SAP-Vorstand Stefan Ries

Digitalisierung hört nicht am Arbeitsplatz auf

Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Mit den Themen Lernen und professionelle Führungskultur will SAP-Personalvorstand Stefan Ries seine Belegschaft von der klassischen ERP- in die Cloud-Welt führen, wie er Redakteur Hans Königes erläutert.

SAP befinde sich seit gut zwei Jahren in einem starken Transformationsprozess. Das bedeutet laut Ries, dass wichtige Fragen nach dem "Wie und woran wir arbeiten", der Organisationsstruktur, der weiteren Etablierung der Vertrauenskultur permanent auf der Tagesordnung stehen werden. All diese Entwicklungen muss seine Personalabteilung professionell begleiten.

Chefs müssen auch lernen

In diesem Veränderungsprogramm will Ries alle mitnehmen - es sind neuerdings fünf Generationen, die nun mittlerweile in Europas größtem Softwarehaus mit 67.000 Mitarbeitern beschäftigt sind. Das könne nur funktionieren, und das weiß der engagierte Personaler, wenn alle Mitarbeiter und Manager sich zu den beiden Zielen bekennen - also permanente Weiterbildung und moderne Führungskultur.

In punkto Lernen weist er darauf hin, dass sein Arbeitgeber 140 Millionen Euro im Jahr dafür ausgibt, "ein Spitzenwert in der Branche", wie er stolz berichtet. Auch die Chefs müssen die Schulbank drücken, "alle", wie Ries betont. Das sei kein "nice to have", man habe einen einheitlichen Lehrplan für die Führungskräfte entwickelt, der aus verschiedenen Modulen inklusive Online-Trainings, Workshops und Vorträgen bestehe.

SAP-Personalvorstand Stefan Ries erklärt CW-Redakteur Hans Königes, wie er seine Belegschaft in die Cloud-Welt mitnehmen will.
SAP-Personalvorstand Stefan Ries erklärt CW-Redakteur Hans Königes, wie er seine Belegschaft in die Cloud-Welt mitnehmen will.
Foto: SAP

Wandel nur mit permanentem Lernen und guter Führungskultur möglich

Früher hätten die Personaler immer mal wieder "einen Stuhl am Tisch der Geschäftsführung" gefordert, wie SAP-Mann Ries formuliert. Für ihn habe sich diese Diskussion insofern erledigt, als mittlerweile allen Geschäftsbereichen klar geworden sei, dass der Wandel nur mit seinen beiden Forderungen nach permanentem Lernen und guter Führungskultur bewältigt werden könne. Einigermaßen entspannt kann er seine Aufgaben angehen, da er seine Belegschaft hinter sich weiß. Immerhin 94 Prozent der Beschäftigten weltweit haben in der letzten Mitarbeiterbefragung angegeben, dass sie stolz sind, bei SAP zu arbeiten.

Umgekehrt weiß er aber auch, dass er im Kampf um Talente sehr kreativ sein muss, will er gegen die coolen Firmen wie Google, Facebook oder Apple ankommen. Einen großen Vorteil sieht er darin, "unser Alleinstellungsmerkmal", dass SAP seine Forschungs- und Entwicklungszentren weltweit verteilt habe, wohingegen die Amerikaner in der Regel nur im eigenen Land entwickelten. Als großes Plus verbucht der Konzern, dass er weltweit mit 1400 wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenarbeitet.

"Für die junge Generation müssen wir alles tun, damit die Digitalisierung nicht am Arbeitsplatz aufhört", weiß Ries. Mobile Anwendungen und der selbstverständliche Umgang in sozialen Netzen müsse gewährleistet sein, sonst habe man keine Chance beim Nachwuchs in die engere Auswahl als künftiger Arbeitgeber zu kommen. Genauso wichtig ist ihm aber auch, die sogenannten Digital Immigrants mitzunehmen, also die Mitarbeiter, die nun schon seit Jahren das Rückgrat seines Arbeitgebers bilden.

"Wir wollen keineswegs das Gefühl vermitteln, dass nur noch die Jüngeren zählen." In dieses Konzept passt auch, den stark strapazierten Begriff der Diversity nicht nur auf die Gender Diversity zu reduzieren, wie Ries berichtet. Seit drei Jahren hat der Softwareriese begonnen, Autisten einzustellen. Mittlerweile arbeiten 200 davon vor allem in der Softwareentwicklung, im Support und im Testing.

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