Fried Saacke, Doag: Oracle vernachlässigt den persönlichen Support

13.11.2007

SAACKE: Die Pauke erzeugt eine gewisse Aufmerksamkeit, die aber irgendwann langweilig wird. Oracle sollte lieber versuchen, nachhaltiges Interesse im Markt zu wecken. Wenn Oracle nicht an der CeBIT teilnimmt, dann muss das Unternehmen mindestens das gleiche Geld ausgeben, um auf 20 anderen Veranstaltungen präsent zu sein. Innovationen lassen sich nur dann vermitteln, wenn sie an geeigneter Stelle präsentiert werden. Da kann ich Plakate aufhängen so viel ich will. Das nimmt heute kaum noch jemand wahr. Außerdem sollte sich der Hersteller die Mühe machen, sich mit Eigenheiten lokaler Märkte auseinanderzusetzen. Oracle muss sich genau ansehen, was die Bedürfnisse der Unternehmen in Deutschland sind. Das sind andere als in England oder den USA.

Bei Oracle kreist alles um die US-Zentrale

CW: Ist es ein Problem, dass Oracle zentralistisch aus den USA gesteuert wird und die Landesorganisationen zunehmend bedeutungsloser werden?

SAACKE: Das ist auch meine Wahrnehmung. Die Bedeutung der Landesorganisationen geht immer weiter zurück. Am liebsten würde Oracle ignorieren, dass es Länder gibt. Eine weltweit einheitliche Organisation würde für Oracle vieles einfacher machen. Das versuchen die Verantwortlichen so weit wie möglich in ihrer Organisation abzubilden – sicher auch mit dem Hintergedanken, effizienter zu werden.

CW: Was bedeutet das für Sie als Nutzervereinigung?

SAACKE: Es wird für uns zunehmend wichtiger, im International User Council vertreten zu sein, um den direkten Draht zur Konzernführung nicht abreißen zu lassen. Wir haben festgestellt, dass wir nicht einmal auf europäischer Ebene unsere Themen richtig platzieren konnten. Deshalb haben wir darauf gedrängt, dass wir, wie auch die Kollegen aus Großbritannien sowie eine asiatische User Group, als große Anwendervereinigung direkt im internationalen Gremium der weltweiten Oracle-Nutzer vertreten sind. Hier können wir an oberster Stelle unsere Interessen positionieren.

CW: Es reicht also nicht aus, über die deutsche Oracle-Organisation Einfluss auszuüben?

SAACKE: Man muss beides tun. Deshalb treffen wir uns auch regelmäßig mit der hiesigen Oracle-Führung. Wir müssen natürlich auch darauf achten, die lokale Organisation zu stärken und ihr nicht in den Rücken zu fallen. Es reicht aber nicht mehr aus, die Kontakte zu Oracle nur in Deutschland zu pflegen. Teilweise bekommen wir sogar Signale, ob wir nicht helfen könnten, bestimmte Themen in der Oracle-Zentrale auf den Tisch legen, damit die deutschen Interessen gehört werden. Es ist wichtig, sich dort Beachtung zu verschaffen, wo wirklich die Entscheidungen gefällt werden. Und dies ist immer öfter in den USA. Dinge, die wir hier in Europa auf den Weg bringen, kommen nur sehr gefiltert in der Zentrale an. Das ist wie bei der Flüsterpost.

CW: Wie hoch sind denn die Chancen, gehört zu werden?

SAACKE: Das geht natürlich nur begrenzt. Oracle wird nicht 420 User Groups Aufmerksamkeit widmen können. Wir dürfen aber nicht nur unsere eigenen Interessen verfolgen, sondern müssen auch die weltweiten Interessen der Oracle-Nutzer mittragen und unterstützen.

CW: Hat sich in der Zusammenarbeit mit Oracle hierzulande etwas geändert, seit in Deutschland Jürgen Kunz am Ruder steht?

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