Bei Lieferung an AfD-Fraktion

Cyberport sorgt mit politischen Statement für Aufsehen



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Ein Versandhändler, der einem politisch zweifelhaften Kunden seine Meinung sagt? Wäre eigentlich angenehm unkonventionell. Doch von den klaren Worten auf einer Lieferung an die Thüringer AfD-Fraktion hat sich Cyberport bereits distanziert.
Ein nicht ganz dem Wunsch des Empfängers entsprechendes Adressetikett sorgt bei Cyberport für Aufregung
Ein nicht ganz dem Wunsch des Empfängers entsprechendes Adressetikett sorgt bei Cyberport für Aufregung
Foto: Screenshot mopo24.de

"NAZIS RAUS!" stand in großen Druckbuchstaben neben dem Empfängernamen auf einem Paket, das der Dresdner Elektronikversender Cyberport an die AfD-Fraktion im thüringischen Landtag lieferte. Eine solche Meinungsäußerung auf dem Adressetikett eines Versandhändlers ist zwar unüblich, könnte Cyberport aber durchaus Sympathien in breiten Kreisen bescheren - schließlich ist die Thüringer AfD vor allem durch ihren Landesvorsitzenden Björn Höcke (der Mann mit dem Deutschland-Fähnchen bei Günther Jauch) bekanntgeworden.

Wie die Dresdner Morgenpost berichtet, sorgte der ungewöhnliche Adresszusatz bei der AfD jedoch sogleich für einen Eklat. Stefan Möller, neben Höcke Co-Landesvorsitzender der Thüringer AfD, sagte der Zeitung: "Wir bewerten den Aufdruck ,Nazis raus!‘ ebenso wie unser betroffener Lieferant als inakzeptable Provokation und Beleidigung der Abgeordneten und Angestellten unserer Fraktion." Die AfD-Fraktion habe bei Cyberport Waren im Wert von mehr als 2500 Euro bestellt und diese auch im Voraus bezahlt.

Versandhändler stellt Strafanzeige

In der Tat distanzierte sich Cyberport sogleich umfassend von dem Vorfall. Das Unternehmen geht von einer Manipulierung des Adresslabels aus und sucht nun im eigenen Haus nach dem Schuldigen. "Der Vorfall wird derzeit umfangreich geprüft und erste Anpassungen für den zusätzlichen Schutz der Systemprozesse vor Manipulationen wurden vorgenommen. Auch haben wir Strafanzeige bei der Polizei gestellt", berichtet Cyberport-Sprecherin Alexandra Wünsche gegenüber der Morgenpost.

Gegenüber der AfD wartete der Versandhändler zudem mit einer Entschuldigung auf: "Wir bedauern den Vorfall zutiefst, haben dem Kunden bereits eine Stellungnahme zugesendet und uns in aller Form entschuldigt", so die Cyberport-Sprecherin. Ob es dem Image des Elektronikversenders förderlich ist? Zwar ist Cyberport in der Pegida-Heimatstadt Dresden zuhause, doch deutschlandweit sind es laut dem letzten Politbarometer vom Dezember 2015 immerhin noch 91 Prozent der Wähler, die ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel nicht der AfD schenken würden... (mh)

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