Die VoIP-Evolution

28.07.2006
Dank modularem Aufbau und großer Skalierbarkeit lässt sich das VoIP-System "3300 ICP" von Mitel Networks an fast jedes Einsatzszenario anpassen. Das aktuelle Release 7 bringt höhere Verfügbarkeit, SIP-Trunking sowie eine bessere Integration in Callcenter-Umgebungen.

Von Dr. Thomas Hafen

Als "Apple in der Telefoniewelt" sieht sich Mitel Networks gerne. Innovative Telefone wie der Mobile Navigator, große Skalierbarkeit der Anlagen, reine IP-Lösungen mit Schnittstellen zur TDM-Welt und die Integration in Microsoft-Lösungen wie den Live Communication Server seien die Hauptunterscheidungsmerkmale gegenüber dem Wettbewerb, so Tabatha von Kölichen, Regional Sales Director Central and Eastern Europe.

Flexibilität und Skalierbarkeit kennzeichnen auch das TK-Anlagensystem "3300 ICP", das nun in Release 7 auf den Markt kommt. Mit ihm will der Hersteller den gesamten Bereich vom kleinen Mittelständler bis zum Carrier abdecken. Ein Controller kann dabei bis zu 1.400 IP-Telefonie-Nutzer verwalten. Durch Clustern der Controller lässt sich das System auf bis zu 65.000 Nutzer ausbauen.

Modellvielfalt gestrafft

Mit der neuen Version betreibt Mitel auch ein wenig Modellpflege. Die SMB-Lösung "CX/CXi" für den Anschluss von bis zu 64 IP-Telefonen bleibt erhalten. Die bisher angebotenen Midrange- und Highend-Varianten "MX" und "LX" für 200 bis 1.400 Leitungen pro Controller werden jedoch von der "MXe" abgelöst. Der Hersteller hat außerdem alle Analogmodule durch die "Analog Service Unit II" (ASU II) ersetzt. Sie bietet bis zu 128 Nebenstellen-Ports oder 96 Nebenstellen plus 32 Leitungen (Loop Start Trunks). Der Ausbau erfolgt über Module, die entweder 16 Nebenstellen oder 12 Nebenstellen plus vier Anschlüsse bieten.

Verbessert hat Mitel außerdem die Verfügbarkeitsoptionen des Systems. Wer bisher aus Redundanzgründen zwei Controller betrieb, musste jeden davon an eine Telefonleitung anschließen, um beim Ausfall eines der Geräte weiter ins öffentliche Netz telefonieren zu können. Die nun erhältliche "T1/E1 Redundant Trunk Card" erlaubt ein Failover zwischen den Controllern. Fällt der primäre mit dem öffentlichen Netz verbundene Controller aus, wird die Leitung auf den anderen durchgeschleift. Voraussetzung ist allerdings, dass beide über ein IP-Netz verbunden sind und nicht weiter als zehn Meter voneinander entfernt stehen. Der Nutzer benötigt außerdem für beide Geräte "Network-Link"-Lizenzen.

Auch bei Callcenter-Funktionen wie der automatischen Anrufweiterleitung (Automatic Call Distribution, ACD) hat Mitel nachgelegt. Bis zu 350 Callcenter-Agenten, die sich an verschiedenen Standorten befinden können, lassen sich nun an eine 3300 ICP anschließen. Bei Netzproblemen bleiben die Mitarbeiter eingeloggt und verfügbar, während das System eine Alternativroute aufbaut. Voraussetzung hierfür ist natürlich eine redundante Auslegung der Infrastruktur. Das Call-Routing kann außerdem über mehrere Standorte hinweg erfolgen, wo sich ein Callcenter-Agent einloggt, ist unerheblich. Bei Umzug eines Mitarbeiters oder Homeoffice-Tätigkeit fällt also kein Verwaltungsaufwand an.

Zu den weiteren neuen Callcenter-Funktionen gehört das so genannte "Alpha Tagging". Damit lassen sich Rufnummern-Einträge im internen Telefonbuch zuordnen, sodass der Mitarbeiter den Namen des Anrufenden angezeigt bekommt. Die Zuordnung bleibt erhalten, wenn das Gespräch weitergeleitet wird. Eine Gruppenfunktion erlaubt es Teammitgliedern außerdem, laufende Gespräche mitzuhören, ohne dass diese auf Lautsprecher geschaltet werden müssen.

Fortschritte macht Mitel auch bei der SIP-Integration. Mit Release 7 UR 2 unterstützt der Hersteller offiziell SIP-Trunking. Die Anlage lässt sich damit direkt mit einem VoIP-Service-Provider verbinden. Im nächsten Schritt soll die Unterstützung von SIP-Telefonen folgen.

Neue Endgeräte

Der "Zettelwirtschaft" am Telefon sagt Mitel mit den Endgeräten "5330 IP Phone" und "5340 IP Phone" den Kampf an. Wer bisher die programmierbaren Tasten seines Telefons belegte, musste deren Bedeutung auf einem Einlegstreifen notieren - keine sehr flexible und komfortable Lösung. Bei den neuen Mitel-Geräten ersetzt ein Schwarz-Weiß-LCD den Papierstreifen. Auf ihm werden automatisch die Funktionen dargestellt, die auf den 8 (5330) beziehungsweise 16 (5340) programmierbaren Tasten hinterlegt sind. Bei beiden Telefonen lässt sich jede Taste mit drei Funktionen belegen, sodass insgesamt 24 beziehungsweise 48 verschiedene Einstellungen gespeichert werden können. Ein HTML-API erlaubt es außerdem, eigene Inhalte auf das Gerät zu laden, die der Nutzer mit Webseiten-Tools wie Frontpage oder Dreamweaver erstellen kann. So können beispielsweise Hotels die Endgeräte in den Zimmern mit Informationen oder Werbung versehen.

Der Hersteller bietet außerdem zwei Docking-Stationen, in die sich Mitel-Telefone der Serien 5200 und 5300 einklinken lassen. Der "Wireless Phone Stand" macht aus jedem kompatiblen Telefon ein schnurloses Endgerät. Er lässt sich in zwei Modi betreiben: Im Client-Modus verbindet er das eingesteckte Telefon mit einem WLAN, im Access-Point-Modus kann das Gerät bis zu sechs drahtlose Telefone oder andere WLAN-Endgeräte verwalten. Mit dem "Gigabit Ethernet Stand" lassen sich Mitel-Telefone mit Gigabit-Ethernet-Anschlüssen nachrüsten. Die Station unterstützt außerdem Power over Ethernet.

Release 7 UR 2 sowie die vorgestellten Endgeräte sind ab sofort erhältlich. Die Listenpreise der beiden neuen Telefone liegen bei 335 Euro (5330), beziehungsweise 420 Euro (5340). Die 3300 ICP CX kostet ab 2.000 Euro, die MXe-Variante für bis zu 200 IP-Anschlüsse ist ab 3.100 Euro zu haben. Die MXe 1400 für bis zu 1.400 Teilnehmer schlägt mit mindestens 5.000 Euro zu Buche. Alle Angaben zur 3300 ICP sind Listenpreise ohne Endgeräte und Nutzerlizenzen.

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