Die neuen Regeln der Netzwerkökonomie

06.09.2006
Von Anja Dilk

CW: Sie haben das Copenhagen Institute eine Zeit lang von Jütland aus geleitet. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit auf Distanz gemacht?

Johan Peter Paludan: "Es gibt ernsthafte Grenzen der virtuellen Zusammenarbeit."
Johan Peter Paludan: "Es gibt ernsthafte Grenzen der virtuellen Zusammenarbeit."

PALUDAN: Es gibt ernsthafte Grenzen der virtuellen Zusammenarbeit. Sie ist großartig, wenn man viel zu tun hat und die Abgabe naht. Denn die Anwesenheit am Arbeitsplatz ist ein Zeitfresser. Die Kollegen kommen zu einem Plausch, Meetings werden einberufen und so weiter. Aber wir kommen nicht daran vorbei, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Wir wollen andere persönlich treffen. Außerdem verlieren wir auf Dauer an Qualifikation, wenn wir nicht die Entwicklungen am Arbeitsplatz verfolgen.

CW: Gehört der Arbeit im Netzwerk dennoch die Zukunft?

PALUDAN: Bereits jetzt haben wir eine horizontal, nicht hierarchisch strukturierte Wirtschaft, in der interaktiver gearbeitet wird als früher. Wir nennen das Netzwerkökonomie. Sie wird in Zukunft gewaltig an Bedeutung gewinnen. Denn die Wirtschaft setzt immer mehr auf Projektarbeit, die oft Freiberufler übernehmen. Früher war die Produktion auf die Präsenz vieler Beschäftigter in einem Unternehmen angewiesen. Doch immer größere Teile der Produktion wurden automatisiert oder in andere Teile der Welt ausgelagert. Übrig blieben Projekte, die einen Anfang und ein Ende haben. Eine Arbeit auf Knopfdruck. Externe kommen in ein Unternehmen, übernehmen ein Projekt, wissen, wann es anfängt und wann es fertig ist, und schauen sich dann nach etwas Neuem um. Das passt perfekt zu einer flexiblen, fließenden Netzwerkökonomie.

CW: In der Netzwerkökonomie ist die Zeit der geradlinigen Laufbahnen bei einem Arbeitgeber passé. Patchwork-Karrieren werden häufiger. Menschen, die ein paar Monate dort arbeiten, ein paar hier, mal eine Weile Pause machen, wieder einsteigen, dann eine Familienphase einschieben und so weiter. Sind solche Biografien Notlösung oder Zukunftsmodell?

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