China stellt weiteren Ausbau der Schnellbahn in Frage - FTD

04.03.2010
PEKING (Dow Jones)--Die chinesische Regierung stellt einem Zeitungsbericht zufolge den weiteren Ausbau ihrer Hochgeschwindigkeitsstrecken in Frage. Die teuren Schnellzüge haben zu wenige Passagiere, um kostendeckend zu fahren. Regierungsbeamte zweifeln zunehmend an der Wirtschaftlichkeit der Projekte, wie die "Financial Times Deutschland" (FTD - Donnerstagausgabe) unter Berufung auf staatliche chinesische Medien berichtete.

PEKING (Dow Jones)--Die chinesische Regierung stellt einem Zeitungsbericht zufolge den weiteren Ausbau ihrer Hochgeschwindigkeitsstrecken in Frage. Die teuren Schnellzüge haben zu wenige Passagiere, um kostendeckend zu fahren. Regierungsbeamte zweifeln zunehmend an der Wirtschaftlichkeit der Projekte, wie die "Financial Times Deutschland" (FTD - Donnerstagausgabe) unter Berufung auf staatliche chinesische Medien berichtete.

Bislang wollen die Chinesen bis 2020 ein Hochgeschwindigkeitsnetz von 18.000 Kilometern Länge bauen, dass die 70 größten Städte des Landes verbindet. Ein Teil des Binnenflugverkehrs soll auf die umweltfreundlichere Schiene verlagert werden. Allerdings nutzen die Strecke von Peking nach Tianjin, die 2008 in Betrieb genommen wurde, jährlich nur 18 Millionen Fahrgäste. Erwartet worden waren 38 Mio, schrieb die Zeitung.

Angesichts des Sparkurses der Regierung müssten die Projekte deshalb um ihre Finanzierung fürchten. Die Kosten für Gleis-Trassen und Bahnhöfe dürften dem Eisenbahnministerium bis 2020 Schulden von 3.000 Mrd Yuan (324 Mrd EUR) bescheren. Im vergangenen Jahr seien die Investitionen um 78% auf 600 Mrd Yuan gestiegen und sollen sich 2010 auf 700 Mrd Yuan erhöhen, so die FTD.

Für die Bahnindustrie waren Chinas Investitionen in den letzten Jahren aber ein wichtiger Wachstumstreiber. Die Hochgeschwindigkeitszüge fahren fast ausschließlich mit deutscher, französischer oder japanischer Technologie. Nun müssten die Konzerne laut FTD "um ihr Wachstum bangen."

Der deutsche Bahntechnikkonzern Vossloh, der Aufträge für Hochgeschwindigkeits-Schienenbefestigungen erhalten hatte, zeigte sich auf Anfrage gelassen: "Eine geänderte Haltung zum Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene in China haben wir bisher nicht wahrnehmen können", sagte ein Vossloh-Sprecher.

Die Siemens AG, die unter anderem Aufträge für Hochgeschwindigkeitszüge und Signaltechnik aus China erhalten hat, zeigt sich unbeeindruckt. "Alle Indikatoren, die wir haben, zeigen in die andere Richtung", sagte ein Sprecher. "Wir sehen ein unverändert hohes Wachstumspotenzial, von dem Siemens profitieren wird."

Die Vossloh-Aktie handelte am Mittag bei 73,50 EUR 1,4% im Minus. Das Siemens-Papier verlor ebenfalls 1,4% auf 66,26 EUR.

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