Ratgeber Strukturierte Verkabelung

Flexibel dank fester Struktur

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Der tertiäre Bereich

Weniger eindeutig ist die Frage nach der optimalen Verkabelung im Tertiärbereich, also im horizontalen Segment hin zum Arbeitsplatz, zu beantworten. Als kleinster gemeinsamer Nenner hat sich zumindest das "Flut"-Prinzip durchgesetzt: Unabhängig vom momentanen Bedarf wird grundsätzlich jedes Büro und jeder potenzielle Arbeitsplatz erst einmal mit Netzanschluss und/oder Serviceanschluss (etwa Telefon, Fax) bedient.

Doch schon bei der Frage nach dem Wie scheiden sich die Geister. Während die einen empfehlen, eine Glasfaser in jedes Büro zu legen und dann per Medienkonverter klassische Kupfer-Ethernet-Dosen zu installieren, favorisieren andere ein direktes Fibre to the Desktop (FTTD). Und ein drittes Lager bevorzugt die klassische Kupferverkabelung (siehe Kasten "Kabelarten"). Sieht man einmal von Sonderfällen wie etwa CAD-Arbeitsplätzen oder HDTV-Schnittplätzen, die besonders hohe Bandbreiten benötigen, ab, dann ist letztere Lösung heute der beste Kompromiss hinsichtlich Kosten und Leistungsfähigkeit. So entstehen keine Kosten für Medienkonverter, da mittlerweile fast jedes netzwerkfähige Endgerät eine Schnittstelle für Kupfer-Ethernet besitzt. Und mit 10-Gigabit-Ethernet scheinen auf Etagenebene noch genügend Leistungsreserven vorhanden zu sein.

Kupfer hat noch Potenzial

Gleichzeitig ist die von vielen bereits abgeschriebene Kupfertechnik noch unter einem anderen Aspekt interessant. Mit Power over Ethernet (PoE) können so selbst an Stellen, an denen kein Stromanschluss vorhanden ist, Geräte wie VoIP-Telefone oder WLAN-Access-Points installiert werden, ohne kostspielig neue Stromleitungen zu verlegen.

Damit die Kupfertechnik ihr Potenzial ausspielen kann, sind einige Besonderheiten zu beachten. Um eine störungsfreie Übertragung zu gewährleisten, darf das Verlegekabel eine Länge von 90 Metern nicht überschreiten. An den Endpunkten erfolgt dann der Anschluss über zwei jeweils maximal fünf Meter lange Patch-Kabel. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Gesamtlänge von 100 Metern pro Segment eingehalten wird. Zu beachten ist auch, dass Patch- und Verlegekabel jeweils nur für ihren spezifischen Verwendungszweck genutzt werden, da sie aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaft nur für die jeweiligen Anschlüsse geeignet sind. Statt ein vierpaariges Kabel für Telefon und Ethernet zu verwenden, sollten die Kabel außerdem eins zu eins durchgeführt werden und nur einen Anschluss bedienen. Das vermeidet zum einen Ausfälle, falls etwa aus Versehen ein LAN-Gerät an die stromführende TK-Dose angestöpselt wird. Zudem werden so Probleme vermieden, wenn Gigabit Ethernet oder PoE eingeführt werden, da diese Technologien - von besonderen Lösungen abgesehen - in der Regel die Nutzung aller Kabel-adern vorsehen.

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