Boeing erwartet keine Stornierungen der 787 durch asiatische Kunden

24.06.2009
Von Costas Paris

Von Costas Paris

DOW JONES NEWSWIRES

SINGAPUR (Dow Jones)--Nach der erneuten Verschiebung des Erstflugs des 787 Dreamliners erwartet Boeing keine Stornierungen durch Kunden in der Region Asien-Pazifik. "In der Vergangenheit hatten wir Stornierungen wegen der Wirtschaftskrise, doch wegen dieser Angelegenheit rechne ich nicht mit Stornierungen", sagte Boeing-Sprecherin Yvonne Leach zu Dow Jones Newswires. Es fänden Gespräche mit den asiatischen Fluggesellschaften über Kompensationszahlungen statt. Leach wollte jedoch keine Aussagen zur Höhe dieser Zahlungen machen.

Boeing hatte am Dienstag die erneute Verzögerung bei der 787 mit strukturellen Schwächen an den Seitenteilen des Flugzeugrumpfs begründet. Diese seien bei den jüngsten Tests aufgetreten. Noch vergangene Woche hatte es bei der Paris Air Show geheißen, das Flugzeug werde wie geplant noch in diesem Monat erstmals abheben. Wann der Erstflug nun stattfinden kann, ist weiterhin unklar.

Die Ingenieure benötigten mehrere Wochen, um das Problem zu bewerten. Erst danach könne ein neuer Termin für den Erstflug und ein revidierter Auslieferungsplan genannt werden, sagte die Boeing-Sprecherin. Um die Auslieferung zu beschleunigen, werde eine zweite Produktionslinie für die 787 erwogen. Jedoch sei dazu noch keine Entscheidung getroffen worden, erklärte Leach.

Die Boeing-Sprecherin zeigte sich zuversichtlich, dass die Airlines weiterhin der 787 die Treue halten und nicht zum Airbus A350 wechseln werden. Das Konkurrenzprodukt des europäischen Flugzeugherstellers soll 2014 auf den Markt kommen. Den ursprünglichen Planungen zufolge wollte Boeing den Dreamliner Anfang 2008 an die ersten Kunden ausliefern. Vor der jüngsten Verzögerung hieß es, das neue Flugzeug werde im ersten Quartal 2010 auf den Markt kommen.

In der Region Asien-Pazifik haben unter anderem All Nippon Airways (ANA), Singapore Airlines, Japan Airlines, Qantas, Air New Zealand und alle großen chinesischen Fluggesellschaften die 787 bestellt.

Der Erstkunde des Dreamliners, die ANA, reagierte am Dienstag enttäuscht auf die Verschiebung. Die japanische Airline, die ursprünglich die erste Maschine im ersten Quartal 2010 erhalten sollte, forderte Boeing auf, einen neuen Termin für die Auslieferung zu nennen.

Andere asiatische Kunden äußerten sich ähnlich. Qantas-Sprecher Simon Rushton zeigte sich enttäuscht über die erneute Verzögerung. Die Fluglinie sei jedoch zuversichtlich, dass es bei der Auslieferung zu keinen Verzögerungen kommen werde. Qantas soll ihre erste 787 für ihre Billigflugtochter Jetstar im zweiten Quartal 2010 erhalten.

Andere Fluggesellschaften dürften jedoch gegenüber Boeing einen deutlich kritischeren Ton anschlagen. Vergangene Woche hatte die Fluggesellschaft Qatar Airways der Boeing Co damit gedroht, Airbus zum exklusiven Flugzeuglieferanten zu machen und die Aufträge für die Boeing 787 bzw Boeing 777 zurückziehen. Der Grund für einen möglichen Rückzug seien die zahlreichen Verzögerungen bei beiden Projekten, hatte Qatar-Airways-CEO Akbar Al Baker zu Dow Jones Newswires auf der Pariser Luftfahrtmesse in Le Bourget gesagt.

Auch von Virgin Atlantic Ltd war deutliche Kritik zu hören. "Sie können nicht dauernd ein Datum auswählen und es verpassen - die Branche hängt von ihnen ab", sagte Airline-Sprecher Paul Charles. Virgin Atlantic hat 15 Dreamliner bestellt, die 2013 ausgeliefert werden sollten. Die Fluggesellschaft verhandelt mit Boeing bereits nach früheren Verzögerungen über Kompensationszahlung. Am Montag gab Virgin Atlantic bekannt, über den Kauf von 50 Airbus A350 zu verhandeln.

Boeing hat bislang mehr als 850 Aufträge für die 787 erhalten. Der Dreamliner benötigt nach Konzernangaben ein Fünftel weniger Treibstoff als andere Flugzeuge dieser Größenordnung und verursacht niedrigere Wartungskosten. Auch deshalb warten Kunden teilweise sehnsüchtig auf die 787. Bei anderen Fluglinien, die durch die gegenwärtige Krise finanziell stärker unter Druck geraten sind als manche Wettbewerber, dürfte sich die Verärgerung hingegen in Grenzen halten: Durch die verspätete Lieferung der Flugzeuge müssen diese erst später bezahlt werden, gleichzeitig dürften die Fluglinien Millionen an Kompensationszahlungen erhalten.

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