Falsche Verkaufsseminare

Betrüger kapern Amazon-Shops

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Vorsicht bei Seminarangeboten zu Amazon-Shops: Gauner versuchen derzeit, sich so Zugangsdaten zu verschaffen und Marketplace-Shops für Betrügereien zu missbrauchen.

Die Mitarbeiter eines Autohauses staunten nicht schlecht, als in ihrem Amazon-Shop plötzlich eine Miele-Waschmaschine angeboten wurde - und das auch noch zur Hälfte des üblichen Verkaufspreises.

Waschmaschine im Autohaus: Die Bezahlung soll auf ein Konto in Polen gehen.
Waschmaschine im Autohaus: Die Bezahlung soll auf ein Konto in Polen gehen.
Foto: Verbraucherzentrale NRW

Was wie ein schlechter Scherz klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Betrüger nutzen etablierte Shops auf dem Amazon-Marketplace, um Kasse zu machen. Zunächst werden Artikel in die regulären Shops eingeschleust, was bei der Fülle der jeweiligen Angebote zunächst kaum auffällt. Wenn sich ein Interessent, angelockt durch einen guten Preis und gute Bewertungen des Shops zum Kauf entscheidet, wird er zunächst um Kontaktaufnahme gebeten. Dort wird ihm eine Kontonummer für die Bezahlung mitgeteilt. Die Ware des Fake-Angebots wird allerdings nie geliefert.

Leidtragende dieser Betrugsmasche sind hierbei nicht nur die geprellten Kunden, sondern auch die Betreiber der gekaperten Web-Shops, die neben dem Unmut der Kunden auch noch mit dem Image-Schaden kämpfen müssen.

Im Falle des Autohauses wurden die Kunden durch "JANINA.MEIER999 GMAIL COM" zur dringenden Kontaktaufnahme gebeten. Als Bankverbindung wurde ein Konto in Polen angegeben. Wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen berichtet, hat eben jene Janina auch einen mit vier Sternen bewerteten Musikalien-Shop erfolgreich gekapert. Gleich mehrere Hundert Markengeräte hievte sie in die Auslage. Wohl wegen der vielen Nachfragen trafen die Mitarbeiter nicht mehr den richtigen Ton: "Wir verkaufen Musikanlagen und sonst nichts", bekamen Interessenten barsch zu lesen.

Kaufversuch bei "Janina"

Um mehr über die Masche zu erfahren, haben die Verbraucherschützer Janina & Co. verdeckt angeschrieben. Die angeblichen Verkäufer forderten in gebrochenem Deutsch zunächst Name und Anschrift des Interessenten. Diese Daten übertrugen sie in eine gefälschte Amazon-Bestellbestätigung. Darin stand obendrein die Aufforderung, den Kaufpreis als ungeschützte Vorkasse-Überweisung nach Polen zu senden.

Doch wie bekommen die Gauner die entsprechenden Daten, um die Shops manipulieren zu können? Vermutlich steckt ein gefälschtes Seminarangebot dahinter, in dem die Betrüger vorgeben, Shops zu optimieren oder international zugänglich zu machen.

Bereits vor zwei Jahren hatte die Verbraucherzentrale NRW gewarnt, dass immer wieder "Neue Verkäufer" tausende Billigangebote namhafter Technikprodukte in den Marketplace einschleusen. Die Verbraucherzentrale Nordrheinwestfalen spricht nun von "Amazon-Abzocke 2.0".

Die Verbraucherzentrale rät Kunden, ihre Käufe ausschließlich über die gesicherte Amazon-Kasse abzuwickeln. Fake-Angebote lassen sich nicht über das Amazon-Verfahren bezahlen. Stattdessen erhält der Kunde eine Fehlermeldung. Auf keinen Fall sollte man sich zu Vorkasse von Teilbeträgen oder gar dem kompletten Kaufpreis nötigen lassen.

Händlern auf dem Marketplace empfehlen die Verbraucherschützer, Vorsicht bei der Buchung von angeblichen Verkaufsseminaren walten zu lassen. Zudem sollte das Sortiment öfters einmal kritisch überprüft werden.

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