SAP SME Summit 2015

Digitale Transformation - Chance für Lösungspartner

freier Autor aus Waldenbuch
Die digitale Transformation der Wirtschaft bietet Partnern von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zahlreiche Chancen. Der SME Summit 2015, den SAP kürzlich in Frankfurt/Main veranstaltete, zeigte indes auf, dass noch viele Herausforderungen zu bewältigen sind, bis KMUs und Partner in der Digitalisierung ankommen - Herausforderungen, die nicht immer innerhalb der IT liegen.
 
  • Warum die digitale Transformation nicht vorankommt
  • Was SAP mit den Partnern vor hat
  • Anwendungsbeispiele für SAP Business ByDesign

Die führenden Köpfe der deutschen Wirtschaft und der ITK-Landschaft reden häufig darüber, wie wichtig doch die "digitale Transformation" für den deutschen Mittelstand sei. als Anders als in diesen Sonntagsreden gefordert, stellt sich die Wirklichkeit wesentlich ernüchternder dar. Gemäß einer Marktuntersuchung von IDC, die Bert Schulze von SAP auf dem SME Summit zitierte, denkt erst ein Drittel der KMUs darüber nach, wie sie in ihrer Branche durch Digitalisierung relevant bleiben können.

John Higgins, President of the Strategic Policy Forum & Director General von "Digital Europe", einer Art Bitkom für Europa: "40 Prozent der europäischen KMUs machen derzeit noch gar nichts mit Digitalisierung."
John Higgins, President of the Strategic Policy Forum & Director General von "Digital Europe", einer Art Bitkom für Europa: "40 Prozent der europäischen KMUs machen derzeit noch gar nichts mit Digitalisierung."
Foto: Digital Europe

Ein Fünftel der KMUs bereite sich immerhin bereits praktisch auf die Transformation vor, doch ein weiteres Fünftel der KMU habe noch nicht einmal mit der digitalen Vorbereitung angefangen. Auch John Higgins, Managing Director von DigitalEurope, einem Industrieforum, das sich als eine Art "BITKOM für Europa" versteht, bestätigt: "40 Prozent der europäischen KMUs machen derzeit noch gar nichts mit Digitalisierung."

Man könnte sagen, dass die digitale Transformation der Geschäftsprozesse noch ein steiler Berg ist, den viele KMUs erst noch überwinden müssen. Dass sich die Digitalisierung - im Unterschied zur verbreiteten Automatisierung - durchaus lohnt, belegten Aussteller wie die polnische CompuTec.

Norbert Kunz,Geschäftsführer von Social Impact und der Gründer des Carsharing-Unternehmens "Flinkster": "Weder mit den(Kommunikations-)Tools noch mit der Herrschaftsweise der über 50-jährigen Geschäftsführer können die Jungen unter 30 etwas anfangen"
Norbert Kunz,Geschäftsführer von Social Impact und der Gründer des Carsharing-Unternehmens "Flinkster": "Weder mit den(Kommunikations-)Tools noch mit der Herrschaftsweise der über 50-jährigen Geschäftsführer können die Jungen unter 30 etwas anfangen"
Foto: Social Impact

Deren CEO Lukasz Chomin, Chef von 55 Mitarbeitern und Partner von 150 Kunden weltweit, hat jüngst bei seinem polnischen Kunden Frisco, einem E-Commerce-Händler für Haushalts- und Lebensmittel, mithilfe von SAP BusinessOne eine vielseitige und voll digitalisierte Lösung für Lager- und Bestellverwaltung, Artikelsortierung und Preisgestaltung in Betrieb genommen.

Die Software, die 500 Bestellungen pro Tag mit bis zu sechs Aktualisierungen täglich ausführen kann, macht 60 Warenkörbe auf dem Sortierer verfügbar, hat also noch längst nicht Amazon-Format. Technologisch ist CompuTec aber vorne dran. "Wir nutzen SAP Hana und haben mit SAPs Mobil-Plattform entsprechende Apps erstellt." Die nötigen Branchenerweiterungen seien bereits in BusinessOne und Hana enthalten gewesen.

Zahlreiche Hemmschuhe

Wenn es aber so erfolgreiche Partner wie CompuTec, der jedes Jahr weltweit 50 neue Kunden gewinnt, gibt, stellt sich die Frage, welche Hemmschuhe es gibt, die bislang verhindern, dass KMUs und Partner sich engagierter mit Digitalisierung befassen. In der Podiumsdiskussion wurde mehrere Faktoren ausgemacht.

Florian Kainzinger, Gründer und Geschäftsführer von ThinkHealth: "Wo wir früher 30 bis 40 Bewerber pro Stelle hatten, haben wir heute nur noch zwei."
Florian Kainzinger, Gründer und Geschäftsführer von ThinkHealth: "Wo wir früher 30 bis 40 Bewerber pro Stelle hatten, haben wir heute nur noch zwei."
Foto: ThinkHealth

Da ist zum einen die Frage der Generation und ihrer "digitalen Befähigung". Die heutige Generation der Geschäftsführer ist meist über fünfzig und mit Mobiltelefonen aufgewachsen, für die man eine Aktentasche brauchte. Ob in der Fertigung, im Retail oder im Gesundheitswesen, überall sitzt diese Generation noch an den Schalthebeln der Macht. "Doch weder mit ihren (Kommunikations-) Tools noch mit ihrer Herrschaftsweise können die Jungen unter 30 etwas anfangen", berichtet Norbert Kunz, der Gründer von "Flinkster" und Geschäftsführer des mittlerweile 20 Jahre alten Inkubators "Social Impact", der sozial engagierte Startups an den Markt bringt.

Der zweite Hemmschuh ist die alles andere als leichte Finanzierung von Startups. "Social Impact" beschafft sich das Geld für seine Startup-Projekte aus den zahlreichen Stiftungen im deutschsprachigen Raum, weil es von den Banken und Risikokapitalgebern keine Kredite bekommt. "Jedes Startup benötigt bis zu einem Jahr lang etwa 250.000 Euro Startkapital für seine Ausbildung und Schulung", dann erst könne es losgehen. Hinzukommt noch der Fachkräftemangel: "Wo wir früher 30 bis 40 Bewerber pro Stelle hatten, haben wir heute nur noch zwei", berichtet Florian Kainzinger, Gründer von "Labor Berlin" und Geschäftsführer von ThinkHealth.

Als dritter Hemmschuh wurde die zersplitterte Gesetzgebung für den Arbeitsmarkt in den 28 Ländern der Europäischen Union identifiziert. "Es gibt einfach zuviele Gesetze, die sich voneinander unterscheiden, tausende warten auf Vereinheitlichung", meint John Higgins von Digital Europe. Das verhindere die Gründung von internationalen Niederlasungen. So etwas wie einen "Single Digital Market" gebe es noch längst nicht. Die Amerikaner nähmen aber zunehmend eine Art Digitale Festung Europa wahr.

Doch die Firmengründer, Inkubatoren und Experten helfen zahlreichen KMUs und ihren Partnern. Die meisten ihrer Kunden und Schützlinge, die sie und ihre Mentoren in Peer Groups fördern, sehen rasch die Vorteile der Cloud-Plattform. "Wir binden ein neues Labor in nur zwei Wochen in den Verbund von Labor Berlin ein", berichtet Kainzinger. Seine Firmengründung Labor Berlin nutzt SAP Business ByDesign, eine Cloud-basierte ERP-Suite. Die Nutzung von Mobil-Apps ist selbstverständlich.

Jochen Wießler, Leiter des Mittelstands- und Partnergeschäfts bei SAP Deutschland: "Business DyDesign ist die ideale Kombination aus ERP-basiertem Prozesswissen, Cloud-Plattform und HANA-Performance."
Jochen Wießler, Leiter des Mittelstands- und Partnergeschäfts bei SAP Deutschland: "Business DyDesign ist die ideale Kombination aus ERP-basiertem Prozesswissen, Cloud-Plattform und HANA-Performance."
Foto: SAP

Nur die Cloud ermöglicht die internationale Präsenz. Der SAP-Partner All4Cloud aus Viernheim hat beispielsweise Business ByDesign bis nach Australien ausgerollt. Dort setzt die Regierung von New South Wales die ERP-Lösung in Sydney für die Verwaltung aller öffentlichen Einrichtungen ein, vom Hafengebäude bis zum Lastenaufzug. "Unsere Reisekosten waren null", berichtet CEO Henrik Hausen, "denn wir waren nie vor Ort." Die Digitalisierung hat also ganz praktische Aspekte - doch auf die muss sich ein Cyber-Neuling erst einmal umstellen.

SAPs Partner-Initiativen und Ziele 2016

Und was tun die Hersteller für die Digitalisierung ihrer Partner und deren Kunden? In einem Interview mit Jochen Wießler, dem Leiter des Mittelstands- und Partnergeschäfts bei SAP Deutschland, war Näheres zu erfahren.

Mittlerweile sind die Cloud und die Applikationsplattform HANA die Zugpferde von SAPs Mittelstandsgeschäft. "Wir sind gegenüber letztem Jahr sowohl im Umsatz als auch im Partnergeschäft zweistellig und im Cloud-Geschäft sogar dreistellig gewachsen", weiß Wießler zu berichten. "Letztes Jahr schlossen wir knapp die Hälfte unserer Neukunden mit Hana ab, jetzt sind wir schon bei über vier von fünf." In dieser Hinsicht hat es sich offenbar gelohnt, dass SAP allein 2015 über 2.000 Mitarbeiter seiner Partner auf dem Thema Hana Cloud Platform (HCP) trainiert hat, wie der SAP-Manager angibt.

"Wir arbeiten mit bestehenden Partnern in dedizierten Programmen, um ihre branchenspezifischen Erweiterungen auf die HCP zu portieren", so Wießler. Wenn beispielsweise ein Anbieter von Variantenkonfiguration ein ABAP-Programm hat, das heute noch on-premise installiert wird, so er dieses nun ins SAP Appcenter auf der HCP stellen und fortan auch von anderen Kunden gefunden werden, die bei ihm noch nicht im Beratungsprojekt sind. Er könnte sein Add-on nun tausendmal verkaufen. Und jeder Partner hat so eine Erweiterung, die ihm im Wettbewerb seine Relevanz sichert.

SAP betreibt Start-up-Programme sowie Mentoring und Business Transformation Services, war von Wießler zu erfahren. "Startup wie etwa Molecular Health haben wir im Hinblick auf die Frage beraten, wie sich deren Anwendung technologisch umsetzen lässt. Die Manager sind zwar Topleute mit einem sehr guten fachlichen Knowhow, aber sie wissen nicht unbedingt, wie man die IT zur Unterstützung heranzieht." Beratung, Schulung, Mentoring usw. sind also die Aspekte, in denen Partner Lücken füllen können.

In Wießler Augen stellt Business DyDesign die ideale Kombination aus ERP-basiertem Prozesswissen, Cloud-Plattform und HANA-Performance dar. Mit dieser Kombination habe SAP gegenüber dem internationalen Wettbewerb, der mittlerweise ebenfalls deutsche Rechenzentren nutzt, die Nase vorn. Noch. "Wir dürfen uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, wenn es um unser Haus-und-Hof-Geschäft geht", warnt Wießler. "Ich mache Business ByDesign 2016 zu einer meiner Top-Prioritäten." KMU-Partner dürfen sich darauf freuen. (rw)

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