DJ Telekom soll Glasfasernetz für Konkurrenten öffnen - Dokument

03.04.2007

Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG soll nach Plänen der Bundesnetzagentur ihr teures Glasfasernetz gegen ihren Willen für Konkurrenten öffnen. Das sieht der noch unveröffentlichte Entwurf einer Anordnung der Behörde vor, in den die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires Einblick hatte. Die Telekom sträubt sich dagegen, anderen Netzbetreibern Zugang zu der neuen Datenautobahn gewähren, weil sie eine Entwertung ihrer Milliardeninvestion befürchtet.

Der Bonner Konzern zieht derzeit in großen deutschen Städten Glasfaser zwischen den großen Vermittlungsstellen und den kleinen Kabelverzweigerkästen an der Straße ein, von wo aus die klassischen Kupferleitungen bis in die Häuser gehen. So können wesentlich mehr Daten übertragen werden. Die Telekom bietet über diese Verbindungen Kombiprodukte aus Fernsehen, Internet und Telefon an, um ihr schwaches Inlandsgeschäft wieder anzukurbeln.

Derzeit können sich die alternativen Anbieter nur an den bundesweit rund 8.000 Hauptverteilern mit dem Netz des Ex-Monopolisten zusammenschalten. Die Netzagentur will die Telekom nun verpflichten, den Zugang auch an ihren rund 300.000 Kabelverzweigern zu ermöglichen. Die Konkurrenten sollen neben diesen Kästen eigene Technik aufstellen können, wie aus dem Entwurf für die Regulierungsverfügung hervorgeht. Geplant ist, dass sie von dort aus in die Rohre der Telekom dürfen, um eigene Glasfaser einzuziehen.

Wo dies aus technischen Gründen oder wegen Kapazitätsengpässen nicht möglich ist, sollen die Wettbewerber die Glasfaserleitungen der Telekom sogar mitbenutzen dürfen. Die Netzagentur wird ihre Blaupause am Mittwoch veröffentlichen. Die Branche hat dann bis Anfang Mai Gelegenheit zu Stellungnahmen. Der Entwurf ist Teil einer allgemeinen Überprüfung des Bereichs der "letzten Meile" zu den Hausanschlüssen der Endkunden.

Weder die Netzagentur noch die Telekom wollten die Informationen von Dow Jones Newswires kommentieren. Die Behörde vertritt demnach die Ansicht, dass durch den 3,3 Mrd EUR teuren Netzausbau des Bonner Konzerns für die alternativen Anbieter neue Barrieren im Markt entstehen. Die Telekom ihrerseits hat - wie aus den Unterlagen des Regulierers weiter hervorgeht - bereits erklärt, dass sie keine Grundlage für eine entsprechende Zugangsverpflichtung sieht. Sie ist bislang lediglich bereit, das Glasfasernetz reinen Wiederverkäufern wie United Internet zur Verfügung zu stellen.

Die infrastrukturbasierten Anbieter wie Arcor verlangen jedoch Zugang zu den physischen Leitungen. Sie befürchten, andenfalls bei der Versorgung der Endkunden mit Breitbandangeboten ins Hintertreffen zu gelangen. Über die klassischen Kupferleitungen ließen sich technisch nur rund 40% der Bevölkerung erreichen, während über Glasfaserstrecke mehr als 90% der Haushalte versorgt werden könnten, erklärt der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM).

Der Organisation gehen die Pläne der Bundesnetzagentur nicht weit genug. Die Unternehmen müssten auch innerhalb der kleinen Verteilkästen der Telekom eigene Technik installieren können, da das Aufstellen eigener Kästen neben denen des Bonner Konzerns vielfach auf baurechtliche Probleme stoße und nur für wenige Unternehmen wirtschaftlich machbar sei. Gleichzeitig verlangt der VATM, dass die Wettbewerber auch von großen Telekom-Hauptverteilern aus die neuen Glasfaserleitungen samt der alten Kupferstrecke mitbenutzen zu dürfen. "Andernfalls würde die Netzagentur nur einen halben Schritt machen", sagt Verbandsgeschäftsführer Jürgen Grützner.

Webseite: http://www.BNetzA.de

http://www.telekom.de

http://www.VATM.de

-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,

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April 03, 2007 06:49 ET (10:49 GMT)

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