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Die richtige Backup- und Recovery-Strategie

Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

Backup häppchenweise

Differenzielles versus inkrementelles Backup: Differenziell werden immer alle Änderungen seit der letzten Vollsicherung erfasst, inkrementell alle Änderungen in "leicht verdaulichen Häppchen". Der Upload wird damit schneller.
Differenzielles versus inkrementelles Backup: Differenziell werden immer alle Änderungen seit der letzten Vollsicherung erfasst, inkrementell alle Änderungen in "leicht verdaulichen Häppchen". Der Upload wird damit schneller.
Foto: Doyenz

Wie und wie oft die Daten gesichert werden sollten, hängt von den Anwendungen und Datenmengen ebenso ab wie von den unternehmens- und branchenspezifischen Anforderungen. Je größer die Applikation ist, je mehr Änderungen jeweils stattfinden und je kleiner die gewünschte Recovery-Zeit ausfällt, desto häufiger ist eine Vollsicherung nötig, um die Log-Recovery möglichst klein zu halten, so IBM-Experte Weingand. Da die Datenmenge dabei zur Lasten des Netzwerkes und Backup-Servers enorm ansteigen kann, sollte im VMWare-Umfeld zum Beispiel vermehrt zu inkrementellen (schrittweisen) Backups mit "Changed Block Tracking" gegriffen werden. Hardware-Snapshots würden im Katastrophenfall schnelles Restore und Recovery ermöglichen.

Für alle anderen Daten empfiehlt sich ein tägliches inkrementelles Backup, um die übertragende und gesicherte Datenmenge möglichst klein zu halten. Das ist auch der Vorteil gegenüber der differenziellen Datensicherung, in der nur alle Änderungen seit dem letzten Full-Backup erfasst werden. Als Nachteil des inkrementellen Weges gilt indes, dass bei einer Wiederherstellung die Daten aus mehreren Sicherungskopien zusammengesucht werden müssen - was technisch heute aber kein Problem mehr darstellt.

Ablöseprozess durch viele Momentaufnahmen

Das klassische Backup wird langsam durch Snapshots und Replikation abgelöst - das zumindest sagt das Analystenhaus Gartner voraus und beruft sich dabei auf aktuelle IT-Trends wie Virtualisierung und Filesharing. Deshalb rücken gegenüber den üblichen RAID und SAN sogenannte NAS-Systeme (Network Attached Storage) in den Fokus der Marktforscher. Als Vorteil der Snapshots beschreiben die Analysten deren hohe Skalierbarkeit. Zudem ließen sich die Daten leichter vom Applikationsserver abgekoppelt speichern, was Ressourcen schont. Der oftmals rechenintensive Prozess des Komprimierens und Deduplizierens von Daten werde auf ein Minimum beschränkt. IBM-Experte Weingand bestätigt die Aussagen von Gartner: Deduplizierbare Daten würden durch die Möglichkeit der Online-Komprimierung von Datenbanken wie DB2, Oracle und SAP Hana tatsächlich abnehmen.

Um einem Datenverlust durch Hardware-Fehler oder Überschreiben zu vermeiden, sollten für die Momentaufnahmereplikation wie beim klassischen Backup immer mindestens zwei physisch voneinander getrennte Speicherorte gewählt und periodische Kopien auf Band vorgenommen werden. Weingand macht an zwei Beispielen deutlich, wie wichtig das sein kann: Google und ein namhafter Cloud-Anbieter hätten beide ihre B&R-Strategie hinsichtlich RPO, RTO und Zugriffszeiten durch Snap-Backups optimiert. Google habe ein Offline-Sicherungssystem mit TapeStorage bewahrt und kaum mit Ausfällen zu kämpfen, der Cloud-Anbieter hingegen wegen eines fehlenden "Offline"-Backup-Tiers schon häufiger Datenverluste erlitten.

Aufwertung von B&R durch Indizierung

HP-Manager Meier widerspricht seinem Kollegen und den Gartner-Analysten - aus offensichtlichen Gründen. Die beste Reduktion von Backup-Datenmengen könne mit einer einheitlichen Deduplizierungstechnik wie HP StoreOnce erreicht werden. Die Lösung stelle sich als Architektur zur unternehmensweiten Deduplizierung dar, welche die gesamte Infrastruktur nutze. Dies schließe Applikations-, Media- und Backup-Server ebenso ein wie die Clients oder "Targets". Da die Daten alle indiziert, klassifiziert und einer weiteren Nutzung zugänglich gemacht werden, erwarte HP eine Aufwertung von Backup und Recovery durch entsprechende Lösungen, wie etwa durch die Autonomy-IDOL-Technologie im HP Data Protector oder im HP LiveVault, so Meier.

HP sieht sich mit dem HP Data Protector im Wettbewerb mit Symantec (NetBackup), EMC (NetWorker), IBM (TSM) und Commvault (Simpana). Weingand meint indes, dass kaum ein Mitbewerber das breite Portfolio von IBM aufweisen könne. Das bestehe nämlich aus der Backup-Software (TSM), Disk-Hardware mit integrierten Snap- und FlashCopy-Backup-Funktionen, dem dazugehörigen TSM FlashCopyManager und Backup-Hardware aus VTL, Daten-Deduplizierung, Bandlaufwerken und Libraries.

Fazit

Die Themen Backup und Recovery/Restore können und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Welche Lösung zum Einsatz kommt, hängt von den eingesetzten Applikationen und branchenspezifischen Aufbewahrungspflichten ab. Um sich gegen mitunter teuren oder gar strafbaren Datenverlust abzusichern, sollten Unternehmen verschiedene Szenarien parallel betrachten. Das betrifft den Ort der Datenaufbewahrung ebenso wie die Wahl der Kommunikationswege. (sh)

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