Digitale Strategie 2025

Digitaloffensive für Deutschland zur CeBIT

15.03.2016
Zur CeBIT will die Bundesregierung die Initiative beim digitalen Wandel zurückgewinnen. Die Strategie setzt auf mehr Milliarden, Wagniskapital und eine neue Agentur.

Mit einem milliardenschweren Zehn-Punkte-Plan will die Bundesregierung einen Rückstand Deutschlands beim digitalen Wandel verhindern. Zur "Digitalen Strategie 2025" von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gehören ein Fokus auf Glasfaser-Leitungen und der Aufbau einer Digitalagentur als Schaltzentrale. Es gehe darum, "wie wir als Europäer wettbewerbsfähig bleiben in dieser datengetriebenen Ökonomie", betonte er auf der CeBIT-Eröffnungsfeier. Auf der weltgrößten ITK-Messe warnte die Industrie vor Rückschlägen durch einen zögerlichen Netzausbau und Fachkräfte-Mangel.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel präsentierte einen Zehn-Punkte-Plan für den digitalen Wandel.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel präsentierte einen Zehn-Punkte-Plan für den digitalen Wandel.
Foto: CeBIT

Europa sollte das Ziel setzen, in fünf oder zehn Jahren die weltweit leistungsfähigste Infrastruktur zu haben, sagte Gabriel. "Wir sollten keine Angst davor haben, mit den Vereinigten Staaten oder Asien diesen Wettbewerb aufzunehmen." Zugleich stehe man erst am Anfang.

Für das CeBIT-Partnerland Schweiz warnte Bundespräsident Johann Schneider-Ammann vor einer Überregulierung. "Denn während wir uns gegen alle möglichen Gefahren absichern, riskieren wir, dass immer mehr Wertschöpfungsketten nach Kalifornien abwandern", sagte er auf der Eröffnungsfeier. Freiheit sei die Voraussetzung für Kreativität.

Der Industrieverband BDI warnte auf der CeBIT vor einem wirtschaftlichen Rückstand Deutschlands aufgrund des "dramatisch stockenden" Ausbaus digitaler Netze. Es sei "Gefahr im Verzug", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo. "Unser Land ist von einer hochleistungsfähigen digitalen Infrastruktur weit entfernt."

Auch aus Sicht des Wirtschaftsministeriums darf es nicht bei dem Ziel bleiben, Internet-Anschlüsse auf eine Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde auszubauen. Bis zum Jahr 2025 müsse ein Gigabit-Glasfasernetz stehen, geht aus dem Strategiepapier hervor.

Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 11 Megabit pro Sekunde surfe man in Deutschland gerade einmal halb so schnell wie in Südkorea, kritisierte Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. "Deutschlands digitale Zukunft wird nicht auf dem Kupferdraht entschieden, sondern mit der gigabitschnellen Glasfaser."

Die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur bis 2025 werden auf 100 Milliarden Euro beziffert. Diese sollten aus Sicht des Ministeriums vor allem von privaten Investoren kommen. Vorgeschlagen wird aber auch ein Investitionsfonds von rund 10 Milliarden Euro für Netze im ländlichen Raum. Damit mehr Wagniskapital in junge Firmen fließt, sollen die Rahmenbedingungen verbessert werden.

Die Digitalisierung löst unterdessen erste Umwälzungen in der deutschen Wirtschaft aus. Vier von zehn Unternehmen brachten im Zuge des Wandels neue Produkte oder Dienste auf den Markt, erklärte der Branchenverband Bitkom auf der CeBIT. Zugleich musste aber auch jede achte Firma deswegen Angebote vom Markt nehmen.

Zur Digitalisierung gehören unter anderem die Vernetzung von Maschinen und Alltagsgegenständen, die Auswertung ihrer Daten und daraus entstehende neue Geschäftsmodelle. Europa stehe erst am Anfang juristischer Debatten, die sich aus dem Wandel ergäben, betonte EU-Digitalkommissar Günther Oettinger in Hannover.

Deutlich mehr Unternehmen in Deutschland lagern IT-Projekte aus, weil sie keine passenden Fachleute dafür finden. In einer Umfrage des Branchenverbandes VDI gaben in diesem Jahr gut 52 Prozent das Outsourcing als Lösung für das Problem an. In der Vorjahresumfrage lag der Anteil noch knapp unter 40 Prozent. "Das muss uns zu denken geben", warnte der VDI-Bereichsleiter Technik und Wissenschaft, Dieter Westerkamp. So werde gerade das Know-how "über Dinge, die die digitale Transformation ausmachen", ausgelagert.

Die nächste schnelle Datenfunk-Generation 5G kann Deutschland aber mehr Gewicht im Tech-Geschäft bringen. "Wir haben als Standort Deutschland in der Informations- und Kommunikations-Technologie weitgehend verloren", sagte Bruno Jacobfeuerborn, VDE-Präsident und zugleich Technik-Chef der Deutschen Telekom. "Jetzt bietet sich die einmalige Chance, das mit 5G zu ändern." Ein großer Vorteil sei die Kombination aus Autoindustrie und Erfahrung bei Sensoren. (dpa/wh)

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