FOKUS: Konsolidierung in Asien würde es Qimonda schwerer machen

13.01.2009
Von Archibald Preuschat DOW JONES NEWSWIRES

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FRANKFURT (Dow Jones)--Für den deutschen Speicherchiphersteller Qimonda könnte das langfristige Überleben trotz der jüngsten Rettungsaktion schwieriger werden. Während Chiphersteller aus Taiwan ihre Kooperationen mit Wettbewerbern aus Japan und den USA stärken, droht Qimonda ohne einen Technologiepartner als kleinerer Akteur in der Branche zurückzubleiben.

In Taiwan hat die Regierung erst kürzlich den Chipherstellern des Landes finanzielle Unterstützungen angeboten, was zu Verhandlungen über engere Kooperationen führte. So wurde die ProMOS Technologies Inc von dem US-Konzern Micron Technology Inc und der japanischen Elpida Memory Inc hinsichtlich einer Zusammenarbeit angesprochen, sagte ein Manager des taiwanesischen DRAM-Herstellers, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Micron verfügt bereits über ein Joint Venture mit der Nanya Technologies Corp, die ebenfalls in Taiwan ansässig ist, während Powerchip Semiconductor Corp zusammen mit Elpida die Rexchip in Taiwan betreibt. "In den meisten Teilen der Speicherchipindustrie zählt die Größe", kommentiert Tobias Loskamp, Analyst bei Kepler Capital Markets, die Entwicklung. Wenn es zu einem Zusammenschluss in Asien kommt, würde Qimonda gemessen an der Größe deutlich hinter die Wettbewerber zurückfallen.

Ähnlich schätzt Sal. Oppenheim-Analyst Jürgen Wagner die Situation für Qimonda ein: Sollten die Wettbewerber durch Konsolidierung wachsen, würde sich die Wettbewerbssituation von Qimonda verschlechtern. Den Marktforschern von Gartner Dataquest zufolge ist der Münchener Konzern der viertgrößte DRAM-Hersteller weltweit. Dabei produziert Qimonda DRAM-Produkte für Mobiltelefone, PCs oder Notebooks.

Der Marktführer Samsung kann im Gegensatz zu kleineren Unternehmen der Branche ohne Schwierigkeiten unabhängig bleiben. Demgegenüber hatte der südkoreanische Halbleiterhersteller Hynix Semiconductor Inc von seinen Großaktionären eine lebenswichtige Finanzspritze erhalten. Hynix hält eigenen Angaben zufolge mehr 20% am weltweiten DRAM-Markt.

Wie viele andere Speicherchipproduzenten auch muss die Qimonda AG erheblich in die Forschung und Entwicklung von Speicherchips investieren. Das kann sich jedoch nur auszahlen, wenn entsprechend hohe Stückzahlen gefertigt werden.

Qimonda leidet wie andere Chipunternehmen weltweit unter der gesunkenen Nachfrage und niedrigeren Preise sowie einer Liquiditätsknappheit. Alleine im vergangenen Jahr sind die Chippreise laut den Marktbeobachtern von DRAMeXchange um knapp 75% eingebrochen und der Gesamtverlust der ersten drei Kalenderquartale lag insgesamt über 8 Mrd USD. Infolgedessen haben mehrere Unternehmen die Schließung von weniger produktiven Werken, einen Stellenabbau und Verschiebungen bei Investmentprojekten angekündigt.

In vergangenen Quartalen überstiegen bei Qimonda die Verluste die Umsätze. Ende des dritten Quartals per Ende Juni, die zuletzt verfügbaren Daten, verbuchte das Münchener Unternehmen bei 384 Mio EUR Erlösen einen Nettoverlust von 401 Mio EUR bzw. 1,17 EUR je Aktie.

Ende Dezember war angekündigt worden, Qimonda mit einem Kredit über insgesamt 325 Mio EUR vom Freistaat Sachsen, der Muttergesellschaft Infineon Technologies AG und einer portugiesischen Investitionsbank zu retten. Qimonda hatte zuvor davor gewarnt, dass im schlimmsten Fall im ersten Kalenderquartal 2009 Liquiditätsengpässe entstehen könnten.

Das Unternehmen verfügt nach dem Verkauf des 35,6%-Anteils an dem taiwanesischen Speicherchip-Hersteller Inotera Memories Inc an den US-Wettbewerber Micron kaum noch über Verbindungen nach Asien. Eine Entwicklungskooperation für DRAM-Chips der neuen Generation zwischen Qimonda und dem japanischen Wettbewerber Elpida liegt derzeit auf Eis.

Sollte es in Asien zu Konsolidierungen kommen, würde das Qimonda allerdings helfen, meint Günther Hollfelder von der UniCredit. "Jeder Konsolidierungsschritt in dem Sektor wird wahrscheinlich positive Auswirkungen auf die DRAM-Preise haben", sagte Hollfelder. Und eine Preiserhöhung sei das, was Qimonda derzeit am dringensten brauche.

- Von Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 110, archibald.preuschat@dowjones.com DJG/DJN/kla/ncs Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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