Bewerbung: Vom Bittsteller zum Problemlöser

09.01.2007
Von Madeleine Leitner
Eine Bewerbung funktioniert genau wie der Verkauf einer Ware: Wer was loswerden will, sollte dem "Kunden" vor allem klar machen, dass er die Lösung seiner Probleme sein könnte.
Bild: Photocase.com
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Wenn Personalabteilungen oder potentielle Arbeitgeber heutzutage Bewerbungsunterlagen erhalten, so stellen sie immer wieder fest, dass Bewerber eigentlich ausschließlich über sich selbst schreiben und sprechen. Ermuntert durch die einschlägigen Bewerbungsratgeber finden sie bei zunehmend standardisierter Form eine Anhäufung von Floskeln vor, die eigentlich nichtssagend sind. Erleichtert wird die Auswahl dadurch nicht.

Die Münchner Karriereberaterin Madeleine Leitner nennt diese typische Vorgehensweise von Bewerbern in Anlehnung an die berühmte Figur von Loriot das "Erwin-Lindemann-Syndrom" ("Ich bin Erwin Lindemann und möchte...").

Madeleine Leitner unterscheidet dabei zwei Grundtypen.

- Typ Selbstdarsteller: Den Ratschlägen der weit verbreiteten Bewerbungsratgeber folgend demonstriert er ein schier schwindelerregendes Selbstvertrauen. Er behauptet, "dynamisch, flexibel, belastbar" und noch viel mehr zu sein - oder eben das, was gerade im Trend liegt. Mehr als reine Behauptungen sind diese Aussagen aber nicht.

- Typ Bittsteller: Fast unterwürfig fleht er um die Gnade, eingeladen zu werden. Bittsteller erzeugen bestenfalls Mitleid und bekommen in der Regel eine freundliche Absage.

"Beiden Positionen ist gemeinsam, dass der Argumentation eine egozentrische Sicht zugrunde liegt: Ich bin, ich kann, ich will", so Madeleine Leitner. Und genau das sei der Fehler: "Viel sinnvoller wäre es aber, bei Bewerbungen als potentieller Problemlöser aufzutreten. Problemlöser sind für Arbeitgeber immer interessant".

Die Haltung des Problemlösers impliziert folgendes:

- man weiß wirklich, wo in diesem Unternehmen der Schuh drückt. Wenn sich ein Bewerber als sehr guter Fachmann darstellt, das Problem der Firma aber die Akquisition ist, liegt er schon daneben! Ein Problemlöser sollte also zunächst die tatsächlichen Probleme aus der Sicht des Unternehmens kennen.

- man muss GLAUBHAFT machen können, dass man diese Probleme auch lösen kann. Am glaubhaftesten ist man dann, wenn man ähnliche Probleme schon in der Vergangenheit erfolgreich gelöst hat. Floskeln wie "ich bin überzeugt davon, Ihre Erwartungen zu erfüllen" sind nichtssagend und können auch abschrecken.

- mit der Haltung des Problemlösers ist es möglich, die Chancen auf ein positives Ergebnis im Vorstellungsgespräch deutlich zu erhöhen. (mf)

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