Scharfe Kritik von Mannheimer Schulungsunternehmen

"Geldvernichtungsmaschine Vista"

03.12.2007
Harsche, aber auch nachdenklich machende Kritik an Microsofts Betriebssystem Vista hat der Mannheimer Schulungsanbieter train+consult formuliert.

Von Wolfgang Leierseder

Der 2005 gegründete Mannheimer Schulungsanbieter train+consult (www.trainandconsult.de) hat sich auf Microsoft und dessen Server spezialisiert. Wenn also Konstantin Mroncz, Geschäftsführer des zehn Mitarbeiter zählenden Unternehmens, sagt: "Ich bin eigentlich Microsoft-Fan", kann man ihm das glauben. Dass er dennoch öffentlich macht, wie wenig gelungen ihm der XP-Nachfolger Vista erscheint, muss einen Grund haben. Schließlich ist er so wenig wie seine Mitarbeiter darauf erpicht, sich Microsoft zum Feind zu machen. "Ich möchte aufstehen und in den Spiegel schauen können", erklärte er zu seiner wütenden Kritik. "Und mir nicht sagen müssen, ich habe meinen Kunden etwas verkauft, was ich selber niemals kaufen würde."

Mroncz zählt als wichtigste Kritikpunkte an Vista auf: Das Betriebssystem, gleich ob als 32- oder 64-Bit-Version installiert, verursache vor allem Kosten. Es treibe den Administrationsaufwand sinnlos in die Höhe, sorge zudem dafür, dass Desktop-Rechner bei der Umstellung auf das Betriebssystem wegen mangelnder Rechenkapazität - Vista verlangt bis zu 2 GB Hauptspeicher - ausgemustert werden müssten, und verursache Komplikationen bei Treibern und der Zusammenarbeit mit der Software von Fremdanbietern. "Vista ist derzeit nur ein weit vorangeschrittenes Beta-Release. Es verursacht viel Arbeit und hohe Kosten, bietet aber in der Praxis für Unternehmen keinen Mehrwert gegenüber XP", findet Mroncz. "Die Migration auf Vista bleibt auf absehbare Zeit ein teurer Kraftakt ohne erkennbaren Mehrwert", fasst der Geschäftsführer seine Kritik zusammen.

Kaum Nachfrage nach Vista

Da seiner Erfahrung nach viele Unternehmen dies genauso oder so ähnlich sehen, sei "die Nachfrage nach Vista-Schulungen minimal". Mroncz erklärte dazu gegenüber ChannelPartner: "Kaum ein Unternehmen will derzeit umstellen. Das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern, denn es gibt wesentlich mehr Gründe, die gegen eine Migration sprechen als dafür."

Der Schluss, den Mroncz zieht, liegt auf der Hand: "Man sollte genau prüfen, ob es nicht sinnvoller ist, auf den Vista-Nachfolger zu warten, denn der soll spätestens Anfang 2009 kommen." Damit reiht er sich ein in die Phalanx der Marktbeobachter, die davon ausgehen, dass Microsoft den Vista-Nachfolger "Windows 7" zügig auf den Markt bringen wird.

Windows 7 soll allein schon deshalb deutlich schneller veröffentlicht werden als die kritisierte Software, damit Microsoft von seinem Lizenzprogramm nebst Wartung (Software-Assurance) stetiger profitiert, als es bei der langen Zeit zwischen XP und Vista passiert ist. Dazu Mroncz: "Die wenigsten Kunden wollen Vista. Die Produktivität geht runter." Anders gesagt: "Microsoft verteilt kostenlos XP-Lizenzen an alle, die Vista ordern. Glauben Sie", fragt Mroncz, "das ist Zufall?"

Folglich gibt der Geschäftsführer, wie er erklärte, seinen wenigen potenziellen Vista-Kunden den Rat, nicht "Beta-Tester zu werden und dafür noch zu bezahlen", sondern bei XP zu bleiben und auf Windows 7 zu warten. "Vista ist die Beta-Version von Longhorn damit hat sich Microsoft keinen guten Dienst getan."

Microsoft nimmt Stellung

¬ªMicrosoft weiß, dass Vista schlecht ist.¬´ Konstantin Mroncz, Geschäftsführer von train+consult
¬ªMicrosoft weiß, dass Vista schlecht ist.¬´ Konstantin Mroncz, Geschäftsführer von train+consult

Der Software-Riese reagierte gelassen auf die Mannheimer Kritik. Pressesprecherin Irene Nadler erklärte: "Wir würden gerne mit Herrn Mroncz in Kontakt treten." Sie sagte aber auch, dass Microsoft viele Consultants und Systemberater kenne, die Vista für ein brauchbares Betriebssystem hielten und "das Gegenteil von Herrn Mroncz behaupten".

Kommentar

Warum wird jemand, der sich jeden Tag mit Vista beschäftigt und nicht zuletzt davon lebt, Administratoren zu schulen , so wütend beim Thema Vista? Weil er sich nach fünf Jahren XP ein funktionsfähiges Betriebssystem erwartet hat. Offensichtlich wurde er enttäuscht. Anscheinend hält sich zumindest bei ihm die Firmennachfrage nach Vista in sehr überschaubaren Grenzen. Das ist für einen Schulungsanbieter mit Schwerpunkt SMB-Unternehmen sicherlich nicht erfreulich.

Doch Konstantin Mroncz wirkt nicht als Leichtfuß mit Hang zu scheppernder Kritik, sondern als jemand, der weiß, wovon er spricht.

So bleibt: Microsoft tut gut daran, mit ihm zu sprechen. Was es auch vorhat.

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