Rückblick 2014

Die IT-Köpfe des Jahres

23.12.2014
Von Heinrich Seeger
Wen es im Verlauf des Jahres an die Spitze gespült oder auf diverse Arten in die Öffentlichkeit getragen hat, das ist ein Aspekt dieses Personen-Rückblicks auf das Jahr 2014. Aber es galt auch, Abschied zu nehmen von wichtigen Persönlichkeiten unserer Branche.

Dass es gleich bei dreien der ganz Großen in der IT-Branche zu Wechseln an der Unternehmensspitze kam, zählt zu den Auffälligkeiten dieses Jahres: Eine Ära ging bei Microsoft zu Ende, als sich Steve Ballmer - nach Ankündigung im Vorjahr - aus Redmond nach Los Angeles in ein anderes Leben mit viel Basketball zurückzog. Ballmer war die Nummer eins auf der Payroll und hatte das Unternehmen mit seiner raubauzigen Hemdsärmeligkeit wohl kaum weniger geprägt als Mastermind Bill Gates.

Der neue Chef ist zwar auch schon lange an Bord (22 Jahre), war aber immer leise genug, um intern bekannter zu sein als nach außen hin. Gut für Satya Nadella; so lässt sich trefflich Wirkung entfalten. Gleichwohl steht der neue Mann er vor der Aufgabe, Geschlossenheit und Zusammenhalt bei dem aufgewühlten Ex-Weltmarktführer wiederherzustellen und Microsoft zurück an die Spitze zu führen. Das könnte sich als "Mission impossible" erweisen, unken Experten.

Nicht ganz so epische Dimensionen hat der Wechsel bei SAP, der ja streng genommen gar kein Wechsel ist. Aber Bill McDermott, der seit 2010 in einer Doppelspitze mit Jim Hagemann Snabe das Walldorfer ERP-Dickschiff geführt hatte, steht nun allein am Ruder. Der Vertriebsexpertre verbreitet gleichwohl Zuversicht, dass er beim Kurs in die Cloud nicht die Übersicht verliert. An zu wenig ausgeübter Kontrolle kann es nicht liegen: Weil mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbart worden war, dass die Human Resources weiterhin auf Vorstandsebene vertreten sein sollen, obwohl das in der Rechtsform der SE aktienrechtlich gar nicht mehr erforderlich ist, übernahm McDermott diesen Posten gleich mit.

Und nicht nur Snabe hat SAP verlassen; kurz davor tat das überraschend auch CTO Vishal Sikka, um wenig später bei Infosys in Bangalore (160.000 Mitarbeiter) als CEO an Bord zu gehen. - Die Demissionen bei SAP verlängern zudem eine Serie, die schon letztes Jahr mit den Abgängen von Personalchefin Luisa Delgado und von Cloud-Hoffnungsträger Lars Dalgaarder angelaufen war.

Was außerdem auffiel: Stimmen gegen unkritische Digitaleuphorie werden vielleicht nicht unbedingt mehr und lauter, aber sie scheinen mehr gehört zu werden als früher. Als Belege mögen die an humanistischer Lebensfreude orientierte Rede von Jaron Lanier anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels und die Fundamentalopposition von Hans-Magnus Enzensberger gegen alles Digitale gelten. Wen wundert es, dass sich der Bundeswirtschaftsminister in einem derart digitalkritischen Nachdenkerklima flugs mit Google anlegt?

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