Conergy will bei Refinanzierung Schulden reduzieren - Kreise

13.07.2010
Von Eyk Henning, William Launder und Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRES

Von Eyk Henning, William Launder und Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF/FRANKFURT (Dow Jones)--Das Solarunternehmen Conergy ist Kreisen zufolge mit seinen Kreditgebern über eine Verlängerung der Darlehen grundsätzlich einig. Um jedoch eine Reduzierung der Schuldenlast zu erreichen und nicht lediglich eine Verlängerung der Ende Juli auslaufenden Kredite von über 500 Mio EUR zu erwirken, verhandelt der TecDAX-Konzern weiter und drängt dabei auf einen Schuldenschnitt bzw einen Tausch von Fremd- in Eigenkapital, wie mehrere mit der Sache vertraute Personen sagten. Eine weitere Option ist zudem der Einstieg eines neuen Investors.

Den Angaben mehrerer mit der Angelegenheit vertrauter Personen zufolge ist die fällige Verlängerung der Kredite bereits in trockenen Tüchern. "Die Banken sind bereit, sofort einen Vertrag aufzusetzen, einen Zinssatz zu kalkulieren und die Darlehen zu verlängern", sagte etwa einer der Insider zu Dow Jones Newswires. Diese Einschätzung wird durch Angaben aus Finanzkreisen bestätigt. "Da bei Conergy im Insolvenzfall kaum Liquidationsmasse besteht, müssten die Fremdkapitalgeber deutliche Abschreibungen vornehmen. Das Insolvenzszenario ist folglich völlig unrealistisch", hieß es in Bankenkreisen.

An die Frage der Refinanzierung ist die Zukunft der Conergy AG geknüpft. Die Hamburger müssen Ende Juli eine Kreditlinie von 450 Mio EUR zurückführen. Auch über eine weitere halbjährlich zu tilgende Tranche von insgesamt noch 75 Mio EUR wird verhandelt. Die eigentlich Ende Juni fällige Rate von 18,8 Mio EUR hat Conergy in Absprache mit den Banken vorerst zurückgehalten, wie zu hören war. Sollte Conergy die Refinanzierungsvereinbarung wider Erwarten nicht zum Abschluss bringen, droht der Gang zum Insolvenzrichter.

Da Conergys Kapitalstruktur allerdings wenig Bewegungsspielraum bietet, ist es mit einer Verlängerung der Rückzahlungsfristen allein nicht getan. Am Ende des ersten Quartals lag die Eigenkapitalquote unterhalb von 15%, die Nettoverschuldung betrug fast das Zweieinhalbfache des Eigenkapitals. Zwar brauchen Unternehmen in Wachstumsmärkten wie Conergy generell mehr Fremdkapital. Konkurrenten wie Solarworld oder Q-Cells stehen mit über 30% jedoch deutlich besser da.

Conergy-Chef Ammer, der in schwerer Zeit die Führung übernahm und das Ruder herumgerissen hat, wird bald abtreten. Seine Mission ist, das Unternehmen zukunftsfest zu machen. Dazu gehört auch eine solide Finanzierung. "Sie können davon ausgehen, dass Ammer seinem Nachfolger nicht einen solch hohen Schuldenberg hinterlassen will", hieß es aus Verhandlungskreisen.

"Conergy drängt auf einen Schuldenschnitt und/oder einen Tausch von Fremd- in Eigenkapital", hieß es von einer weiteren informierten Person. Ein Anzeichen, das für ein derartiges Szenario spreche, sei der zuletzt rege Handel in Conergy-Schuldtiteln. "Zuletzt trennten sich einige der zuvor 19 Gläubigerbanken komplett von ihren Kreditforderungen gegenüber Conergy", sagte eine mit der Sache vertraute Person.

Die verbliebenen Gläubiger dürften jedoch wenig Interesse an einer solchen Transaktion haben, um Abschreibungen oder das riskante Engagement als Eigentümer zu vermeiden. Den letzteren Weg war die Dresdner Bank gegangen, als sie Ende 2008 als Retter einsprang und eine Kapitalerhöhung zeichnete. Seitdem diese von der Commerzbank übernommen wurde, ist das Finanzinstitut mit über 37% größter Aktionär. Schon damals hieß es im Prospekt für die Kapitalerhöhung, dass die Anteile auch im Rahmen von Fusionen und Übernahmen eingesetzt werden könnten.

Eine weitere Möglichkeit sei daher, einen neuen Investor an Bord zu holen, hieß es in Finanzkreisen. Und auch im Umfeld des Unternehmens spricht man von der Möglichkeit eines strategischen Investors. Details dazu waren zunächst jedoch nicht zu erfahren. Dass die Commerzbank sich früher oder später als Eigentümer zurückziehen muss, ist jedoch allen Beteiligten klar. Conergy wollte die Informationen nicht kommentieren.

Eine erneute Kapitalerhöhung zur finanziellen Gesundung ist für die Conergy AG derweil ausgeschlossen. Nach deutschem Recht darf ein Unternehmen keine neuen Aktien zu einem Kurs unter dem Nennwert von 1 EUR platzieren. Die Conergy-Titel handeln derzeit bei rund 0,73 EUR.

Ob Conergy der große Wurf bei der Bilanzsanierung bis Ende Juli gelingt, ist zumindest fraglich. "Die Conergy-Gläubiger werden voraussichtlich zunächst den Bruch von Kreditklauseln absegnen bzw die Kredite verlängern, bevor die umfassende Restrukturierung der Bilanzstruktur über die Bühne geht", sagte eine der mit dem Prozess vertrauten Personen.

In Unternehmenskreisen gibt man sich entspannt, nicht zuletzt, weil die von CEO Ammer eingeleitete Restrukturierung Früchte trägt und der Markt brummt. "Conergy ist operativ wieder profitabel und das zweite Quartal wird wahrscheinlich gute Zahlen liefern", hieß es und weiter: "Es gibt keinen Zeitdruck. Ammer hat jetzt alle Karten in der Hand".

Webseite: www.conergy-group.com -Von Eyk Henning, William Launder und Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 211 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/eyh/sjs/brb

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