CeBIT-Chef Oliver Frese

"Die CeBIT wird jünger sein als je zuvor"

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Oliver Frese ist als neuer CeBIT-Vorstand der Deutschen Messe AG erstmals für die kommende CeBIT hauptverantwortlich. Im Interview erklärt Frese seine Pläne für die IT-Messe.

Sie stehen nun ein halbes Jahr an der CeBIT-Spitze. Können Sie bereits eine erste Bilanz ziehen?

Oliver Frese: In jedem Fall, denn mit unserer klaren Ausrichtung und Positionierung auf "IT.Business.100%" haben wir den Nerv der IT-Industrie getroffen. Damit haben wir unsere Strategie, auf Fachbesucher zu setzen, weiter ausgebaut. Die CeBIT ist die weltweit bedeutendste ITK-Messe mit Besuchern aus über hundert Nationen und Ausstellern aus rund 70 Ländern. Dies bestätigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und weiteres Wachstum realisieren können.

Was verstehen Sie unter Wachstum? Die Besucherzahlen werden ja vermutlich nicht zunehmen.

Frese: Mit unserer Ausrichtung erwarten wir auf Ausstellerseite ein Wachstum schon im kommenden Jahr. Zur vergangenen CeBIT kamen rund 3.500 Aussteller. Das ist auch die Messlatte für 2014. Mittelfristig wollen wir über 4.000 Aussteller bei uns in Hannover zu Gast haben. Besucherseitig hatten wir im Rahmen der diesjährigen CeBIT über 230.000 Fachbesucher auf unserem Gelände in Hannover. Somit liegt auch für die CeBIT 2014 unsere Zielmarke bei 230.000 Besuchern plus X. Mittelfristig wollen wir wieder mehr als 300.000 Gäste auf das Gelände locken. Der wichtigste Parameter für den Erfolg einer Messe ist aber die Zufriedenheit der Aussteller. Und die erwarten Besucher mit konkreten Fragestellungen und hoher Investitionsbereitschaft. Daher sind die Fachbesucher die wichtigste Währung, mit der sich die Zufriedenheit messen lässt.

Ihr Vorgänger, Frank Pörschmann, konnte sich gerade einmal 13 Monate im Amt halten. Was macht Sie sicher, dass Sie auf eine längere Amtszeit kommen?

Frese: Ich bin ja nicht neu im Messegeschäft. So habe ich in den vergangenen achteinhalb Jahren wesentlich am Profil der Hannover Messe mitgearbeitet und sie zuletzt als Chef der Veranstaltung zur weltweit wichtigsten Industriemesse entwickelt. Meine langjährige Erfahrung mit Weltleitmessen werde ich auch bei der CeBIT unter Beweis stellen. Mein Ziel ist es, mit einem starken Team und einer engmaschigen Zusammenarbeit mit Industrie und Verbänden die CeBIT als weltweit führende IT-Messe nicht nur zu erhalten, sondern sie konsequent weiter auszubauen.

Nach "Managing Trust" und "Shareconomy" in den letzten Jahren hat sich die CeBIT als diesjähriges Motto "Datability" ausgesucht. Wäre es nicht angebracht, mal wieder einen Begriff zu wählen, den die Leute auch verstehen?

Frese: Ich bin davon überzeugt, dass "Datability" gut verstanden wird. Denn der Begriff setzt sich aus dem aktuellen Markttrend "Big Data" und dem englischen Begriff "Ability" zusammen und umschreibt damit die Möglichkeit, große Datenmengen in hoher Geschwindigkeit verantwortungsvoll und nachhaltig zu nutzen. Dazu gibt es eine Fülle von konkreten Anwendungsfällen. Wir denken uns diese Begriffe nicht einfach selbst aus, dies geschieht im engen Dialog mit unseren Partnern und Ausstellern. Wenn deren Konzepte und Ideen mit unserem Vorschlag konform gehen, dann haben wir mit unserem Thema ins Schwarze getroffen. Wichtig bei der Wahl des Topthemas ist auch, einen international verständlichen Begriff zu finden, da die CeBIT eine international ausgerichtete Messe ist.

Sie haben sicher auch viele andere internationale Messen im Blick. Von welchen Messen kann sich die CeBIT noch etwas abschauen?

Frese: Natürlich nutzen wir gute Ideen für die CeBIT. Wir beobachten auch die anderen Veranstaltungen der Deutschen Messe und überlegen, welche Konzepte wir übertragen können. Messen sind immer Spiegelbilder von Märkten, das ist bei der CeBIT auch so. Da die Märkte unterschiedlich sind, funktioniert die CeBIT aber anders als beispielsweise eine Messe der Elektroindustie oder des Maschinen- und Anlagenbaus. IT-Messen müssen stärker emotionalisieren als Veranstaltungen anderer Industrien. Es gibt jedoch auch generelle Aspekte. Messen gab es bereits im Mittelalter, und schon damals war der persönliche Kontakt wichtig. Unser Ziel ist es, den Ausstellern und Besuchern Mehrwerte zu bieten, damit sie - salopp ausgedrückt - schlauer und inspirierter nach Hause gehen als sie gekommen sind. Das realisieren wir unter anderem damit, indem wir Konferenzangebote stärker mit der Messe verzahnen. So werden die CeBIT Global Conferences 2014 erstmals in einer eigenen Messehalle, in der Halle 8, veranstaltet und damit idealtypisch Messe und Kongress miteinander verwoben.

Was werden für Sie persönlich die Highlights der CeBIT 2014?

Frese: Zunächst einmal gibt es 16 Messehallen vollgepackt mit IT auf dem Messegelände. Unser Topthema Datability wird sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung ziehen. Ich bin besonders gespannt auf die Technologien und Lösungen zum verantwortungsvollen Umgang mit großen Datenmengen und was unsere Aussteller zum Thema Datensicherheit zu bieten haben. Neugierig bin ich auch auf das CeBIT-Partnerland. Großbritannien wird sich als starke und innovative IT-Nation präsentieren, mit jungen Start-Ups neben etablierten Unternehmen. Überhaupt wird die CeBIT 2014 jünger sein als je zuvor. Das zeigt sich in Initiativen wie "Tec2You", bei der Schüler an die IT-Industrie herangeführt werden oder "CODE_n", bei der Start-Ups gefördert werden. Zudem können sich junge Menschen im Forum "job and career" über Job-Chancen informieren. Ich freue mich auch auf das einzigartige Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf der CeBIT. So wird Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit dem britischen Premier David Cameron die Messe eröffnen. Es haben sich auch eine Vielzahl von EU-Kommissaren angemeldet. Insgesamt werden über 150 internationale Delegationen die führende Position der CeBIT unterstreichen, von der wichtige IT-politische Signale in die Welt ausgesendet werden.

Kommen wir zum Fachhandelsbereich Planet Reseller. Wie sieht dort die derzeitige Buchungssituation aus?

Frese: Zum heutigen Zeitpunkt sind wir bereit zu 90 Prozent ausgebucht. Weit über 200 Unternehmen aus dem In- und Ausland werden im Planer Reseller vertreten sein. Damit ist das Fachhandelszentrum der CeBIT die größte Messeplattform für Trader weltweit und auch hierzulande die wichtigste Handelsplattform für Distributoren, Systemhäuser, Kooperationen und Branchenverbände.

Wurde an dem Planet-Reseller-Konzept etwas geändert?

Frese: Das Konzept ist erfolgreich und wird kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt. Wir haben dabei einen Fokus auf die internationale Ausrichtung gelegt, unterstützt durch Schwerpunktthemen wie Mobile, Kühlung, Energieversorgung und -Management sowie ITK-Distribution. 90 Prozent der Anbieter von Zubehör für mobile Geräte im Planet Reseller kommen aus dem Ausland.

Besteht nicht das Problem der Kannibalisierung, indem Aussteller sich für den Planet Reseller entscheiden und damit nicht im für alle Besucher zugänglichen Bereich vertreten sind?

Frese: Der Planet Reseller ist einer der wichtigsten Spezialbereiche mit einer ausgewählten Besuchergruppe. Wenn ein Aussteller explizit Distributoren, Hersteller, Systemhäuser, Einkaufskooperationen und Branchenverbände adressieren will, dann ist er dort am besten aufgehoben. Wer ein breiteres Publikum ansprechen möchte, präsentiert sich eher in den Themenbereichen der CeBIT. So hat sich Epson beispielsweise entschlossen, als Aussteller in Halle 3 zu gehen, wo unter anderem die Themen Output und MPS im Fokus stehen.

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