eBay-Chef Stephan Zoll

„Die Händler verstehen uns heute besser“



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

„Möglichst viele Retailer und Hersteller sollen bei eBay verkaufen“

Nach drei Jahren bei der eBay-Tochter Brands4Friends kehrte Stephan Zoll 2013 wieder in die Position des Deutschland-Chefs von ebay zurück
Nach drei Jahren bei der eBay-Tochter Brands4Friends kehrte Stephan Zoll 2013 wieder in die Position des Deutschland-Chefs von ebay zurück

Pilotprojekte wie das Saturn Outlet könnten dazu beitragen, die Vorbehalte von großen Retailern gegen eine Präsenz bei eBay zu entkräften. Verfolgen Sie mit den „Autorisierten Händlern“ und den neuen Markenwelten eine ähnliche Zielsetzung? Hoffen Sie damit, auch Hersteller wie z.B. Loewe, Scout oder Adidas, die sich bisher aktiv gegen ein Angebot ihrer Produkte bei eBay sträubten, zu einer Zusammenarbeit zu bewegen?

Zoll: Unser Autorisiertes Händlerprogramm ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, um Berührungsängste zu verlieren. Das sieht man auch daran, dass im Bereich Unterhaltungselektronik bereits eine Reihe hochwertiger Marken an dem Programm teilnehmen. Wir befinden uns auf einer Reise, um immer mehr Marken für eBay zu gewinnen. Ein wachsende Anzahl an Markenherstellern erkennt, dass eBay auch für sie hilfreich sein und eine Zusammenarbeit viele Facetten haben kann. Unser Ziel ist es natürlich, möglichst viele Marken zu überzeugen und für eBay zu begeistern.

Wie sieht es angesichts der neuen Verkaufsformate mit Angebotsformen aus, die sie bereits früher geschaffen haben, um den Bedürfnissen von Markenherstellern und umsatzstarken Händlern entgegenzukommen: Wird es z.B. die eBay Markenshops und die täglichen WOW!-Angebote weiter geben?

Zoll: Ja, auch nach dem Start der Markenwelten – die sich ja speziell an Hersteller richten, die nicht selbst bei eBay verkaufen - wird es die bereits bestehenden Markenshops weiter geben. Genauso wie die WOW!-Angebote. Diese haben für uns einen hohen Stellenwert und sind so etwas wie ein Schaufenster für eBay.

Eine weitere Neuerung ist die eBay-Garantie, mit der Sie auch anspruchsvollen Kunden ein hochwertiges Online-Einkaufserlebnis bieten wollen. Teilnehmende eBay-Händler werden auf ein hohes Service-Niveau verpflichtet. Führt das auch heute noch zu den früher üblichen Klagen über die „Gängelung durch eBay“ oder verstehen die Verkäufer inzwischen besser, dass nicht zuletzt sie von einer möglichst hohen Kundenzufriedenheit profitieren?

Zoll: Es gibt immer ein paar Händler, die den Weg, den wir einschlagen, nicht mitgehen möchten. Doch der Großteil versteht, warum wir bestimmte Veränderungen durchführen. Vor allem die größeren Händler, die ihre Waren nicht nur über eBay verkaufen, wissen, dass Serviceleistungen wie ein kostenloser Versand heute immer mehr Standard sind. Insgesamt würde ich daher sagen, dass heute weniger Verkäufer in solchen Initiativen eine „Gängelung“ sehen, sondern vielmehr das Momentum schätzen, dass durch solche Serviceleistungen erzielt wird.

Trotzdem zeigt das Beispiel Ihres Wettbewerbers Amazon, dass bei weitem noch nicht jeder Händler den Kunden in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellt. Denn letztlich bedeutet der Jubel über das Ende der von Amazon vorgeschriebenen Preisparität nur, dass die Händler ihre Produkte nun teurer verkaufen dürfen. Würde eine ähnliche Niedrigpreisverpflichtung nicht auch die Attraktivität von eBay weiter erhöhen?

Zoll: Aus unserer Sicht wäre eine solche Regelung weder für den Markt noch für die Kunden gut. Der Wettbewerb muss frei sein und Daumenschrauben sind hier nicht der richtige Ansatz. Natürlich ist auch für uns die Attraktivität unserer Online-Plattform wichtig, doch muss das nicht immer der niedrigste Preis sein. Die Attraktivität kann auch darin bestehen, dass die Kunden leichter und schneller einkaufen können. Unser Ziel muss es sein, den Kunden ein möglichst erstklassiges und inspirierendes Einkaufserlebnis zu bieten.

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