LTE-A in Alzey

Deutsche Telekom setzt auf mehr Tempo im Mobilfunknetz

20.02.2014
Das mobile Internet hungert nach immer mehr Bandbreite. Jetzt haben Techniker der Deutschen Telekom in einer Kleinstadt in Rheinland-Pfalz die nächste Stufe für schnellere Übertragungsraten gestartet.
Foto: bluedesign-Fotolia.com

Wenige Tage vor der Leistungsschau der Mobilfunkbranche in Barcelona hat die Deutsche Telekom einen neuen Rekord in ihrem Netz aufgestellt. In einem Feldversuch unter realen Bedingungen wurde am Donnerstag in der rheinhessischen Stadt Alzey ein Wert von 580 Megabit pro Sekunde (MBit/sec) gemessen – das ist mehr als das Zehnfache der bislang üblichen Leistung im schnellen Mobilfunknetz.

Die Techniker des Bonner Unternehmens kombinierten dabei erstmals zwei Verfahren zur Steigerung der Bandbreite im LTE-Mobilfunknetz: Frequenzbündelung und eine spezielle Mehrantennentechnik zur Übertragung mehrerer Datenströme auf derselben Frequenz. "Das werden wir demnächst für alle Kunden weltweit verfügbar machen", sagte der Technik-Chef der Telekom Deutschland, Bruno Jacobfeuerborn, der Nachrichtenagentur dpa. Der genaue Zeitpunkt für die kommerzielle Einführung der als LTE-Advanced (LTE-A) bezeichneten Mobilfunktechnik hänge von den Handy-Herstellern ab.

"Was die Telekom da vorstellt, geht in Richtung fünfte Generation mobiler Bandbreite", sagte der Vorsitzende der Fachgruppe für das mobile Internet im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), Mark Wächter. Auf der am Montag in Barcelona beginnenden Fachmesse Mobile World Congress (MWC) ist 5G ein großes Thema. Das 2010 eingeführte LTE-Netz gilt als Mobilfunknetz der vierten Generation (4G). Auch beim Konkurrenten Vodafone drücken die Mobilfunktechniker mit Hilfe der Frequenzbündelung aufs Tempo: Hier ist zunächst für Geschäftskunden in mehreren Großstädten ein LTE-A-Angebot mit 225 MBit/sec geplant.

In Alzey errichteten die Telekom-Techniker fünf Basisstationen. Im historischen Museum der Stadt demonstrierte Jacobfeuerborn die Leistung von LTE-A mit einem Handy, das es bislang nur als Prototyp gibt. Die Basisstationen bündeln zwei LTE-Frequenzen, 1.800 und 2.600 Megahertz, und bieten damit eine Bandbreite von zwei Mal 150 MBit/sec. Das Empfangsgerät verfügt über vier Antennen statt der üblichen zwei, so dass sich die mögliche Übertragungsgeschwindigkeit von annähernd 600 MBit/sec ergibt.

Die Mehrantennentechnik mit der Bezeichnung MIMO (Multiple Input Multiple Output) biete eine willkommene Erweiterung der Bandbreite, zumal die verfügbaren Frequenzen knapp seien, sagte Jacobfeuerborn. Die Deutsche Telekom bekräftige mit der neuen Technik ihren Führungsanspruch bei Innovationen im Mobilfunk. Nun gehe es zum einen darum, die Hersteller von Endgeräten zur Unterstützung zu bewegen. Zum anderen werde nun ein Standardisierungsverfahren eingeleitet, zu dem alle Mobilfunkbetreiber beitragen sollten.

Bei einer Fahrt durch die Straßen von Alzey ermöglichte das Alzeyer LTE-A-Netz noch Geschwindigkeiten von durchschnittlich 290 MBit/sec. Wie jedes Mobilfunknetz muss die verfügbare Bandbreite auf die verschiedenen Nutzer aufgeteilt werden, so dass sich das Übertragungstempo verringert – mit vier Teilnehmern in einer Zelle des Alzeyer Netzes erreichte der LTE-A-Empfänger einen Download-Wert von 94 MBit/sec. Die Geschwindigkeit bei der Datenübertragung in die Gegenrichtung (Upload) ist jeweils etwa halb so hoch. (dpa/tc)

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