Für EADS ist die Wachstumsvision 2020 ein Stück näher gerückt

22.04.2008

Von Kirsten Bienk

DOW JONES NEWSWIRES

BERLIN (Dow Jones)--Die European Aeronautic Defence and Space Co (EADS) NV, Amsterdam, sieht den am Dienstag angekündigten Erwerb des Notrufdienstleisters PlantCML als "wichtigen Schritt" bei der Umsetzung der Wachstumsstrategie bis 2020. EADS-CEO Louis Gallois sagte im Gespräch mit Dow Jones Newswires, der Konzern weite damit seine Präsenz in den USA und in Kanada und damit im Dollarraum aus. Außerdem entspreche der Zukauf dem Vorhaben, außerhalb der Airbus-Sparte zu wachsen.

EADS profitiert bei dem am Nachmittag bekannt gewordenen Kauf vom schwachen Wechselkurs des Dollar. Der Kaufpreis von 350 Mio USD sei in bar bezahlt worden, sagte Gallois. PlantCML betreibt das größte Notrufzentralen-Netz in den USA. Das wachstumsstarke Unternehmen stellt Funksysteme für Notrufzentralen in den USA und Kanada bereit und bietet Anrufmanagment-, Notruf- und Kartendienste an.

Der Konzern-CEO setzt große Hoffnungen in diesen Kauf. "Die Synergien, die EADS damit heben kann, sind extrem hoch", sagte er. Bei ihren Geschäftsfeldern ergänzten sich beide Unternehmen "sehr gut". Zur Höhe möglicher Synergien äußerte sich Gallois aber nicht.

EADS verfügt nach Darstellung des Konzernchefs in ihrer Sparte Defence & Security über das Know-how für sichere Funknetze. Dagegen habe PlantCML die Expertise zum Betreiben von Notrufzentralen und einen Zugang zum wachsenden nordamerikanischen Markt für Notrufdienste.

"Das Unternehmen hat in den USA im Bereich der Notrufdienstleistungen einen Marktanteil von 60%", sagte Gallois. Es biete seine Dienste in acht der zehn größten Städte der USA an, darunter New York, Los Angelos und Chicago.

Der Manager sprach von hohem Wachstumspotenzial, dass sich EADS mit dem Schritt auf den US-Markt sichere. Eine weltweite Ausbreitung des Geschäftes von PlantCML sei geplant. Bislag setzt das Unternehmen mit 620 Mitarbeitern jährlich 200 Mio USD um. "PlantCML arbeitet zudem sehr profitabel", sagte Gallois. Dies werde sich bei EADS bereits im ersten Jahr im Ergebnis je Aktie niederschlagen.

Gerade wegen der Schwäche des US-Dollar sei dieser Zukauf für EADS sehr wichtig. Er unterstütze Pläne für ein natürliches Hedging. "Die Dollarkrise zwingt uns weiterhin zum Umdenken", sagte der CEO. Würde die Talfahrt der US-Währung anhalten, müsste das Management des Luft- und Raumfahrtkonzerns seine Geschäftspläne weiter anpassen.

Wie sich die Dollar-Schwäche auf das laufende Jahr auswirken wird und ob EADS bei Vorlage der Erstquartalszahlen den Ausblick auf 2008 bestätigt oder verändert, wollte Gallois nicht kommentieren. Erste Vorschläge der Spartenmanager zur Anpassung der Geschäftspläne zeigten in die richtige Richtung, sagte der Spitzenmanager. Gallois hatte alle Sparten aufgefordert, ihre Businesspläne vor dem Hintergrund der Dollar-Kursentwicklung zu überarbeiten. Bis Ende Juni sollen die Vorschläge vorliegen.

EADS werde weiter daran arbeiten, unabhängiger vom Wechselkursverhältnis zwischen Euro und Dollar zu sein. Dazu müsse der Umsatzanteil sinken, den Airbus am Umsatz des Gesamtkonzerns habe. Das bedeute größeres Wachstum außerhalb der Flugzeugsparte. Auch seien überall weitere Einsparungen erforderlich. EADS wolle sich ferner noch globaler aufstellen. Mehr als bisher sollen Zulieferer aus dem Euro-Raum in Dollar bezahlt werden.

Der geplante Verkauf der deutschen Airbus-Werke steht nach Einschätzung von Gallois ganz im Schatten der Dollarkrise. Daher habe EADS die drei deutschen Airbus-Werke Varel, Nordenham und Augsburg in eine eigenständige Gesellschaft eingebracht, für die jetzt Investoren gesucht werden. Gegenwärtig verhandele der Konzern mit mehreren Interessenten, darunter auch mit Finanzinvestoren. Das Werk Laupheim, das Kabineneinrichtungen herstellt, werde separat verkauft.

EADS ist mit einem ersten Anlauf zum Verkauf der Werke erst vor kurzer Zeit gescheitert. Die Verhandlungen mit OHB Technology waren im März geplatzt.

Webseite: http://www.eads.com/ -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires; +49 (0)40 - 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/rio -0

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