BenQ Mobile: Aderlass als Rettungsanker

19.10.2006

In der Zentrale von BenQ Mobile in München werden künftig rund 800 Mitarbeiter nicht mehr gebraucht, im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort verlieren rund 1.000 Beschäftigte ihre Jobs. Ihnen wird zwar wegen des laufenden Insolvenzverfahrens nicht gekündigt, es gibt aber keine Arbeit mehr für sie. Die betroffenen Mitarbeiter, die laut Prager bereits jetzt nicht mehr beschäftigt werden können, sollen in Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen gehen. Später sei der Übergang in eine Transfergesellschaft geplant, die weit mehr als 100 Millionen Euro benötige. Über das Insolvenzgeld sei sicher gestellt, dass die Betroffenen weiter ihr Geld erhielten.

Die IG Metall sieht angesichts des massiven Stellenabbaus bei BenQ Mobile jetzt den früheren Besitzer Siemens noch stärker in der Pflicht. "Ein Weltunternehmen wie Siemens darf sich nicht aus jeglicher Verantwortung für die Menschen stehlen können", sagte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer. Laut Forderung der Gewerkschaft müssen alle Beschäftigten, die ihren Job bei BenQ Mobile verlieren, für ein Jahr in einer Qualifizierungs- und Vermittlungseinheit aufgefangen werden. Das Geld dafür solle Siemens stellen. Nordrhein-Westfalens IG-Metall-Chef Detlef Wetzel forderte vom Siemens-Vorstand ein 200-Millionen-Euro-Nothilfeprogramm, was der Elektrokonzern umgehend zurückwies. "Wir sind bislang die einzigen, die einen substanziellen Beitrag als Hilfe für die betroffenen BenQ-Mitarbeiter geleistet zu haben, ohne dazu rechtlich verpflichtet zu sein", erklärte das Unternehmen mit Blick auf den von Siemens bereit gestellten Hilfsfonds über 35 Millionen Euro.

Bayerns Arbeitsministerin Christa Stewens (CSU) und der Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann (CDU), kündigten an, den betroffenen Beschäftigten solle "mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln" geholfen werden. Durch eine gezielte Weiterqualifikation und Beratungsangebote sollten den Beschäftigten neue Perspektiven und Chancen eröffnet werden. "Bayern und NRW werden, wenn nötig, die Hälfte der hierfür anfallenden Kosten übernehmen", hieß es. (dpa/ajf)

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