Haussteuerung per Smartphone

Die besten Smart-Home-Lösungen für Einsteiger

Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.
Ein intelligentes Zuhause, in dem alle Geräte miteinander verbunden sind und sich mit dem Smartphone überwachen und steuern lässt, ist kein Science-Fiction mehr. Das beweisen die innovativen "Smart Home”-Lösungen, die sowohl etablierte Konzerne als auch Startups derzeit auf diesem florierenden Markt anbieten.

Nachdem Chrome- und Mobile-Dienste komplette Branchen auf den Kopf gestellt haben und die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren und arbeiten grundlegend verändert haben, ist nun das Thema "Intelligentes Wohnen” dran. In unzähligen Hollywood-Filmen haben wir bereits erfahren, wie die Wohnung der Zukunft aussehen soll. Gleichzeitig hat die Forschung in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und intelligente Raum- und Gebäudesysteme gebaut, die den Vergleich mit den Häusern aus den Science-Fiction-Filmen eigentlich nicht scheuen müssen.

Das Licht schaltet sich an, wenn der Hausherr in die Garage fährt. Eines der Beispiele, wie ein Smart Home seine Besitzer empfängt.
Das Licht schaltet sich an, wenn der Hausherr in die Garage fährt. Eines der Beispiele, wie ein Smart Home seine Besitzer empfängt.
Foto: Deutsche Telekom

Mittlerweile entsteht jedoch ein Markt für nicht ganz so futuristische, aber immerhin bezahlbare und einfach einzurichtende Lösungen, die seitens der Consumer auf immer größeres Interesse stoßen. Sie sind keineswegs exklusiv für die Schönen und Reichen gedacht, sondern für ein breites, umweltbewusstes Publikum, das sich mehr Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz in den eigenen vier Wänden wünscht. Mit Preisen, die sich zwischen 50 und 300 Euro bewegen, können aktuelle Hausautomatisierungssysteme sogar in Studentenbuden problemlos zum Einsatz kommen.

Auf den folgenden Seiten stellen wir eine Reihe innovativer Apps vor, die heute auf dem deutschen Markt verfügbar sind und einen einfachen Einsteig in die Welt des intelligenten Wohnens ermöglichen.

Belkin WeMo: Intelligente Online-Steckdosen

Der Hardware-Hersteller Belkin bietet mit seiner "WeMo”-Produktreihe eine einfache und kostengünstige Lösung für Anfänger. Bereits ab knapp 50 Euro erhalten Anwender eine WLAN-fähige Schaltsteckdose, die sich über das Internet bedienen lässt. Elektronische Geräte, die an dem "WeMo Switch” angeschlossen sind, können dann jederzeit, aus jedem beliebigen Ort der Welt mittels einer Smartphone-App ein- und ausgeschaltet werden. Die App macht in Sachen Interface-Design eine gute Figur und ist mit iOS und Android kompatibel.

Die Einrichtung ist dabei recht einfach: WeMo-App herunterladen, den Switch an eine Steckdose anschließen und mit dem WLAN-Router verbinden. In der App gibt man dann die Konfigurationsdaten des Routers an und schon kann es los gehen. Praktisch: Man kann Zeitpläne für den Switch erstellen, um Lampen, Stereoanlagen, Heizgeräten, Ventilatoren oder andere elektronische Geräte zu vorgegebenen Uhrzeiten automatisch ein- und auszuschalten.

Wer sich mehr Features wünscht, der greift auf den "WeMo Insight Switch” zu. Dieser ist laut Hersteller für rund 60 Euro im Fachhandel erhältlich und bietet Regeln und automatische Benachrichtigungen. So kann man sich beispielsweise per Push-Notification informieren lassen, dass die Waschmaschine fertig ist. Grafische Berichte über den Energieverbrauch runden das erweiterte Funktionsspektrum des Geräts ab. Des Weiteren bietet Belkin das "WeMo-Kit” an, das neben einer intelligenten Steckdose einen Bewegungssensor enthält. Damit lässt sich beispielsweise eine Lampe automatisch anschalten, wenn jemand den Raum betritt. Kostenpunkt: Knapp 100 Euro.

Fritz! Dect 200: Speziell für die Fritz!Box konzipiert

Eine interessante Alternative zur leichtgewichtigen Smart-Home-Lösung von Belkin bietet sich mit der "Fritz! Dect 200” an. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine schaltbare, von unterwegs steuerbare Steckdose, die den Energieverbrauch der angeschlossenen Geräte messen kann. Das Produkt ist im Fachhandel ab etwa 50 Euro zu kaufen. Was die Kernfunktionalität angeht, gibt es zwischen den beiden Produkten kaum Unterschiede. So ermöglicht auch die Fritz!-Steckdose automatisches Schalten, und zwar einmalig, täglich, wochentäglich, rhythmisch, zufällig, per "Astro-Funktion” je nach Zeitpunkt von Sonnenauf- und -Untergang, oder sogar per Google-Kalender.

Um die Fritz! Dect 200 einsetzen zu können, braucht man einen Fritz!Box-Router, der nach dem DECT-Standard arbeitet. Damit ist der Funkschalter von AVM in Sachen Plattformunabhängigkeit weniger flexibel als die Belkin-Lösung. Dafür erhalten Fritz!Box-Kunden mehr Möglichkeiten bei der Bedienung der Steckdose, denn diese lässt sich nicht nur über die mobile MyFritz!-App für iOS (Download) und Android (Download), sondern auch mit dem PC oder mit einem Fritz!-Telefon steuern. Kompatibilitätsprobleme, die beim Zusammenspiel von herstellerübergreifenden Geräten früher oder später auftauchen, sollten hierdurch größtenteils ausgeschlossen werden können.

Telekom Smart Home: All-in-One-Lösung für den Laien

Neben Belkin und AVM ist die Deutsche Telekom ein weiterer Großhersteller, der sich dem Thema "Intelligentes Wohnen” gewidmet hat. Mit dem "Telekom Smart Home Starterpaket” wird eine ganzheitliche Suite präsentiert, die die drei wichtigsten Aspekte der Heimautomatisierung, sprich Energieeffizienz, Sicherheit und Komfort, in Einklang bringen soll.

Das rund 300 Euro teures Lösungspaket für Smart-Home-Einsteiger besteht aus einer zentralen Steuereinheit, der "Qivicon Home-Base”, die sich über jeden handelsüblichen Router mit dem Internet verbinden lässt, zwei Heizkörperthermostaten, einem Rauchmelder und einem funkgesteuerten Zwischenstecker für die Steckdose, die mit den Produkten von Belkin und AVM vergleichbar ist. Weitere Komponenten lassen sich einzeln bestellen und unbegrenzt über einen einzigen Hub bedienen. Ein Vorteil der Telekom-Lösung besteht darin, dass sie dank gängiger Funkprotokolle herstellerübergreifend unterschiedliche Geräte und Anwendungen im Smart-Home vernetzen kann.

Die dazugehörige Smartphone-App, mit der sich diese Komponenten unterwegs steuern und überwachen lassen, macht einen durchdachten Eindruck und ist mit iOS (Download) und Android (Download) kompatibel.

Gigaset Elements: Sicherheit im Fokus

Während viele Home-Automation-Lösungen in erster Linie auf Bequemlichkeit und Praktizität setzen, gibt es andere, die das Thema Sicherheit in den Vordergrund stellen. So bietet zum Beispiel die Firma Gigaset Communications aus Düsseldorf mit "Gigaset Elements” eine komplette Appliance, die aus mehreren Hardware- und Software-Komponenten besteht und die eigenen vier Wände sicherer machen soll.

Eine Basis-Station, die am W-LAN-Netzwerk angeschlossen ist, dient dabei als Kommunikationszentrum. Sie erfasst alle Daten, die die eingesetzten Sensoren registrieren, und leitet sie an den User weiter. Neben klassischen Bewegungssensoren bietet Gigaset auch Fenster- und Türsensoren. Diese bemerken, ob das Fenster beziehungsweise die Tür normal geöffnet wird, oder ob jemand versucht einzudringen. Im Ernstfall gibt der Sensor ein lautes Geräusch von sich und benachrichtigt den Anwender umgehend.

Solche Status-Updates empfängt der User auf seinem Smartphone mittels der kostenlosen App, die, wie bei den allermeisten Anbieter auf dem Markt der Fall ist, sowohl für iPhone (Download) als auch für Android-Geräte (Download) erhältlich ist. Zusätzlich gibt es eine Web-App, die die gleiche Kernfunktionalität wie die mobilen Clients verspricht.

Das "Safety Starter Kit” bestehend aus der Basis-Station, einem Türsensor und einem Bewegungssensor kostet laut Hersteller knapp 200 Euro und kann online auf der Produkt-Website bestellt werden. Weitere Sensoren schlagen mit jeweils rund 50 Euro zu Buche und können einzeln erworben werden.

Homee: Flexibel und modular aufgebaut

Das Startup Codeatelier, von Studenten aus Burgstetten bei Stuttgart gegründet, positioniert sich mit seinem in der Beta-Phase noch stehenden Smart-Home-System "Homee” als eine der vielversprechendsten Alternativen auf dem deutschen Markt. Die jungen Gründer haben sich Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität auf die Fahnen geschrieben.

Homee ist ein modular aufgebautes System, das über USB an eine Fritz!Box angeschlossen wird und diese in einen Smart-Home-Hub verwandelt. Derzeit werden Router anderer Hersteller nicht unterstützt. Punkten kann es mit großer Plattformunabhängigkeit. Neben hochwertigen Apps für iPhone (Download) und Android (Download) stehen eine Web-Anwendung sowie ein nativer Windows-Client kostenlos zur Verfügung.

Als eine "Fernbedienung für Zuhause” vermarktet kann die Lösung einiges mehr als nur elektronische Geräte ein- und auszuschalten. So ist es beispielsweise möglich, die Heizung automatisch ausschalten zu lassen, wenn man gerade lüftet. Zudem kann sich der Anwender benachrichtigen lassen, wenn es anfängt zu regnen und die Fenster offen sind. Solche Automatisierungsregeln, mit denen Anwender die Homee-Geräte nach eigenen Vorstellungen steuern können, lassen sich - ähnlich wie beim Cloud-Dienst Ifttt - mithilfe von so genannten "Homeegrammen” auf intuitive Art und Weise in der App definieren.

Auf dem eigenen Online-Store bietet Homee zahlreiche Geräte, die in das Smart-Home-Netz integriert werden können. Dabei stehen über ein Duzten Produkte zur Auswahl, von Tür- und Fenstersensoren, über Steckdosen wie die von Belkin und AVM, bis hin zu Bewegungsmeldern und Heizungsventilen - alle kosten unter circa 60 Euro.

Tado: Nest-Konkurrenz aus München

Bei "Tado” handelt es sich um eine weitere, interessante Smart-Home-App, mit der Anwender ihre Heizung smarter machen und mobil managen können. In den USA ist das Nest-Thermostat - hinter dem Produkt steht iPod-Hardware-Designer Tony Fadell - eine vergleichbare Lösung, die bereits große Erfolge feiern konnte. Der Nest-Konkurrent aus München steuert die Heizung ebenfalls quasi selbstständig über eine App, auf der man die notwendigen Einstellungen nur einmalig eingeben muss. Der Clou: Das System berücksichtigt den aktuellen Wetterbericht und plant davon ausgehend die nötige Heizleistung für den Tag.

Des Weiteren integriert Tado Location-Dienste, um ein einfaches, aber sehr nützliches Feature bereitstellen zu können: Entfernt sich das Smartphone des registrierten Anwenders um mehr als 200 Meter vom Haus, wird die Heizung automatisch heruntergefahren. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern spart Kosten - nach Angaben des Herstellers seien bis zu 27 Prozent Kosteneinsparungen im Jahr möglich.

Kernstück der Lösung ist das "Connector Kit”, ein schlichtes Gerät, das das klassische Thermostat im Haus ersetzt und sich über einen Cloud-Service mithilfe der Smartphone-App steuern lässt. Die App kommt in einem besonders schicken Design daher und ist, anders als die bereits aufgeführten Apps, nicht nur für iPhone, sondern auch für iPad konzipiert (Download). Eine native Android-Version ist ebenfalls verfügbar.

Wie der Hersteller erklärt, ist die Lösung bereits mit über der Hälfte aller Haushalte in Deutschland kompatibel und wird europaweit vertrieben. Interessierte können auf der Produkt-Website überprüfen, ob ihr Heizungssystem unterstützt wird. Wer sich für das smarte Thermostat aus Bayern entscheidet, muss knapp 300 Euro inklusive Mehrwertsteuer auf den Tisch legen. Alternativ können Kunden das Produkt mieten statt kaufen. Die monatliche Gebühr beträgt in dem Fall rund acht Euro, wird laut Anbieter allerdings jährlich in einem Betrag von 99 Euro abgerechnet. (bw)

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