Die richtige Grafikkarte

30.11.2006
Viele Modelle und erhebliche Leistungs- und Preisunterschiede sorgen für Verwirrung bei der Wahl der Grafikkarte. Lesen Sie hier, worauf es ankommt.

Von Boris Böhles

Kaum eine PC-Komponente ist so vergänglich wie die Grafikkarte - von Onboard-Varianten einmal abgesehen. Rund zweimal im Jahr lösen schnellere Versionen einer Modellreihe ihre Vorgänger ab, und einmal jährlich erscheint eine gänzlich neue Chipgeneration mit einer neuen Architektur.

Die beiden marktbestimmenden Hersteller sind ATI (AMD) und Nvidia. Beide Hersteller haben Grafikboards für nahezu jeden Anspruch und damit auch jeden Geldbeutel im Angebot. Der Anwender hat die Wahl zwischen 50-Euro-Platinen, die dazu reichen, den Desktop anzuzeigen und Solitair zu spielen, und 600-Euro-Boliden, die kaum noch ins PC-Gehäuse passen, 140 Watt Strom verbrauchen und so selbst die anspruchsvollsten Spiele mühelos in den höchsten Auflösungen mit aktivierten Bildoptimierungsoptionen flüssig über den Bildschirm flimmern lassen.

Die Grafikkarte ist also ein Faktor im PC, der den Gesamtpreis eines Computers nachhaltig beeinflusst. Assemblierer und Fachhändler haben hier die Möglichkeit, im Kundengespräch herauszufinden, welche Grafikkarte der einzelne Anwender benötigt. Einerseits kaufen Kunden oft Komplettrechner im Retail-Handel mit Grafikkarten, die sie niemals benötigen würden, und geben somit unnötig viel Geld aus. Andererseits passiert es, dass Anwender spielen wollen, aber keine Vorstellung davon haben, welche Grafikkarte sie dafür brauchen, und letztendlich ein untaugliches Modell erwerben.

Fürs Büro reicht Onboard-Grafik

Eines vorweg: Wer nicht spielen will und auch sonst multimedial keine Verwendung für seinen Rechner hat, sondern seinen PC fürs Internet und für Büroaufgaben nutzt, der braucht lediglich ein Mainboard mit einem Chipsatz, der einen integrierten Grafikcontroller (zum Beispiel Intel 945G oder G965) beherbergt. Diese Hauptplatinen sind kaum teurer als Modelle ohne Grafikchip und bieten ausreichend Leistung. Außerdem können die meisten bei Bedarf mit einer "richtigen" Grafikkarte nachgerüstet werden.

Die Qual der Wahl

Soll eine vollwertige Grafikkarte im Rechner stecken, stellt sich die Frage, welche die richtige ist. Grundsätzlich gilt: Aktuelle Karten ab zirka 100 Euro sind generell spieletauglich, egal von welchem Hersteller sie stammen. Das heißt, nahezu alle aktuellen Spiele funktionieren mit ihnen. Die günstigsten Modelle haben aber zwei Nachteile: Einerseits muss oftmals die Auflösung des Spiels herabgesetzt und außerdem die Bildqualität verringert werden, damit das Spiel in flüssigen Bildwiederholraten (mindestens 25 Bilder pro Sekunde) auf dem Monitor dargestellt wird. Andererseits haben günstige Karten keinerlei Leistungsreserven, die garantieren, dass künftige Spiele auch noch problemlos funktionieren. Oftmals sind die Karten innerhalb eines Jahres nicht mehr für jedes erscheinende Spiel ausreichend schnell. Wer weiterspielen will, muss aufrüsten.

Da haben Grafikkarten im mittleren Preissegment (150 bis 300 Euro) eindeutig die Nase vorn. Sie sind auch in einem Jahr noch schnell genug, um die dann aktuellen Spiele zu spielen. Abstriche müssen aber auch in diesem Segment gemacht werden. Je nach Spiel müssen auch hier Bildschirmauflösung und Qualitätseinstellungen herabgesetzt werden.

Keine Wünsche in jeglicher Beziehung lassen High-End-Modelle ab 350 Euro offen. Diese Rechenmonster erlauben das Spielen in nahezu jeder Auflösung und maximaler Qualität. Zwei Jahre sollten sie zudem schnell genug sein, um mit der Spielentwicklung standhalten zu können. Wer noch mehr Leistung haben möchte, baut zwei dieser Grafikkarten ein. Diese Technik heißt bei AMD/ATI "Crossfire" und bei Nvidia "SLI". Dies ist dann sinnvoll, wenn in sehr hohen Auflösungen gespielt werden soll. Oftmals hat der Leistungsgewinn aber nur statistischen Wert und wirkt sich nicht auf die Spielbarkeit der einzelnen Spiele aus. Aber natürlich haben zwei Grafikkarten größere Leistungsreserven als eine und sind somit auch länger brauchbar.

Die Technik

Bei Grafikkarten kommt es weniger - entgegen vieler Vermutungen - allein auf die Höhe der Taktraten von GPU (Grafikprozessor) und Speicher an. Zwar gilt: Je höher, desto schneller, aber eine flinke Karte muss mehr können.

So ist zunächst die Anbindung des Speichers an die GPU ausschlaggebend. Ein 256 Bit breiter Bus ist bei leistungsfähigen Grafikkarten Pflicht. Alles, was darunter ist, bremst die Leistung in Spielen. Nvidias neuer Geforce 8800GTX kann sogar einen 384 Bit breiten Bus vorweisen. Zweiter wichtiger Leistungsmotor ist die Anzahl der sogenannten Pixel- und Vertex-Shader-Einheiten, die sich um die eigentliche Bildberechnung kümmern. Grob definiert berechnet die Pixel-Shader-Einheit Texturen auf Pixelebene, um die Farbbestimmung eines Pixels genau zu definieren. Die Vertex-Shader-Einheit hingegen kümmert sich vor allem um die Berechnungen von Charakteranimationen und der Beleuchtung einer Szene in Spielen.

Bisher waren die Shader-Einheiten im Grafikprozessor getrennt angelegt. Nvidia setzt mit dem aktuellen G80-Chip bereits auf die "Unified Shader"-Architektur. Auch ATI plant mit der Einführung des R600-Chips im Frühjahr die Shader-Einheiten zusammenzulegen und praktiziert die Technik bereits in der Xbox 360.

In Unified Shadern werden die Pixel- und Vertex-Berechnungen sowie zusätzliche Geometrieberechnungen in einer Einheit ab- gearbeitet. Davon verspricht man sich eine höhere Effektivität bei der Grafikberechnung. Mit Microsoft Windows Vista wird zudem die Grafikschnittstelle DirectX10 eingeführt, die von allen Shader- Einheiten der Grafikkarte fordert, gegenüber dem Betriebssystem jegliche Berechnungen durchzuführen.

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