2014 um 13,5 Prozent auf 2,58 Mrd. Euro, das operative Ergebnis (EBIT) liegt mit 108,5 Mio. Euro um 19,2 Prozent höher. Der Ausblick ist allerdings verhalten.

Das Ergebnis je Aktie lag bei 3,63 Euro, was einem Anstieg um 0,6 Euro zum Vorjahr entspricht. Der Wert der Aktie stieg um 33,8 Prozent, so dass die Kapitalisierung nun bei 1,4 Mrd. euro liegt. Dass der Vorstand vorschlägt, die Dividende von 1,1 Euro auf 1,2 Euro pro Aktie zu erhöhen, verwundert nicht.

"Hinter uns liegt ein herausragendes Geschäftsjahr", freut sich Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG. "Wir verzeichneten über die gesamte Periode eine bemerkenswert dynamische Entwicklung mit zweistelligen Wachstumsraten, auch im Schlussquartal." Gegenüber dem Mitbewerb im Systemhausmarkt habe Bechtle Marktanteile gewinnen können. "Wir haben damit auch das Interesse internationaler Investoren geweckt", freut sich der CEO.

Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG, inmitten seiner Vorstandskollegen Michael Guschlbauer (l.) und Jürgen Schäfer: "Hinter uns liegt ein herausragendes Geschäftsjahr."
Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG, inmitten seiner Vorstandskollegen Michael Guschlbauer (l.) und Jürgen Schäfer: "Hinter uns liegt ein herausragendes Geschäftsjahr."
Foto: Bechtle

"Auf breiter Basis" habe das Unternehmen in seinen zwei Segmenten E-Commerce-Direktvertrieb und IT-Systemhaus & Managed Services zulegen können. "Das ist eine herausragende Teamleistung aller Bechtle Mitarbeiter, auf die wir stolz sind", so Olemotz. Wie schon 2011 spendierte sein Haus den Mitarbeitern einen Tablet-PC. "Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital und Teil unseres Geschäftsmodells", sagte er auf der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart. Die Mitarbeiterzahl stieg 2014 gegenüber dem Vorjahr um 5,7 Prozent auf 6.572 Personen.

Foto: Bechtle

Die Investition in Mitarbeiter zahlte sich demnach aus, denn offenbar gab es einen Sondereffekt zu bewältigen. Das Ende des Supports für Windows XP veranlasste viele Kunden im Inland, ihre Server/Client-Infrastruktur zu erneuern. Daher "war das Wachstum im inländischen Systemhaussegment mit 13,2 Prozent besonders stark", und dazu gehört auch das Projektgeschäft. Das Segment-EBIT wuchs um 22,6 Prozent auf 68,9 Mio. Euro (Vorjahr: 56,2 Mio. Euro). Weil die Personalkosten unterdurchschnittlich stiegen, erhöhte sich die EBIT-Marge in diesem Segment von 3,7 Prozent auf 4 Prozent.

In Bechtles Kriegskasse liegen nun inklusive der Wertpapieranlagen 156 Mio. Euro, genügend Mittel also, um die angefangene Expansion fortzusetzen. Im abgelaufenen Jahr erwarb Bechtle die österreichische Planet Software und die deutsche Firma Amaras. In Belgien gründeten die Neckarsulmer eine weitere Tochter der Konzernmarke ARP, um in den Beneluxländern besser präsenter zu sein. "In Belgien waren wir zuvor nur mit Bechtle direct und Comsoft vertreten", sagte Olemotz.

Eine andere Art der Internationalisierung verfolgt der Vorstand mit der Global IT Alliance, die Bechtle im vergangenen Jahr initiiert hat. Fünf Partner konnte Bechtle in den vergangenen Monaten bereits für die Allianz gewinnen. Einen Einstieg ins SAP-Geschäft lehnt Olemotz jedoch nach wie vor ab: "Dieser Markt ist von kleinen und kleinsten Lösungsanbietern geprägt." Bechtle sei auf Skaleneffekte angewiesen, die sich ab einer bestimmten Firmengröße ergäben.

Verhaltener Ausblick für 2015

Substantielle Investitionen der Kunden in Hardware stiegen in der DACH-Region um 3,8 Prozent, die für Software um 5,5 Prozent. Doch dieser Sondereffekt, der auf das Supportende von Windows XP und bald auch von Windows Server 2003 zurückzuführen sei, dürfte 2015 fehlen. Vielmehr erwarten die Marktforscher von EITO bei Hardware ein negatives Wachstum von -4,7 Prozent. "Der Trend zeigt eindeutig weg von Server & Desktop hin zu Enterprise Mobility", so seine Einschätzung. Das bestätigen auch die Marktzahlen von Gartner & Co.

Es gebe kaum noch Capital Expenditure (CapEx), sondern die Kunden drängten zu Operational Expenditure (OpEx). Dies ist das Betriebsmodell, mit dem Cloud Computing funktioniert. "IT-as-a-Service" ist für Olemotz eine ganz klare Forderung der Kunden. Hier kommen aber auch die sogenannten "Etailer" wie Amazon ins Spiel: "Gegen diese müssen wir unsere E-Commerce-Position verteidigen", so Olemotz, "und hier bringen wir die Beratungskompetenz unserer Mitarbeiter ins Spiel." Kurioserweise sieht sich Bechtle an seinem Stammsitz Neckarsulm in einen Kampf um qualifiziertes Personal verwickelt, den die AG auch gegen große Arbeitgeber wie den Autohersteller Audi führt, der dort ebenfalls ein Werk hat.

Außerdem rechnet der Vorstand mit Auswirkungen der Dynamik des Währungsmarktes. Der weiche Euro macht den Dollar sehr stark. Bechtle kauft aber sowohl in Europa als auch in den USA ein. Es entstehe ein allgemeiner Druck, die Preise zu erhöhen, doch die Frage sei, ob sich dies bei den Kunden durchsetzen lasse. "Nur wenn der Markt in der DACH-Region gut läuft, kommt es nicht zu Verschiebungen von Projekten", so Olemotz. Dieses Risiko könne im Endergebnis einen Unterschied von 5 bis 10 Prozent ausmachen.

Hoffnungsträger Industrie 4.0

"Wir sind größter HP-Partner in Deutschland und somit stark an HPs Einstieg in den 3D-Druck interessiert", erläutert der Vorstandschef. Mit 3D-Druck ist auch das Geschäft mit CAD-Software stark verknüpft. "Industrie 4.0 ist für uns ein Hoffnungsträger, und deshalb steht unsere nächste Hausmesse, die Competence Center Days, die am 25. und 26. März in Neckarsulm stattfinden, unter diesem Motto." Das Thema des vernetzten Unternehmens und des Internets der Dinge schlägt sich auch in einer eigenen Broschüre nieder, die dem Geschäftsbericht 2014 beigelegt ist. Allerdings: "Wir sehen uns nicht als Vorreiter in Sachen Industrie 4.0, begleiten das Thema aber eng und kooperieren mit Partnern wie etwa dem KIT, Karlsruher Institut für Technologie."

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