Networking-Tipps für Dienstleister

"Erfolgreich Netzwerken ist richtige Arbeit"

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Networking als Schlüssel zum Erfolg im Berufsleben: Netzwerk-Expertin Monika Scheddin verrät, wie man sich richtig vernetzt – und was man dabei keinesfalls tun sollte.

Sich zu vernetzen, neue Business-Kontakte zu knüpfen und davon zu profitieren, fällt einigen schwer. Doch Networking ist oft der Schlüssel zum Erfolg: Vom Kita-Platz bis zur offenen Stelle läuft so ziemlich alles über Kontakte. Gut, dass die Netzwerk-Expertin und Buch-Autorin Monika Scheddin ihre besten Tipps verrät, wie man erfolgreich Kontakte knüpft – und sie auch hält.

Frau Scheddin, warum ist Netzwerken so wichtig?
Monika Scheddin: Netzwerken ist die einzige Lebensversicherung, die wir haben. Das gilt für Einzelpersonen genauso wie für Unternehmen. Wenn ich heute netzwerke, dann habe ich die erste Beute in zwei Jahren – es dauert einfach. Auch Firmen müssen in der Lage sein, zwei Jahre im Voraus zu denken und branchenübergreifend zu verstehen, was auf einen zukommt.

Monika Scheddin, Netzwerk-Expertin und Autorin: "80 Prozent der Menschen bleiben einfach nicht in Erinnerung. Deswegen muss man einen Eindruck hinterlassen."
Monika Scheddin, Netzwerk-Expertin und Autorin: "80 Prozent der Menschen bleiben einfach nicht in Erinnerung. Deswegen muss man einen Eindruck hinterlassen."
Foto: Scheddin

Warum braucht man denn zwei Jahre?
Scheddin: Als Faustformel gilt: Man braucht sieben Kontakte oder Begegnungen und etwa zwei Jahre Beziehungsarbeit, bis Beziehungen belastbar sind. Aber das ist das größte Problem: Vielen fehlt beim Netzwerken das Ziel vor Augen. Für Privatpersonen kann das sein: Wo will ich hin und wer kann mich dabei unterstützen? Für Firmen wäre das: Wir wollen eine neue Software etablieren – was macht die Konkurrenz? Wo können wir eigene Fehler vermeiden?

Ich habe ein Ziel vor Augen – und nun?
Scheddin: Jetzt kommt das Schwierige: Sobald ich netzwerke, muss ich das Ziel vergessen. Ich muss die Person mir gegenüber wertschätzen und mit einer sogenannten absichtslosen Absicht herangehen. Niemand wird gern als Beutetier gejagt!

Das ist sicherlich schwierig.
Scheddin: Natürlich! Wir alle haben eine Absicht, aber die muss man zuerst zurückstellen. Man sollte sehen, was einen mit dem Gegenüber verbindet, welches Thema man gemeinsam hat. So arbeitet man sich beim Smalltalk von leicht zu schwer, von oberflächlich zu persönlich durch. Ein guter Gesprächsstoff bietet immer ein Programmpunkt bei einer Veranstaltung. So kann man sich an den anderen rantasten. Gemeinsames finden, Trennendes freundlich ignorieren.

Gerade dieser Smalltalk fällt vielen schwer.
Scheddin: Dafür gibt es mehrere Gründe. Wir Deutschen haben einfach keine Smalltalk-Kultur. Ein guter Smalltalker ist jemand, der aktiv zuhört und der echtes Interesse am Thema und am Gegenüber hat. Gleichzeitig haben zu wenige Firmen echte Ziele. Wie sollen die Führungskräfte gut netzwerken, wenn das Unternehmen nur vage Absichtserklärungen vorgibt? Da schwimmen die Mitarbeiter oft. Hinzu kommt: Wir haben alle genug zu tun, jeder ist im Stress. Vielen fällt Netzwerken schwer, weil sie das Gefühl haben, dass sie beim Herumstehen und Plaudern nichts leisten. Aber Netzwerken ist Arbeit. Wer sich richtig engagiert, der investiert sehr viel Zeit hinein.

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