Wende im MSH-Eignerstreit?

Deutsche Bank berät Metro angeblich zu Media-Saturn-Verkauf



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Dass sich Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals von Morgan Stanley zum geplanten Rückkauf seines Unternehmens beraten lässt, ist bekannt. US-Medienberichten zufolge sucht nun auch die Metro AG diesbezüglich Rat bei der Deutschen Bank. Dabei gehe es um drei mögliche Szenarien.
Experten der Deutsche Bank beraten nun angeblich auch die Metro zur Zukunft von Media-Saturn
Experten der Deutsche Bank beraten nun angeblich auch die Metro zur Zukunft von Media-Saturn

Der amerikanische Wirtschaftsdienst Bloomberg Businessweek sorgt mit einer Meldung zur Zukunft der Media-Saturn-Holding für Aufsehen: Demzufolge ist die Metro AG vom Dauerstreit mit Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals entnervt und hat die Deutsche Bank beauftragt, Szenarien für eine Abstoßung des Unternehmens zu prüfen. Neben einen Komplettverkauf von Media-Saturn stehe dabei auch ein Spin-off oder ein Börsengang des Elektronik-Retailers zur Disposition. Bloomberg Businessweek beruft sich auf zwei Unternehmensinsider und behauptet, auch den Preis zu kennen, welcher der Metro für Media-Saturn vorschwebt: 5 Milliarden Euro.

Keine der beteiligten Parteien hat sich zu dem Medienbericht geäußert. Allerdings hatte Metro-Chef Olaf Koch Anfang Juli dem Handelsblatt gesagt, dass ein Verkauf von Media-Saturn nicht beabsichtigt sei. "Wir sehen bei Media-Saturn großes Wertsteigerungspotenzial. Wir alle im Vorstand sind der Meinung, wir sollten uns nicht davon trennen", so Koch gegenüber der Wirtschaftszeitung. Frühere Berichte, wonach der Handelskonzern zum Verkauf von Media-Saturn bereit sei, bezeichnete Koch als Missverständnis: er habe nur gesagt, dass die Metro verpflichtet sei, jedes ernsthafte Angebot zu prüfen.

Erich Kellerhals macht unterdessen aus seiner Absicht, Media-Saturn aus dem Einflussbereich der Metro zu führen, kein Geheimnis. "Die Zeit drängt", erklärte Kellerhals Ende vergangener Woche gegenüber dem Handelsblatt. "Wenn wir keine Lösung finden, geht es mit Media-Saturn weiter bergab." Wie aus dem Zeitungsbericht zu erfahren war, lässt sich Kellerhals bereits seit Ende 2013 von der US-Bank Morgan Stanley über mögliche Zukunftsszenarien für das von ihm gegründete Unternehmen beraten. Als aussichtsreichste Variante wird dabei ein Spin-off beschrieben, aber auch ein Komplettverkauf an eine Investorengruppe unter Führung von Kellerhals sei denkbar.

Verkaufsabsicht der Metro bleibt zweifelhaft

Auch wenn der Bericht von Bloomberg Businessweek nahelegt, dass für die Metro inzwischen ein Abschied von Media-Saturn im Reich des Vorstellbaren liegt, bleiben Zweifel an der Meldung angebracht - nicht zuletzt aufgrund der Bedeutung, die dem Elektronik-Retailer heute innerhalb des Handelskonzerns zukommt: 1988, beim Einstieg der damaligen Kaufhaus AG in den Handel mit Unterhaltungselektronik, lag der kombinierte Umsatz von Saturn und Media Markt noch bei 780 Millionen D-Mark, der Gesamtumsatz des Warenhauskonzerns dagegen bei 11,7 Milliarden D-Mark. 2013 trug Media-Saturn mit 21 Milliarden Euro ganze 32 Prozent zum Metro-Gesamtumsatz von 65 Milliarden Euro bei.

Ohne das Elektroniksegment würde die Metro somit nicht nur um etliche Dimensionen schrumpfen, sondern auch den Bereich abstoßen, der trotz aller Probleme noch immer größere Zukunftschancen besitzt als das Kerngeschäft im klassischen Warenhaussegment - und das zu einem Zeitpunkt, an dem Media-Saturn sein langjähriges Online-Problem zumindest aus Sicht der Metro endlich in den Griff kriegt. (rw)

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