Vorsicht vor versteckten Kosten

Der falsche Schein der Cloud



Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Mit dem Verbrauch steigen die Kosten

Grundsätzlich gilt: Je intensiver und mehr Cloud-Services genutzt werden, desto teurer wird es:

  • Mit der Zahl der Cloud-User steigt Rechnungsbetrag: 99 Dollar je SaaS-Lösung erscheinen reizvoll, bei fünf Nutzern hält sich der Rechnungsbetrag auch in Grenzen. Wer jedoch 500 oder 1000 Anwendern den Zugang etwa zur gemieteten CRM-Applikation einräumt, darf sich auf eine saftige Rechnung einstellen. Zusatzkosten entstehen, wenn der CRM-Lösung weitere Module etwa für Support-Mitarbeiter, für die Logistik oder das Product-Management hinzugefügt werden.

  • Günstige Zeiteinheiten verschleiern oft hohe Verbrauchskosten: Acht Cent pro Stunde für einen virtuellen Server sind günstig, solange der Dienst nur stundenweise in Anspruch genommen wird. Dauerhafter Betrieb - und das ist in vielen Anwendungsfeldern die Regel - verteuert die Nutzung. Auch hier addieren sich Zusatzkosten hinzu, etwa für weitere virtuelle Server für das Load-Balancing, Speicher, Security, Monitoring etc. Oft sind auch Dienste wie Spam-Filtering, Middleware-Installationen und Datenbanken erforderlich. Über das gesamte Jahr gesehen entstehen so enorme Kosten.

  • Viele Betriebskosten bleiben erhalten: Unternehmen, die ihre IT in die Cloud migrieren, müssen sich weiter um Security, Backup und Recovery sowie das Monitoring kümmern. Für diese Management-Aufgaben fallen demnach weitere Kosten an.

Wann zahlen sich acht Cent je Server-Stunde aus? Dann, wenn Anwender die Ressourcen nicht dauerhaft sondern nur fallweise nutzen, wenn sie den Ressourcen-Verbrauch der Applikationen vorausschauend steuern, meint Forrester-Analyst Staten. Und auch die Schnelligkeit, mit der sich Lösungen eingeführt werden können, lässt sich als Pluspunkt für das Cloud-Angebot verbuchen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Migration in die Cloud ist, dass Unternehmen das Wesen der Applikationen und Services tatsächlich durchdrungen haben und die Cloud-Ressourcen optimal einsetzen.

Große Einsparungen verspricht nur die Public Cloud

Forrester hat eine Erfolg versprechende Migration in drei Stufen zusammengefasst:

  • Stufe eins - die einfache Entscheidung: Anwendungen, deren Nutzung saisonalen Schwankungen unterliegen oder die nur eine begrenzte Zeit (etwa in einem Projekt) benötigt werden, sind prädestiniert für den Cloud-Betrieb. Gleiches gilt für IT-Ressourcen, deren Bedarf starken Schwankungen unterliegt.

  • Stufe zwei - Kosten begrenzen: Sobald sich Applikationen und IT-Ressourcen schnell zu- und abschalten lassen, sollten Anwender darauf hinwirken, dass vor allem das Abschalten auch tatsächlich funktioniert. Viele Applikation sind dafür noch nicht ausgelegt, so dass Forrester zu Nacharbeiten rät.

  • Stufe drei - Mehrwert schaffen: Wer die ersten beiden Schritte gemacht hat, kann sich nun um einen ausgefeilteren Einsatz bemühen. Ziel muss es sein, das Cloud-Modell zum Profit-Center auszubauen, in dem man neue Geschäftsmodelle im Kerngeschäft schafft oder vorhandene Services verbessert. Auf der Suche nach Vorbildern ist Forrester bei Associated Press (AP) fündig geworden: Die Nachrichtenagentur stellt mit Hilfe von Amazon Web Services und Microsoft Azure eine Schnittstelle für Entwickler von Kommunikations- und Informationsdiensten bereit, die die einfache und schnelle Integration von AP-Meldungen erlaubt.

Foto: Jakub Jirsak, Fotolia.de

Damit eröffnen sich der IT Möglichkeiten, sich von der traditionelle Rolle eines Cost Centers zu emanzipieren. Allerdings müssen sich interne IT-Organisationen auch den externen Angeboten öffnen. Viele Vorteile des Cloud Computings lassen sich auch mit inhouse-Installationen erzielen, doch Forrester rät dazu, wo möglich auf Public-Cloud-Offerten zu erwägen, denn Private Clouds erzeugen irreversible Kosten (Sunk Costs). Mit der Verlagerung verbundene Sicherheitsbedenken lassen sich durch eine gute Vorbereitung beheben. Wer die Wirtschaftlichkeit des Cloud-Modells durchdrungen hat, könne nach und nach Applikationen in den SaaS-Betrieb überführen.
(Computerwoche / rb)

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