Wachstumsmarkt Cybercrime

Europol warnt vor der digitalen Unterwelt

27.01.2016
Das Internet erleichtert das Leben für Verbraucher, Unternehmen und Behörden. Doch es wird auch von Kriminellen genutzt. Cybercrime ist der Wachstumsmarkt für Mafia-Banden, warnt die europäische Polizeibehörde Europol.
Sitz von Europol in Den Haag.
Sitz von Europol in Den Haag.
Foto: robert paul van beets - shutterstock.com

Online-Kriminalität wird immer aggressiver und bedrohlicher. Es trifft Unternehmen und Privatleute, warnt die europäische Polizeibehörde Europol in Den Haag. Um die Verbrechen wirksam zu bekämpfen, sollen nationale Polizeidienste der Europäischen Union besser zusammenarbeiten. Darüber berieten am Dienstag die EU-Justizminister bei einem Treffen in Amsterdam. Was sind die größten Bedrohungen und was kann man dagegen tun:

Was ist Cybercrime?

Kriminelle nutzen das Internet, um in großem Stil Daten zu stehlen und zu missbrauchen. Viele herkömmliche Verbrechen finden nun auch über das Internet statt, wie Betrug, Diebstahl, Bedrohung, Missbrauch oder Erpressung. Das Internet hat auch längst seine eigene Unterwelt, das sogenannte Darknet (wörtlich übersetzt: dunkles Netz). Verbrecher nutzen dieses abgeschirmte Netz für Geldwäsche, Drogen- und Waffenhandel oder Kinderpornografie. Dabei hat sich die anonyme Digitalwährung Bitcoin als Zahlungsmittel durchgesetzt.

Was ist die größte Bedrohung?

Malware - Schadsoftware - ist die Hauptbedrohung für Privatleute und Unternehmen. Computer werden dabei von böswilligen Programmen infiziert oder dadurch dann kontrolliert. Kriminelle stehlen damit etwa Daten von Konten oder Kreditkarten. Aber sie können auch ganze Computer blockieren. Dann werden die Besitzer erpresst: Erst wenn sie Geld bezahlen, wird der Zugang wieder freigegeben.

Wie groß ist die Gefahr des sexuellen Missbrauchs mit Hilfe der Online-Welt?

Täter nutzen nach Erkenntnissen von Europol das Darknet, um Videos oder Fotos zu verbreiten. Zunehmend findet Kindesmissbrauch auch im Live-Stream statt. Durch die große Reichweite nimmt die Nachfrage nach neuem Material schnell zu und daher auch die Gefahr weiteren Missbrauchs. Auch an sich unschuldige Fotos und Videos von Kindern oder Teenagern können missbraucht werden. Hiknzu kommt die Gefahr der Erpressung. Die Täter sind immer schwieriger aufzuspüren, da sie digitale Methoden zur Verschlüsselung und Anonymisierung nutzen. Kritiker halten dagegen, dass das Gros der sexuellen Missbrauchsfälle im privaten Umfeld stattfinde und dass Europol gegen eine völlig legitime Verschlüsselung und Anonymisierung polemisiere.

Wie schädlich sind Hackerangriffe?

Die Zahl der Angriffe auf Datenbanken von Unternehmen, Behörden oder Versicherungen hat zugenommen. Persönliche Daten sind ein kostbarer Rohstoff für Kriminelle. Sie missbrauchen sie für Betrug oder Erpressungen. Zum Beispiel können sie gefälschte Rechnungen an Kunden einer Versicherung schicken - täuschend echt.

Wer steckt hinter dem Cybercrime?

Das Klischee eines einsamen Hackers ist falsch. Das aggressive und systematische Vorgehen weist auf organisierte Verbrecherbanden hin. Sie müssen keine besonderen technischen oder digitalen Fähigkeiten haben. Denn über das Internet werden illegale Hacker-Dienste und schädliche Software angeboten.

Was kann man dagegen tun?

Die internationalen Ermittler arbeiten im Kampf gegen Cybercrime zusammen, aber auch zunehmend mit Sicherheitsexperten der Internet-Unternehmen wie Google oder Microsoft sowie dem Finanzsektor. Behörden, Unternehmen und Computer-Industrie müssen aber mehr für den digitalen Schutz tun - Europol spricht von "Digitaler Hygiene". Und: Ermittler müssen eng zusammenarbeiten und Daten austauschen. Denn Cyber-Kriminialität kennt keine nationalen Grenzen.

Wie können sich Verbraucher schützen?

Ein guter Virusscanner und eine Firewall für den PC sind Standard. Prinzipiell gilt: Vorsicht vor dem Öffnen eines Anhangs einer E-Mail oder dem Klicken auf einen Link. Niemals Kontodetails oder Passwörter weitergeben. Regelmäßig ein Backup machen. Kinder und Teenager über Gefahren beim Chatten oder dem Teilen von Handy-Fotos aufklären. (dpa/rs)

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