Stationäre Stores drücken auf die Bilanz

Fehlbetrag bei Cyberport erhöht sich



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der Elektronikversender Cyberport hat auch das Geschäftsjahr 2014 mit roten Zahlen abgeschlossen: Wie aus dem nun veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht, stieg der Fehlbetrag von 2,62 Millionen Euro auf 3,15 Millionen Euro an.
Store-Eröffnungen wie hier zuletzt Anfang 2015 in Wien belasten das Ergebnis von Cyberport
Store-Eröffnungen wie hier zuletzt Anfang 2015 in Wien belasten das Ergebnis von Cyberport
Foto: Cyberport

Überraschen dürfte die Ergebnisentwicklung bei Cyberport niemand - weder außenstehende Beobachter und erst recht nicht die Geschäftsführung des Elektronikversenders: Mit den Store-Neueröffnungen in München und in der Berliner Concept Mall Bikini sei auch 2014 ein Investitionsjahr für Cyberport, erklärte Geschäftsführer Rainer Kiefer bereits vor einem Jahr gegenüber ChannelPartner. 2013 war Cyberport bei einem (Netto-)Umsatz von 548 Millionen Euro auf einen Fehlbetrag von 2,62 Millionen gekommen. 2014 kam es zwar zu einer Umsatzsteigerung um 10 Prozent auf 606 Millionen Euro, doch wie der nun veröffentlichte Geschäftsbericht zeigt, gab auch das EBIT weiter nach und lag schlussendlich bei -3,15 Millionen Euro.

Die Begründung ähnelt dabei der im Vorjahr verwendeten Argumentation: Ursächlich für den Rückgang des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sei zum einen der erhebliche Anstieg des Personalaufwands. So habe sich gegenüber dem Vorjahr die Anzahl der im Jahresdurchschnitt beschäftigten Mitarbeiter bei Cyberport um 37 bzw. 8,9 Prozent auf 452 Mitarbeiter erhöht. Für die hohe Zahl von Neueinstellungen sei vor allem die Eröffnung weiterer Stores verantwortlich gewesen. Zum anderen hätten sich die sonstigen betrieblichen Aufwendungen deutlich um 4,09 Millionen Euro auf 32,25 Millionen Euro erhöht. Dazu hätten u. a. Aufwendungen für Logistikdienstleistungen, Mieten und Paymentgebühren beigetragen - also ebenfalls Faktoren, die in Zusammenhang mit der Multichannel-Aufstellung von Cyberport stehen.

Die Option, durch einen teilweisen oder vollständigen Ausstieg aus dem Store-Geschäft wieder in die Gewinnzone zurückzukehren, stellt sich für Cyberport aber offensichtlich nicht. In dem Geschäftsbericht für 2014 wird an verschiedenen Stellen betont, dass der eingeschlagene Multichannel-Ansatz für den Elektronikversender zentral ist. Weitere Filialen sind zwar derzeit nicht geplant, doch wird u.a. mit der Erneuerung von älteren Geschäften in den stationären Bereich investiert. Dass sich Cyberport nicht einfach aus dem Store-Geschäft zurückziehen kann, ist naheliegend: Mit 15 Filialen nimmt das stationäre Geschäft inzwischen eine Umsatzbedeutung ein, auf die sich nicht einfach verzichten lässt. Zudem stellt das Multichannel-Konzept eine wichtige Differenzierung für Cyberport im Online-Elektronikhandel dar.

Burda steht weiter zu Cyberport

Klar stellt Cyberport in dem Geschäftsbericht das Marktumfeld dar: Der Wettbewerb habe an Schärfe zugenommen. Nach wie vor kämen Onlineshops mit preisaggressivem Angebot in den Markt, aber auch größere Marktbegleiter übten hohen Druck auf das Preisniveau aus. Vor allem die marktführende MSH-Gruppe habe mit der zugehörigen Redcoon ihre Vertriebsaktivitäten mit hohem Werbedruck und einem Ausbau von aggressiven Sonderangeboten intensiviert. Auch trete Amazon preisaggressiv auf und verbreitere sein Angebot. Fazit: Insgesamt sei die Marktnachfrage über das Internet weiter gestiegen. Der Druck auf die Marge bleibe allerdings hoch.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Cyberport in dem Geschäftsbericht mit leicht wachsenden Umsatzerlösen und einem leicht verbesserten Ergebnis. Dabei sei berücksichtigt, dass Aufwendungen in Zusammenhang mit der vorausgegangenen Eröffnung von Stores das Ergebnis belasten würden. Die zentrale Frage bleibt ohnehin, wie stark das Commitment des Mehrheitsgesellschafters Burda noch zu dem Elektronikversender ist. Hier wurden zuletzt positive Signale ausgesendet: In München baut Burda für Cyberport einen E-Commerce-Hub auf und wurde mit Helmar Hipp ein erfahrener Nachfolger für den zu Burda wechselnden Rainer Kiefer in die Geschäftsführung bestellt. (mh)

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