Die sieben Sünden der Joblosen

23.05.2006
Von Gerhard Winkler

Zu jedem Zeitpunkt Ihres Lebens ist Zeit Ihr kostbarstes und knappstes Gut. Gerade Arbeitslose haben nicht unendlich viel davon. Die Zeit läuft ihnen davon, während sie recherchieren, Kontakte pflegen, sich präsentieren, Ideen entwickeln, sich weiterbilden und Know-how erwerben, sich selber Arbeit machen, anderen Arbeit und Sorgen abnehmen, sich beschäftigen und insgesamt sich selbst, ihre Agenten, Berater und Betreuer auf Trab halten.

Todsünde: Neid

Neiden Sie den Menschen in Arbeit nicht ihren Job. Sehen Sie Arbeit nicht als ein im Grunde reichlich vorhandenes Gut an, das man nur gerecht verteilen müsste. Arbeit gibt es nur, wenn man sie sich macht. Aus dem eigenen Engagement kann ein neuer Job entstehen.

Erfolg beneidet man nicht. Man kopiert ihn. Freiberufler, Selbständige und andere engagierte Leute erfahren beglückt, dass sich ihr Einsatz, ihre Aufbauarbeit und ihre Vorleistungen auf lange Sicht auszahlen. Folgen Sie ihnen. Achten Sie nicht auf den Besserwisser in der Zeitung oder im Web-Forum, der das Konzept, dass man sein eigener Unternehmer ist, kapitalismuskritisch belächelt. Dahinter steckt der Neid des Konkurrenten oder Hochmut.

Todsünde: Habsucht

Wenn Sie heute die Wahl haben zwischen staatlicher Grundversorgung und einem schlechter bezahlten Job, nehmen Sie den Niedriglohn-Job. Es ist leichter, aus einer Beschäftigung in die nächste und bessere zu kommen, als sich aus einer ewig fortlaufenden Jobsuche heraus in die Traumstelle zu hieven.

Lassen Sie sich allerdings nicht auf Lockangebote ein, die ohne große Anstrengung schnelles Geld versprechen.

Todsünde: Hochmut

In Zeiten echter Not gibt man Ansprüche auf eine bestimmte Jobposition auf. Machen Sie sich klar: Eine mehrmonatige erfolglose Suche nach einem Broterwerb ist ein existentieller Notfall. Die hochmütige Ablehnung eines miesen Jobs resultiert auch aus der Angst, dass man niemals mehr in seinen ursprünglichen Beruf zurückkommt. Wer moderne Arbeitsbiografien kennt, der weiß: Das Arbeitsleben ist eine Achterbahn. Wir leben in interessanten Zeiten. Manchmal ist es der erste Schritt zum Besseren, den schlechteren Job zu nehmen. Der typische Hochmut des Arbeitslosen: seinen Ratgebern zu unterstellen, dass sie nicht in der Lage sind, sich in seine Lage zu versetzen.

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