Eagle, Genesis und Voyager

15.05.2006
Bereits zum neunten Mal hat Symantec die "Vision" abgehalten, die jährliche weltweite Partner- und Kundenkonferenz. Produktneuigkeiten gab es sowohl im Security- als auch im Storage-Umfeld.

Von Dr. Ronald Wiltscheck

Vision ist ursprünglich eine Veritas-Erfindung gewesen, nach der Übernahme des Speicherspezialisten hat Symantec auch dessen Hausmesse für sich gepachtet. Zehn Monate nach der nun auch rechtlich vollzogenen Fusion ist die "Vision" zum ersten Mal unter dem Brand der "neuen" Symantec abgehalten worden.

Über 3.500 Besucher sind vergangene Woche nach San Francisco gekommen, um sich über die neuesten Security- und Storage-Produkte des Herstellers zu informieren und mehr über dessen Strategie zu erfahren. 50 externe Aussteller haben an der parallel abgehaltenen Messe teilgenommen, unter anderem auch unmittelbare Ex-Veritas-Konkurrenten wie EMC oder IBM.

Gleich am ersten Tag der Kundenkonferenz wartete Symantecs Technik-Chef Ajei Gopal mit einer Überraschung auf. So wird der Security-Anbieter noch in diesem Jahr eine Lösung zum Absichern von Datenbanken auf den Markt werfen. Symantec Database Security & Audit (SDSA) soll verhindern, dass findige Hacker mit einer einfachen SQL-Abfrage auf einer Website Zugriff auf sensitive Daten erhalten. Dass so etwas prinzipiell möglich ist, demonstrierte Gopal in einer Demo, in der es ihm gelang, an mehrere Kreditkartennummern von Kunden eines Webshops heranzukommen.

Standards in Rechenzentren

SDSA soll nicht nur in der Lage sein, derartige Angriffe zu detektieren (Intrusion Prevention), sondern auch gleich zu verhindern (Intrusion Prevention). Dazu scannt die Software nicht nur alle am Webserver eingehenden SQL-Abfragen, sondern auch die Antworten der Datenbank darauf. Es gibt bereits einige Pilotkunden, die dieses Produkt im Einsatz haben: mehrere Finanzdienstleister und Fertiger, wie der Symantec-CTO zu verraten bereit war.

Im Rahmen der "Vision" hat Symantec auch eine neue Version der Data Center Foundation angekündigt. Dabei handelt es sich um eine ganze Produktfamilie, bestehend aus Veritas Net Backup, der Storage 5.0 und Server Foundation sowie "i3", der Suite zum Optimieren von Applikationen.

Besonders wichtig war Kris Hagerman, dem Chef der Data Center Management Group bei Symantec, die Version 5.0 der Veritas Storage Foundation: "Für uns ist es die wichtigste Produktankündigung in den vergangenen fünf Jahren!" Es ist für ihn eine "neue Generation von Storage- und Virtualisierungs-Management-Lösungen". Pilotkunde EDS konnte damit nach eigenen Angaben bereits bis zu 50 Prozent Einsparung im täglichen Betrieb seiner Rechenzentren einfahren.

Symantec wird zum ersten Mal eine lizenzfreie Version ("Basic") der Veritas Storage Foundation 5.0 anbieten. Sie wird ab sofort auf der Symantec-Website zum freien Download angeboten und das Veritas-File-System sowie den Volume-Manager samt dynamischem Multi-Pathing enthalten. Diese Basisversion eignet sich maximal für vier physische Festplatten, vier Dateisysteme und zwei Prozessoren in einem Server.

Alle darüber hinausgehenden Kundenanforderungen werden mit der kostenpflichtigen Enterprise-Version der Veritas Storage Foundation 5.0 abgedeckt. Und falls ein Kunde weiteren Support für seine kostenlose Basisversion benötigt, erhält er diesen für 98 Dollar pro CPU.

Mit der Data Center Foundation, einer Infrastruktursoftware zum Integrieren von Storage-Systemen von Anbietern wie CA, IBM, EMC, HDS, HP und Net App, tritt Symantec aber keinesfalls in Wettbewerb zu System-Management-Lösungen à la "CA Unicenter" oder "IBM Tivoli", sagte Hagerman in San Francisco. Diese Software würde lediglich IT-Umgebungen überwachen und über deren aktuellen Zustand berichten, wohingegen Data Center Foundation aktiv wird und Daten sichert. Insoweit wären beide Suites komplementär. "Wir sind kein Anbieter von Systemmanagement", betonte Hagerman.

Die neue Veritas-Software für die Unix-Derivate von Sun, HP und IBM und für die Linux-Distributionen von Red Hat und Novell soll noch im zweiten Quartal 2006 herauskommen; eine Windows-Version wird voraussichtlich gegen Ende dieses Jahres verfügbar sein. Diese Verzögerung begründete Symantec mit der verspäteten Freigabe von Windows Longhorn durch Microsoft. Auf jeden Fall wird es das neue Release der Data Center Foundation für die Beta-2-Longhorn-Version geben, betonte Hagerman.

Der für Enterprise Security und Datenmanagement zuständige Manager Jeremey Burton hat das Projekt "Eagle" (Adler) angekündigt. Dabei handelt es sich um eine im Google-Look gehaltene Suchmaschine für archivierte E-Mails. Das Wiederherstellen von früheren Versionen verloren gegangener Dokumente ("Recovery") soll künftig ebenfalls in einer an Google erinnernden Maske geschehen. Ein Produkt unter dem Codenamen "Eagle" soll frühestens 2007 auf den Markt kommen.

Gestalt nimmt ferner das Projekt "Genesis" an, das Symantec bereits vor einem Monat angekündigt hatte. Hier handelt es sich um Software als Service für Heimanwender. Der für Consumer zuständige Symantec-Manager Enrique Salem hat in San Francisco diesen Service für Ende 2006 versprochen. "Im Sommer werden wir mit Betatests bei einigen Kunden beginnen und im September 2006 den endgültigen Namen für diesen Service festlegen", so Salem.

Dennoch werde es Norton Genesis auch als CD oder downloadbare Software geben. Diese soll Heimanwender vor Viren, Würmern, Phishing- und Spionagesoftware schützen, ihn aber auch bei Backups entlasten. So plant Symantec etwa auch einen Online-Backup-Service für Consumer, im ersten Schritt bis zu einem Datenvolumen von einem halben Gigabyte.

Ein weiteres Projekt auf der Endanwender-Front ist "Voyager". Diese Software warnt User vor möglicherweise gefährlichen Websites und hindert ihn daran, sensitive Daten wie Kreditkartennummern an unsichere Ziele zu übermitteln. Hierbei kommt die "Brightmail"-Technologie zum Identifizieren von Spam-Versendern zum Einsatz, ebenso weitere heuristische Algorithmen. Außerdem hat Symantec ein so genanntes Phish-Report-Network ins Leben gerufen, in dem End-User möglicherweise als Phishing-Websites erkannte Quellen benennen.

Zehn Millionen für Partner

Julie Parish, bei Symantec weltweit fürs Channel-Geschäft zuständig, hat gegenüber ComputerPartner ihre Pläne erläutert. So befinde sich der Umbau des Partnerprogramms nun in der heißen Phase. "Aus acht Partner-Portalen ist nun ein einziges geworden", so Parish. Um dem steigenden Bedürfnis des Channels nach Webunterstützung Rechnung zu tragen, hat Symantec nun vor, massiv ins eigene IT-Equipment zu investieren. "Bisher haben wir je zwei Millionen Dollar pro Jahr für die Webplattform von Veritas und Symantec ausgegeben, 2007 werden wir uns das gemeinsame Partnerportal zehn Millionen Dollar kosten lassen", gibt die Channel-Managerin vor.

Doch auch die eigene, etwa 3.000 Mann starke Serviceabteilung möchte Symantec stärken. Zwar erwirtschaftet der Hersteller mit Dienstleistungen gerade mal fünf Prozent seines Gesamtumsatzes, doch dieser Anteil soll mittelfristig auf zehn Prozent steigen. Derzeit macht Symantecs Service Group allerdings noch Verluste: "Alles nicht so schlimm, wir sehen das Dienstleistungsgeschäft strategisch, unsere Kunden wollen dies so", meint dazu Symantec-CEO John Thompson. Allerdings werde das Unternehmen ein Softwarehersteller bleiben: "Wir wollen keine zweite IBM werden", so der Firmenchef gegenüber ComputerPartner.

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