Eigenschaften in Stellenanzeigen

Braucht man in der IT "weibliche" Soft Skills?

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Teamfähig, kommunikationsfähig, motiviert: Typisch weibliche Soft Skills? Wir haben zwei Managerinnen gefragt, welche Soft Skills in der IT gefragt sind und ob Frauen anders führen als Männer.

Frauen sind generell kommunikationsfähig, teamfähig und kontaktfreudig, Männer analytisch, zielstrebig und ehrgeizig. Ein Geschlechterklischee? Forscherinnen der Technischen Universität München haben herausgefunden, dass es von den Formulierungen der Stellenanzeige abhängt, ob sich auch Frauen darauf bewerben. Bestimmte Eigenschaften assoziieren wir eher mit Männern – "offensiv", "zielstrebig", "analytisch" -, andere eher mit Frauen, wie etwa "verantwortungsvoll", "engagiert" oder "kontaktfreudig".

Von den Formulierungen einer Stellenanzeige hängt oft ab, ob sich auch Frauen darauf bewerben. Gerade Soft Skills wie Kommunikation und Networking sind in der IT wichtig: Dass sie dort fehlen, wird häufig bemängelt.
Von den Formulierungen einer Stellenanzeige hängt oft ab, ob sich auch Frauen darauf bewerben. Gerade Soft Skills wie Kommunikation und Networking sind in der IT wichtig: Dass sie dort fehlen, wird häufig bemängelt.
Foto: Syda Productions - Fotolia.com

Firmen wollen weibliche Soft Skills

Will ein Entscheider gezielt mehr Frauen anwerben, sollte er diesen Aspekt bei der Ausschreibung berücksichtigen. Laut Stellenindex des Personaldienstleisters Adecco wünschen sich etliche Arbeitgeber, dass küntige Mitarbeitern auch weiblich konnotierte Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Motivation oder Kommunikationsstärke mitbringen. Ebenfalls weit oben rangierten die Eigenschaften "zuverlässig" und "strukturiert". Aber in IT-Stellenanzeigen, wie auch in Annoncen für Management, Einkauf und Consulting, dominieren Begriffe, die eher männlich verstanden werden, so Adecco. Braucht man in der IT "weibliche" Soft Skills nicht?

"Wir brauchen jede Frau in der IT." Christiane Vorspel, CIO der Commerzbank.
"Wir brauchen jede Frau in der IT." Christiane Vorspel, CIO der Commerzbank.
Foto: Commerzbank

In den Augen von Christiane Vorspel, Commercial Banking CIO bei der Commerzbank, sind Soft Skills ganz wichtig, werden aber "zu oft vernachlässigt." Müssen es "weibliche" Soft Skills sein? Vorspel ist da vorsichtig: "Man muss aufpassen, dass man nicht in Stereotypen hineingerät. Schließlich hat jeder noch einen kulturellen und persönlichen Hintergrund." Das wirke sich natürlich auf die Soft Skills aus. "Außerdem sind einige unserer besten Analysten weiblich", sagt Vorspel lachend - und widerlegt damit gleich, dass "analytisch" mit "männlich" gleichzusetzen ist.

In einer Beziehung hinken Frauen aber Soft-Skill-technisch hinterher, meint IT-Managerin Vorspel: "Frauen wollen nach Aufgaben gefragt werden und denken oft, dass der Chef doch sehen müsse, dass man sich Mühe gebe. Es ist auch ein Soft Skill, dass man sagt, wenn man mehr Verantwortung möchte." Frauen hätten da häufig eine andere Erwartungshaltung.

Dagegen ist sich Isabelle Droll, CIO der Tuifly, sicher: "Ich glaube schon, dass wir Frauen andere Soft Skills als Männer haben. Wir können besser netzwerken. Allerdings haben wir darin weniger Übung. Verbindungen wie den Rotary-Club haben wir nicht. Ich glaube auch, dass wir anders und mehr kommunizieren."

ITler kommunizieren oft nur virtuell

Gerade Soft Skills wie Kommunikation und Networking sind in der IT wichtig: Dass sie dort fehlen, wird häufig bemängelt. "Ich glaube, in der IT ist es besonders ausgeprägt, dass zu wenig kommuniziert wird", sagt Droll. Sie hat einen MBA, kommt nicht direkt aus der IT. "Ich versuche, zu moderieren und möchte die Leute dazu bringen, miteinander zu sprechen." In der IT werde vor allem zu viel virtuell kommuniziert, meint die IT-Leiterin, und erzählt: "In einem konkreten Fall habe ich einige Mitarbeiter dazu gebracht, mindestens einmal in der Woche mit unserem externen Provider zu telefonieren. Die Zusammenarbeit funktioniert seitdem besser."

Im IT-Bereich sind Isabelle Droll vor allem die Moderationsfähigkeiten wichtig: "Ich achte sehr darauf, ob eine Person zuhören kann und in der Lage ist, eine Gruppe zu animieren. In der Einstellungsphase lässt sie Bewerber Cases machen. "Da sieht man sehr deutlich, ob jemand kollaboriert oder sich in seiner Lösung einsperrt", meint Droll. Das sieht auch Vorspel so: "Die IT besteht nicht nur aus rein analytischen Prozessen. Es ist auch sehr viel Verhandlungsgeschick gefragt. Es kommt darauf an, wie man Fragen stellt und wie man zuhört." Diese Skills würden gerade in der IT häufig übersehen.

Zwar will Droll von IT-Nerd-Klischees nichts wissen. Aber: "Man muss auch sehen, dass Programmieren Konzentration und Ruhe erfordert und nicht unbedingt Kommunikationsfähigkeiten", sagt Droll. "Kaum jemand kann gleich gut netzwerken und Code schreiben." Ihre Rolle als Führungskraft in der IT sieht sie daher auch eher darin, zu moderieren. "Ich habe 50 Mitarbeiter mit sehr viel IT-Erfahrung - ich habe meine Kompetenzen in den Soft Skills und im Controlling."

Zur Startseite