Schritt 2: Co-Kreieren

Der Kunde als Schöpfer

31.01.2013

Otto und seine Brigitte

Dass es manchmal anders kommt, als man denkt, hat das Versandhandelshaus Otto erlebt. Im Rahmen eines Crowdsourcing-Projekts wurde ein Modelcontest veranstaltet und das neue Gesicht für die Otto-Facebook-Seite gesucht. Gewonnen hat "der Brigitte", ein junger Mann namens Sascha mit blonder Perücke in Frauenklamotten.

Er erhielt die meisten Stimmen von der Community, und der Otto-Versand machte den Spaß einfach ein. Sascha wurde für zwei Wochen die "Weihnachtsfrau" und bekam ein Sieger-Fotoshooting in Hamburg. Das hat in der Community für sehr viel Sympathie gesorgt und jede Menge Medienrummel bewirkt. Die Zahl der Facebook-Fans stieg in dieser Zeit von 10.000 vor der Aktion auf 160.000 danach.

Das Negativ-Beispiel Pril

Folgt man nicht dem, wozu sich die Fans mehrheitlich entscheiden, kann die Internet-Gemeinde auch sehr ungnädig sein. Das hat Henkel in 2011 bei einer Crowdsourcing-Aktion für das Spülmittel Pril zu spüren bekommen. Ein neues Flaschendesign sollte her, und erfinderische Fans sollen‘s richten. Insgesamt wurden über 50.000 Vorschläge eingereicht.

Doch als es schließlich zur Abstimmung kam, verhielten sich die Fans so gar nicht wie erhofft. Auf Platz eins landete nämlich eine braune Flasche mit der Aufschrift: "Schmeckt lecker nach Hähnchen." Pril hat diesen Vorschlag nicht akzeptiert und sich so den Unmut der Community zugezogen. Und zur Schadenfreude kommt in den Medien dann auch noch der Spott: "Pril-Wettbewerb endet im PR-Debakel", schrieb zum Beispiel der Spiegel.

Ja, wenn man Kunden involviert, kann das überraschende Wendungen nehmen, denn man verliert Kontrollierbarkeit. Die Aktion mit einer wohldurchdachten Fragestellung zu starten und für den Fall der Fälle einen kreativen Ausweg in petto zu haben, das sorgt für Punktgewinn. Zu alt-autoritärem Verhalten zurückzukehren, wenn‘s nicht klappt wie gewünscht, ist hingegen eine schlechte Option. Spielverderber waren uns noch nie sympathisch.

Das Positiv-Beispiel Ritter Sport

Unter dem Titel ‚Die Blog-Schokolade‘ hat Ritter Sport im Rahmen eines Crowdsourcing-Projekts eine neue Schokoladensorte entwickeln lassen, und das mit großem Erfolg. Von der Sortenidee über den Namen bis hin zur Verpackung konnten die Verbraucher mitentscheiden. Über 900 Sorten und mehr als 350 Entwürfe für das Packungsdesign wurden eingereicht. Tausende von Fans haben für ihre favorisierte Sorte abgestimmt.

Am Ende hat die Cookies & Cream gewonnen. Sie hatte schon zigtausend Botschafter, bevor sie überhaupt zu kaufen war. Der Wortlaut der Aufgabenstellung klang bei dieser Aktion so: "Wir suchen nicht die witzigste oder verrückteste Schokolade, sondern eine kreative und ungewöhnliche Sorte, die aber trotzdem besonders vielen von Euch schmecken würde." Die, die schließlich entstand, ist nicht nur echt lecker, sie ist auch einzigartig. Und sie erzählt ihre Geschichte auf der Verpackung. Eine durchdachte und gelungene Aktion.

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