Der Trend geht zu Flash

04.04.2007
Dank der massenhaften Verbreitung von Digitalkameras und MP3-Playern ist auch der Bedarf an mobilen Speicherlösungen enorm gestiegen. Besonders bei Flashspeichern ist der Markt derzeit in Bewegung.

Von Hans-Jürgen Humbert

Der Platzbedarf für elektronische Daten steigt beständig an. Das gilt nicht nur im Business-Bereich, sondern auch verstärkt im Consumer-Umfeld. Besonders die massenhafte Verbreitung der Digitalkameras hat dazu viel beigetragen. Während man früher Fotos, aus denen nichts Ordentliches geworden war, nach der Entwicklung zurückgab - schließlich brauchte man diese dann nicht zu bezahlen - , tun sich viele Hobbyfotografen schwer damit, verunglückte Digitalbilder zu löschen. Die Folge: Das Datenaufkommen nimmt immer mehr zu. Sicherheitskopien sind selbstverständlich geworden, und dazu werden nicht CDs oder DVDs herangezogen, sondern eine mobile Festplatte. Diese lässt sich mit zu Freunden und Verwandten nehmen - dann findet der Dia-Abend eben am PC oder vorm Notebook statt.

Aber nicht nur die Digitalfotografie verlangt nach viel Speicherplatz, auch MP3-Player gehören inzwischen zum Alltag. Und wer sich auf Hörbücher spezialisiert hat, dem ist kein Flash- oder Festplattenspeicher zu groß.

Hersteller und Handel freut’s: Allein in Deutschland gingen voriges Jahr rund fünf Millionen USB-Sticks über die Ladentheke - Tendenz stark steigend.

Auf die steigende Nachfrage haben die Hersteller reagiert und immer mehr Flashspeicher produziert. Durch die Flash-Schwemme sind in den zurückliegenden Monaten die Endverbraucherpreise stark gesunken. Kostete beispielsweise im Dezember vergangenen Jahres eine 1-GB-Flash-SD-Karte noch rund 20 Euro, warb jüngst eine große Retail-Kette mit einem Preis von 6,95 Euro für dasselbe Produkt.

Doch dieser Preisverfall scheint zunächst gestoppt. "Die Preise für die Flashchips haben sich in den vergangenen drei Wochen fast verdoppelt", klagt Einkaufsleiter Alexander Laske von Chips and More.

Insider glauben, dass die Hersteller zu früh auf den Speicherhunger von Vista gesetzt und deshalb ihre Produktionsstraßen von Flash auf DRAM umgestellt haben. Diese Art Umstellung soll innerhalb von zwei bis drei Wochen abgeschlossen sein. Danach kann die Produktion anlaufen, und es werden DRAMs produziert. Eine Umstellung in die andere Richtung soll dagegen Branchenkennern zufolge zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Bis die Hersteller auf den Mangel an Flashspeichern reagieren können, wird es also mindestens ein Vierteljahr dauern, selbst wenn die Produktionsstraßen heute noch umgestellt werden.

Nach den ständigen Preissenkungen der zurückliegenden Monate werden es Fachhändler und auch Retail-Ketten schwer haben, ihren Kunden zu erklären, warum die USB-Sticks wieder teurer sind und kleinere Kapazitäten besitzen.

Groß und schnell

Speicherchips für Flashkarten und USB-Sticks werden in zwei verschiedenen Varianten hergestellt. Der Fachmann unterscheidet zwischen MLC- und SLC-Bausteinen. MLC steht für Multi-Level-Cell, das bedeutet, dass in einer einzigen Speicherzelle mehrere Bits untergebracht werden können. Vorteil dieser Technologie: Auf kleinerem Raum lassen sich mehr Informationen speichern. Damit werden diese Chips kostengünstiger. Große Kapazitäten können preiswert an den Endkunden ausgeliefert werden.

Diesem Vorteil steht eine Reihe Nachteile gegenüber: Erstens lassen sich MLC-Bausteine nur rund 10.000-mal beschreiben - danach sind die Daten nicht mehr sicher, einzelne Bits können "kippen". Zweitens sind diese Bausteine langsamer. Sie erlauben nur reelle Schreibgeschwindigkeiten von rund 700 Kilobyte pro Sekunde. Bei kleineren Kapazitäten mag das ja noch angehen, aber wenn der Anwender beispielsweise bei einem 8 GB großen Stick mehrere Stunden investieren muss, um die Daten ins Flash zu bekommen, wird das seine Laune nicht gerade steigern.

Das eben Gesagte gilt auch für Digitalkameras: Sind die Chips zu langsam, muss der Fotograf eben warten, bis alle Daten sicher im Flash verstaut sind, erst dann kann er erneut auf den Auslöser drücken.

Besser, aber auch teurer sind SLC-Bausteine. SLC steht für Single Level Cell, das heißt, in jeder Speicherzelle befindet sich nur ein Bit. Diese Technologie beansprucht bei gleicher Kapazität zwar fast den vierfachen Platz, bietet aber in puncto Geschwindigkeit und Sicherheit wesentliche Vorteile. Bis zu 100.000 Schreibzyklen sollen SLC-Speicher sicher verkraften. Und beim Schreiben sollen Geschwindigkeiten von bis 6 MB pro Sekunde erreicht werden. Beim Lesen ist der Geschwindigkeitsvorteil nicht ganz so eklatant. Hier bieten sie Datentransferraten von bis zu 35 MB pro Sekunde, während MLC auf 24 MB pro Sekunde kommt.

Wer seinen Kunden einen größeren Flashspeicher verkaufen will, sollte ihm unbedingt einen mit SLC-Flash empfehlen. Denn nur der ist schnell genug, um auch größere Kapazitäten in angemessener Zeit beschreiben zu können. Zusätzlich sollten Sie ihren Kunden aber auch fragen, wie alt sein Rechner ist. Besitzt der nämlich nur eine USB-1.1-Schnittstelle, wird der Kunde mit einem hochkapazitivem Speichermodul auch nicht glücklich. Dann dauert das Übertragen von Daten vom und zum USB-Stick nämlich Stunden und nicht Minuten. Raten Sie Ihrem Kunden zum Kauf einer schnellen USB-2.0-Schnittstellenkarte. Dann haben Sie ein Zusatzgeschäft gemacht, und Ihr Kunde freut sich über die hohe Transfergeschwindigkeit.

Bei kleineren Kapazitäten bis etwa 4 GB haben Flashspeicher heute schon die Nase vorn. Denn sie sind unempfindlicher gegenüber Erschütterungen und Stößen und zudem nicht mehr teurer, sondern eher billiger. Festplatten mit 1-Zoll-Datenscheiben werden in absehbarer Zeit vollständig vom Markt verschwinden. Denn diese bieten einfach zu wenig Speicherplatz und haben eine schlechtere Energiebilanz als Flash.

Eine Frage des Preises

Festplatten mit einer Kapazität von 30 bis 80 GB wird es über kurz oder lang ebenfalls an den Kragen gehen. Allerdings haben mobile Festplatten mit diesen Kapazitäten in letzter Zeit einen neuen Markt erobert. Heimanwender setzen diese Geräte mehr und mehr als Backup-Medium ein. Denn diese Platten bieten gegenüber CD-Rs und DVD-Rs große Vorteile: Sie lassen sich jederzeit überschreiben, haben höhere Schreib- und Lesegeschwindigkeiten, und die Datensicherheit ist praktisch unbegrenzt. Was soll an einer Festplatte kaputtgehen, wenn sie nur sporadisch benutzt wird und ansonsten im Schrank liegt? Auch zum Sichern von Fotos und MP3-Dateien bringen diese kleinen Speicherkünstler die besten Voraussetzungen mit. Im Home-Bereich wird damit diese Kapazitätsgröße noch eine viel größere Verbreitung finden.

Samsung hat auf den CeBIT bereits eine Solid State Disk (SSD) mit einer Kapazität von 32 GB vorgestellt. Diese wird im Laufe des Jahres auf den Markt kommen, allerdings noch zu dem astronomischen Preis von 450 bis 500 Euro. Aber das ist erst der Anfang, vor kurzem hat Samsung schon die zweite Generation der SSD mit einer Kapazität von 64 GB angekündigt. Diese "Platte" soll jedoch erst Ende des Jahres auf den Markt kommen; einen Preis wollte Samsung aber nicht nennen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass auch bei diesen Platten der Preis bald stark sinken wird.

Zurzeit sind SSD-Laufwerke nur für hochpreisige Industrieanwendungen interessant und natürlich für das Militär. Aber Marktforscher prognostizieren riesige Wachstumschancen bei SSD-Laufwerken. Während 2006 der weltweite Bedarf bei 2,2 Millionen Stück lag, soll er in diesem Jahr bereits auf 173 Million steigen. 2010 sollen dann schon rund neun Milliarden SSDs verkauft werden.

Damit werden Festplatten aber nicht vom Markt verschwinden. Auch wenn sie in den unteren Kapazitätsbereichen von Flash verdrängt werden, bleiben ihnen immer noch die hochkapazitiven stationären Storage-Anwendungen. Und hier sind Festplatten die erste und beste Wahl, weil sie im Verhältnis GB pro Euro unschlagbar sind. Auch in puncto Schnelligkeit und Datensicherheit brauchen sie sich vor Flash absolut nicht zu fürchten.

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