Gründerberatung im Test

Die IHK ist nicht immer die beste Adresse

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Wer eine Firma gründen will, sucht oft Rat bei einer Industrie- und Handelskammer (IHK). Doch diese sind nicht immer die besten Ratgeber in Sachen Selbständigkeit, hat die Stiftung Warentest kürzlich herausgefunden.

Knapp 290.000 Einstiegsgespräche zur Selbstständigkeit führten IHK-Berater 2007. Damit ist die IHK die wichtigste Anlaufstelle für Existenzgründer. Allerdings werden diese nicht immer gut beraten, so das Fazit der Stiftung Warentest. Diese schickte 14 Tester zu IHKs und anderen Gründerzentren in ganz Deutschland, die insgesamt 60 Beratungsgespräche führten. Die Gründungskonzepte der Tester enthielten Fehler und Unstimmigkeiten. In das Testergebnis flossen der Service, die Auseinandersetzung mit Gründungsmodell und Person des Gründers sowie die Beratungskompetenz ein.

Der Gründer interessiert viele nicht

Hauptkritikpunkt der Tester: Kaum ein IHK-Berater erkundigte sich nach der Person des Gründers: Gefragt wird weder nach Lebenssituation noch nach Stärken oder Schwächen. Auch der individuelle Grund für das Streben nach Selbstständigkeit interessierte kaum einen Berater im Test. In den Augen der Tester ist das fatal, schließlich "entscheidet oft die Motivation über Wohl oder Wehe einer Unternehmensgründung." So zeigte etwa die IHK für München und Oberbayern und die IHK Dresden kaum Interesse an der Person des Gründers.

Dass man Gründer und Selbständige besser beraten kann, zeigten die IHK Hannover und das Berliner Existenzgründerinnenbüro "Gründungskonzept". Hier schauten sich die Berater die Konzepte genau nach Qualifikation, Angebot und Nachfrage, Standort, Finanzierung und Marketing-Ideen an. Auch in puncto Service wie Terminabsprachen, Informationsmaterialien und Beratungsatmosphäre schnitten sie mit "hoher" Qualität ab.

Männer haben es schwerer als Frauen

Zudem fand die Stiftung Warentest heraus, dass gründungswillige Männer es schwerer haben, guten Rat zu finden. Für Frauen existieren auf sie zugeschnittene Beratungsstellen, die im Vergleich zu anderen Anbietergruppen am besten abschnitten. Auch Freiberufler sind bei den meisten getesteten Beratungsstellen nicht so gut aufgehoben, da sich diese für die Angehörigen der freien Berufe nicht immer zuständig fühlen.

Grundsätzlich empfehlen die Tester, sich auf das Beratungsgespräch gut vorzubereiten. Nur wer sich über seine Erwartungen an den Berater im Klaren ist, kann gezielt nachfragen. So empfiehlt es sich, das Gründungskonzept dem Berater schon vorher zuzuschicken. Als Faustregel für die Präsentation gilt: "Erst wenn ich meine Geschäftsidee in kurzer Zeit verständlich darlegen kann, kann ich auch andere überzeugen." Das Portal des Bundeswirtschaftsministeriums bietet mehr Informationen für Gründer sowie eine kostenlose Broschüre "Starthilfe".

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