NComputing: Thin Clients der X- und L-Serie

Der 90-Euro-PC

10.12.2007
Fachhändler können mit einer Thin-Client-ähnlichen Lösung von NComputing ihren Kunden Arbeitsplatzumgebungen mit Hardwarekosten ab 90 Euro pro Anwender anbieten. Das System soll trotzdem gute Marge abwerfen und kann zudem als echte Green-IT-Lösung punkten.

Von Boris Böhles

Thin Clients kennt jeder. Sie konnten sich nie richtig durchsetzen und spielen keine große Rolle in Unternehmen. Gegenüber "kompletten" Rechnern sind Thin Clients vor allem in Arbeitsumgebungen mit wenigen Plätzen zu teuer. Ein weiteres Problem kann die zu geringe Performance darstellen, die daraus entsteht, dass Applikationen auf Servern ausgeführt werden und die Datenübertragung an die Clients über das Netzwerk realisiert wird.

Das Unternehmen NComputing bietet eine Arbeitsplatzlösung ?† la Thin Client, die sich für wenige Arbeitsplätze eignet. Sie bietet die Vorteile einer Thin-Client-Umgebung, nämlich geringen Stromverbrauch, zentrale Softwareinstallation und einfachen beziehungsweise keinen Wartungsaufwand, und kostet dabei viel weniger: Bereits für rund 90 Euro lässt sich ein Arbeitsplatz realisieren.

Die Lösung

Die NComputing-Lösung stammt aus Deutschland und nutzt einen herkömmlichen PC als Host-Rechner, an den bis zu 30 Anwender angeschlossen sind. Jeder Anwender hat eigene Eingabegeräte und einen Monitor. Per Virtualisierungssoftware bekommt jeder Nutzer eine eigene Desktop-Umgebung bereitgestellt, in der er arbeiten kann. Schnittstelle zwischen Host-PC und den einzelnen Anwendern ist eine kleine Box, an die die Eingabegeräte, die Lautsprecher und der Monitor angeschlossen werden. Sie hat sogar einen USB-Port. Als Schnittstelle im Host fungiert entweder eine spezielle PCI-Karte oder der LAN-Port.

NComputing bietet Geräte der sogenannten "X-Serie", die per Kabel direkt mit dem PC verbunden werden, und solche der "L-Serie", die über das Ethernet mit dem Hauptrechner kommunizieren. Letztere kann die besagten 30 Anwender mit einem Rechner verbinden, während die X-Serie pro PCI-Karte mit drei Benutzern direkt in Kontakt steht. Bei dieser Lösung gilt es zu beachten, dass das zu verwendende CAT-5/6-Kabel nicht länger als zehn Meter sein darf. Bei beiden Serien kommunizieren die Clients über das eigene NComputing- Protokoll UXP (User Extension Protocol). Geöffnete Anwendungen laufen parallel auf dem Host-Rechner für jeden einzelnen Nutzer.

Der Hersteller betont, dass die Einrichtung einfach und die Anwendung leicht zu bedienen seien. Weder Händler noch Nutzer bräuchten Schulungen, um das System einzurichten beziehungsweise zu benutzen. Unterstützt werden Linux- und Windows-Betriebssysteme. Die Preise betragen für die X-Serie 267 Euro (89 Euro pro Nutzer) für drei Nutzer, die L-Serie kostet umgerechnet pro Nutzer 209 beziehungsweise 219 Euro (je nach L-Modell).

Laut Hersteller reicht bei der X-Serie ein PC in einer aktuellen Standardkonfiguration. Ein Dual-Core-Prozessor mit 1,8 GHz Taktfrequenz, und ein bis zwei Gigabyte RAM Arbeitsspeicher reichten bereits aus. Mittlerweile seien solche PCs derart leistungsfähig, dass bei normaler Benutzung nur ein Bruchteil der Leistung tatsächlich genutzt werde. Konkret würden laut NComputing nur bis zu fünf Prozent der Leistungsfähigkeit von Prozessoren genutzt. Diese Angabe hängt natürlich von der Applikationsart ab, die auf den Hosts genutzt werden. Beim Surfen im Internet oder beim Erstellen eines Textdokuments ist dieser Wert aber durchaus realistisch.

Bei der L-Serie hängt die benö-tigte Leistungsfähigkeit des Host-Rechners von der Anzahl der Nutzer ab. 30 Client-Arbeitsplätze verlangen nach einem stärkeren System als zehn. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass eher ein Serversystem einzusetzen ist als ein Standard-PC.

Die Anwender sind bei der Netzwerklösung (L-Serie) eingeschränkt. So lassen sich beispielsweise Videos in Vollbild-Modus nur mit der X-Serie und somit via Direktverbindung zwischen Client und Host anschauen. Die LAN-basierte Lösung erlaubt dies nicht.

Zurzeit läuft die Lösung unter Linux und Microsoft Windows bis einschließlich "XP" und "2000". "Vista" wird noch nicht unterstützt. Das soll sich aber im Jahr 2008 ändern.

Die Zielgruppe

Deshalb ist die Zielgruppe der NComputing-Lösung auch klar begrenzt: Einsatzorte sind Umgebungen, in denen ein echtes Thin-Client-System zu teuer ist. Im Fokus stehen etwa Schulen oder Universitäten mit Gemeinschafts-PC-Räumen sowie kleine Büroumgebungen, die vorwiegend Internet- und Office-Anwendungen nutzen.

Die Vorteile für diese Kunden liegen klar auf der Hand: Steht in solchen Umgebungen an jedem Arbeitsplatz ein vollständiger Rechner, wird viel Rechenleistung nicht genutzt und viel Energie verbraucht. Dies wird mit der NComputing-Lösung verhindert. Außerdem spart der Kunde enorm bei der Anschaffung der Hardware. Trotzdem kann der Fachhandel nach wie vor seine Marge machen, da natürlich für jeden einzelnen Arbeitsplatz Lizenzen für verwendete Software gekauft werden müssen. Laut Carsten Puls, Senior Director, Strategic Marketing bei NComputing, seien bessere Margen (15 bis 20 Prozent) pro Arbeitsplatz als bei reinem PC-Verkauf ein weiterer Vorteil. Außerdem werde die Servicemarge größer, da Händler die gleichen Servicepakete anbieten können wie bei einem Auftrag mit vollständigen Rechnern, aber weniger Hardware reparieren müssen.

Das Partnerprogramm

Obwohl die NComputing-Lösung in Deutschland entwickelt wurde, ist das Produkt hierzulande noch weitgehend unbekannt. Auch die Anzahl der Partner ist mit 100 recht überschaubar, obwohl das Unternehmen rein indirekt vertreibt.

NComputing will wachsen und bekannter werden, gleichwohl liegt der Fokus nicht auf dem großen Corporate-Markt. "Wir sind keine Konkurrenz zu Citrix oder Wise", sagt Puls. Trotzdem möchte das Unternehmen mehr Fachhändler davon überzeugen, seine Lösung zu verkaufen.

Um Partner zu gewinnen, bastelt NComputing an einem Partnerprogramm, das zurzeit noch in der Entwicklungsphase steckt, im nächsten Jahr aber final umgesetzt werden soll. Es wird "Gold"- und "Platinum"-Partner geben. Erstere müssen umgerechnet mindestens 50.000 US-Dollar Umsatz im Jahr erwirtschaften. Um den Platinum-Status zu erreichen, müssen es mindestens 100.000 US-Dollar Umsatz sein. Außerdem sind Incentives und spezielle Margen und Marketingunterstützung für "aggressive", also besonders verkaufsstarke Partner geplant. Auch Trainings und Verkaufsunterstützung soll es geben.

Auch die Netzwerkvariante L230 der Client-Schnittstellen-Box von NComputing ist kaum größer als ein Geldbeutel.
Auch die Netzwerkvariante L230 der Client-Schnittstellen-Box von NComputing ist kaum größer als ein Geldbeutel.
Die X300-Lösung von NComputing: PCI-Karte für den Host-Rechner und drei Client-Schnittstellen-Boxen
Die X300-Lösung von NComputing: PCI-Karte für den Host-Rechner und drei Client-Schnittstellen-Boxen

In Deutschland können Fachhändler die NComputing-Produkte bei den Distributoren Hako24, Secomp, Sphinx Computer und Schwarz beziehen.

Kurz gefasst

Hersteller: NComputing

www.ncomputing.de

Produkte: X300, L130, L230

Produktgruppe: PCs

Verfügbarkeit: ab sofort

Preise: ab 90 Euro pro Arbeitsplatz

spart Ressourcen

keine PC-Tower am Arbeitsplatz nötig

noch keine Vista-Unterstützung

kein optisches Laufwerk am Client

Meine Meinung: Der Lösungs-ansatz ist nicht neu, aber der Preis unschlagbar. Es muss allerdings genau abgewogen werden, welche Applikationen auf den Clients ausgeführt werden sollen. Denn wenn mehrere User einen einzigen PC gleichzeitig benutzen, kommt es zwangsläufig zu Performance-Einbußen im Vergleich zu Ein-zelrechnern. Sind Host-Rechner und gewünschte Software aber aufeinander abgestimmt, spricht nichts gegen die NCom-puting-Lösung.

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