Qualcomm

Connected Car - so fährt das Auto 2020

Der Freie Autor Lenz Nölkel war sechseinhalb Jahre lang Senior Communication Manager und Editor In Chief bei der evernine Group.
Elektroautos, vernetzte Fahrzeuge, digitale Tachos – das Auto wird in Zukunft wie ein Smartphone bedienbar sein. Chiphersteller Qualcomm sieht jedoch noch einige andere Weltneuheiten im Bereich Automotive vor. ChannelPartner war im Münchner Office des US-Unternehmens zu Besuch.
 
  • Elektroauto ohne Akku
  • „Halo“ - induktiver Ladestandard von Qualcomm
  • Connected Car wie eine App bedienen

Kaum einer, wenn nicht aus der Branche, wird Qualcomm kennen. Doch die Produkte des Unternehmens stecken in fast jedem heutigen elektrischen Produkt. Vom Smartphone über Tablet bis hin zur Luxuslimousine erstreckt sich der Markt des Chipherstellers.

In einer kleinen Werkstatt in München präsentiert Qualcomm mehrere voll funktionierende Prototypen von Halo und die neuesten Entwicklungen des Connected Car.
In einer kleinen Werkstatt in München präsentiert Qualcomm mehrere voll funktionierende Prototypen von Halo und die neuesten Entwicklungen des Connected Car.
Foto: Qualcomm

Gerade im Mobile-Bereich versorgt das Unternehmen die wichtigsten Hersteller mit Prozessoren und mehr - zu nennen sind beispielsweise Huawei, LG oder Samsung.

Nun geht Qualcomm einen zusätzlichen Weg und entwickelt neue Technologien für das Connected Car. Anlass hierfür gibt es genug: Das US-Unternehmen verfügt seit Jahrzehnten über Patente, etwa für induktives Laden oder Car-to-Car Vernetzung sowie im Bereich des Netzwerkstandards LTE.

Flottes Internet und kabellose Ladevorgänge

Gerade in Hinblick auf die Konnektivität entwickelt Qualcomm zurzeit neueste Standards. Alles - unterm Strich - für das vernetzte Auto. Zwar würde das neue 5G-Netz auch für Smartphones und Co. dienen, doch wolle man laut Qualcomm vor allem in punkto Automotive für ein flächendeckendes, stabiles und schnelles Internet sorgen.

Bis 2020 soll das dann so aussehen:

  • Wi-Fi und 4G existieren weiterhin, dienen aber nur noch als Notfall-Internet

  • An frequentierten Standorten wird 5G implementiert, um vielen Usern einen Zugang zum Internet zu ermöglichen

  • In den kommenden Jahren ab 2020 beginnt das flächendeckende Rollout von 5G

Das Ganze hat natürlich einen Hintergrund. Qualcomm will das vernetzte Auto vorantreiben, das wiederum gelingt nur mit einem stabilen Internet. Frühwarnsysteme, Kartenmaterial in Echtzeit oder gar Streaming-Dienste für die Mitfahrer sind hier nur einige Beispiele. Auch eCalls für Notfälle oder etwa Benachrichtigungen bei schlafenden Fahrern sind elementare Bestandteile der Qualcomm Agenda bis 2020.

Innovative Technologien für Automobilhersteller

Vom einfachen Touchscreen bis hin zur Komplettausstattung mit fünf Displays im Auto bietet Qualcomm bereits jetzt erste Lösungen. Selbst der Tacho wird dabei zum Bildschirm und zeigt etwa die Navigation direkt am Lenkrad an oder analysiert die Müdigkeit des Fahrers - abgesehen vom gläsernen Konsumenten sind das spannende Ideen.

Das Auto der Zukunft wird wie ein mobiles Endgerät nutzbar sein.
Das Auto der Zukunft wird wie ein mobiles Endgerät nutzbar sein.
Foto: Qualcomm

Doch wo die Innovation voranprescht, muss die Technologie mithalten. Exklusiv für das Connected Car hat Qualcomm deshalb mit dem s820A Prozessor den ersten Chip nur für Automotive entwickelt. Der Clou: Wenn der Chip eines Tages nicht mehr mit den Anforderungen mithalten kann, wird er simpel modular ausgetauscht - die passende Kassette versteckt sich hierbei im Handschuhfach.

Qualcomm selbst bleibt als Hersteller jedoch stets im Hintergrund und bietet seine Lösungen in Form von Lizenzen seinen Kunden an. Will ein Automobilhersteller etwa das erste voll-vernetzte Auto, so begleitet Qualcomm den vollständigen Entwicklungsprozess bis zur Fließbandproduktion. Erst dann fließt Geld an Qualcomm, erst dann wird aus dem White Label etwa der erste vernetzte 5er BMW.

Laden ohne Steckdose

Bereits seit mehr als zwei Jahren bietet Qualcomm mit "Halo" einen induktiven Ladestandard für Elektroautos. Das Fahrzeug einfach über eine Bodenplatte parken und das System zeigt an, ob geladen werden kann oder umgeparkt werden muss. Das klingt simpel, doch in Halo steckt noch wesentlich mehr.

So verstecken sich in der Bodenplatte des Systems viele Sensoren, die etwa metallische Gegenstände oder Lebewesen, die dem elektromagnetischen Feld nicht ausgesetzt werden sollten, erkennt. Legt sich etwa eine Katze auf Halo, so wird der Ladevorgang unterbrochen, bis das Tier den Platz verlässt.

In Paris wird Halo noch dieses Jahr in Straßen integriert. So können Elektroautos ganz ohne Akku fahren.
In Paris wird Halo noch dieses Jahr in Straßen integriert. So können Elektroautos ganz ohne Akku fahren.
Foto: Qualcomm

Und die Zukunft von Halo beginnt erst. Qualcomm plant mit der Zukunft des Elektroautos auch seinen Ladestandard weltweit in Straßen zu integrieren. In der Zukunftsvision könnten so Elektroautos unendliche Strecken fahren, ohne jemals zum Laden parken zu müssen.

Zusätzlich könnte der dauerhafte Ladevorgang aber noch einen realistischeren Plan erfüllen: Denn gerade in Großstädten könnte der flächendeckende Einsatz von Halo den Akku im Auto erheblich reduzieren - dauerhaftes Laden würde einen geringeren Bedarf bei der Speicherkapazität bedeuten. Hierbei plant Qualcomm Halo in die Straßen direkt zu implementieren. So wären flexible Kurzstreckenfahrten mit speziellen City-E-Autos ohne Probleme möglich.

Der Erste Ausbau ist bereits geplant: Noch dieses Jahr kommt ein sogenannter "Dynamic WEVC Track" nach Paris. Hier können dann erste Elektroautos mit bis zu 120 Stundenkilometern komplett ohne Akku unterwegs sein. (rw)

Zur Startseite