AWS re:invent

"Cloud ist die neue Norm"

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Am ersten Tag der AWS-Konferenz (Amazon Web Services) re:invent in Las Vegas ging es ein bisschen um Technik, hauptsächlich aber um Kunden. Referenzkunden.

Die Keynote am ersten Tag wurde von AWS-Manager Andrew Jassy mit der Ansage "Dies ist keine Sales- und Marketing-Konferenz" eröffnet. Die re:invent sei vielmehr eine, auf der Entwickler und Kunden sich fortbilden sowie miteinander vernetzen und untereinander austauschen könnten.

Mit Amazon Aurora gegen Oracle

Jassy hatte natürlich eine Reihe von Produktankündigungen im Keynote-Gepäck. Die wohl wichtigste: "Amazon Aurora", eine neue MySQL-kompatible Datenbank in der Cloud, an der AWS angeblich schon seit Jahren im Verborgenen entwickelt. Amazon Aurora soll 5 Mal mehr Leistung bieten als ein Standard-MySQL und nur ein Zehntel so viel kosten wie vergleichbar performante, proprietäre RDBMS - eine klare Kampfansage vor allem in Richtung Larry Ellison und Oracle. Ein paar Eckdaten zu Amazon Aurora: Sechs Millionen Inserts oder 30 Millionen Selects pro Minute, Sechs-Wege-Replikation über drei Verfügbarkeitszonen, weitere HA-Features, Preis ab 29 US-Cent pro Minute (r3.big).

Weiter kündigte Jassy eine Reihe von Tools für Code-Management und Deployment ("AWS CodeDeploy", "AWS CodePipeline", "AWS CodeCommit") an, die teilweise aber erst Anfang 2015 kommen. In puncto Sicherheit und Compliance - seit vergangener Woche ist AWS auch gemäß ISO 9001 zertifiziert - gibt es ab sofort einen Key Management Service für Anwender, die ihre Keys für die Verschlüsselung selbst verwalten möchten oder müssen.

Der neue Dienst AWS Config, aktuell im Preview-Stadium, ermöglicht das Auditing aller genutzten Resourcen und ihrer wechselseitigen Abhängigkeiten. Ab Anfang 2015 ermöglicht können IT-Abteilungen ihre mit AWS aufgesetzten Dienste über den AWS Service Catalog zentral verwalten und bereitstellen. Alle heutigen Produktankündigungen hat Jeff Barr für Interessierte bereits gewohnt ausführlich im Amazon Web Services Blog beschrieben.

Immer mehr Kunden gehen "All-in"

Als zentrale Botschaft versuchte Andy Jassy zu vermitteln, dass immer mehr auch richtig große Unternehmen mit sensiblen Daten ihre IT zunehmend voll und ganz in die Amazon-Cloud verlagern. Treiber dafür seien für gewöhnlich weniger Kosten als vor allem der Wunsch nach mehr Agilität und Innovation.

Schützenhilfe holte sich der AWS-Manager auf der Keynote-Bühne unter anderem vom Baseball-Vermarkter MLB, der für sein neues Analysesystem "Statcast" pro Saison 17 Petabyte Rohdaten generiert, von Philips, dessen Manager Jeroen Tas ungeahnte neue Möglichkeiten im digitalen Gesundheitswesen skizzierte, vom Finanzdienstleister - und bisher gern mal Micrsoft-Azure-Referenzkunden - Intuit, der sukzessive all seine Applikationen in die AWS-Cloud packt (aktuell sind dort schon 33 inklusive mint.com plus 26 Service und acht unterstützende Tools) sowie vom CPG-Riesen Johnson & Johnson, der unter anderem im kommenden Jahr mehr als 25.000 Arbeitsplätze mit Amazon Workspaces in eine VDI-Umgebung überführen will.

Als prominente "All-in"-Kunden nannte Jassy neben Intuit unter anderem den Videostreamer Netflix, die deutsche Hotelkette Kempinski, das Medienhaus Time Inc, aber auch weitere durchaus namhafte ISVs wie Infor, Acquia, Splunk und Informatica. Auf den Keynote-Charts mit Referenzkunden fanden sich unter anderem DowJones, das WSJ.com bei AWS hostet, und die "Financial Times", die Daten von 450.000 Online-Kunden mit Hilfe von Amazon Redshift analysiert. Als besonderes "Schmankerl" wurde auch unser Best-in-Cloud-Gewinner 2014 Talanx vorgestellt.

Kein Wort zur Profitabilität

"Wir haben eine Menge mehr Funktionen als unsere Wettbewerber", bügelte Jassy in einem mittäglichen Q&A mit der Presse im Nachgang zur Keynote die lästige Frage nach der Profitabilität von Konzernmutter Amazon (Zahlen für AWS weist dieser traditionell nicht separat aus) im Vergleich zu den aufstrebenden Cloud-Mitbewerbern Microsoft und Google ab. Und man werde natürlich mit Investitionen dafür sorgen, dass das auch so bleiben werde.

Zum trendigen Thema Containerisierung, Stichwort Docker, schwieg sich Jassy auf der Keynote-Bühne einstweilen aus. Er durfte schließlich nicht Amazon-CTO Werner Vogels die sprichwörtliche Butter vom Brot nehmen - @werner bestreitet nämlich die Keynote am zweiten Tag der re:invent, über die wir morgen berichten.

Hinweis: Amazon Web Services übernimmt die Kosten für Thomas Cloers Reise zur re:invent.

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