Geplante Umsatzverdoppelung von Dell Deutschland

05.02.2007

Dell GmbH

Geschäftsführung

Herrn Alain D. Bandle

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München, 05.02.2007

Sehr geehrter Herr Bandle,

ziemlich genau vor einem Jahr kündigten Sie an, dass Sie den Umsatz von Dell in Deutschland in den kommenden drei Jahren von 1,5 Milliarden Dollar (2005) auf dann 3 Milliarden Dollar verdoppeln würden (ComputerPartner 03/06, Seite 3). Seitdem hat sich die Erde einmal um die Sonne gedreht, ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz, wie ich finde. Daher meine Frage: Sind Sie im Plan?

Schon damals hielten Marktbeobachter Ihre Aussage für sehr ambitioniert. Denn bei dem herrschenden Preisverfall in der PC- und Monitor-Branche muss ein Hersteller seinen Absatz um 10 bis 15 Prozent im Jahr steigern, allein um den Umsatz zu halten. Da ist von Umsatzsteigerung noch gar keine Rede. Wer in diesem Umfeld ein Umsatzwachstum von 30 Prozent und mehr im Jahr schaffen will, der muss seinen Absatz mindestens um 50 Prozent steigern. Zusätzlich muss er in stärkerem Maße höherwertige Geräte verkaufen, also einen höheren Durchschnittspreis pro Stück erzielen.

Das dürfte auch für eine so erfolgsverwöhnte Firma wie Dell "too much" sein. Und nach meinen Informationen war das vergangene Jahr für Dell in Deutschland - nun ja, sagen wir mal: durchwachsen. Nachdem die ersten beiden Quartale des vorigen Jahres in Bezug auf die verkauften PC- und Notebook-Stückzahlen für Sie noch ganz okay waren (wenn die Zuwächse auch deutlich unterhalb der 50-Prozent-Marke lagen), kam im dritten und vierten Quartal der Absturz: weniger als 5 Prozent Zuwachs in Q3 und weniger als 8 Prozent in Q4!!! Plötzlich war alles anders als sonst: Nicht mehr Dell ließ die Konkurrenz alt aussehen, sondern Unternehmen wie HP, Acer, Toshiba, Asus und Apple zeigten auf einmal deutlich höhere Wachstumsraten als Dell. Dass Dell in Teilbereichen (Notebooks für Geschäftskunden) auf Quartalsbasis sogar einen geringeren Marktanteil hatte als im vergleichbaren Vorjahresquartal - hat es das überhaupt schon mal gegeben? Und ein Absatzrückgang (!) wie bei Desktop-PCs in Q2 und Q3 bringt Sie Ihrem Ziel der Umsatzverdoppelung ja auch nicht wirklich näher.

Na ja, vielleicht ist es gar nicht so dramatisch, und Sie hatten diese Entwicklung eingeplant.

Wir haben es in Deutschland derzeit mit einem interessanten Phänomen zu tun: Die Bereitschaft der Kunden, auch hochwertiges IT-Equipment übers Internet zu kaufen, nimmt rapide zu. E-Tailer wie Amazon, Notebooksbilliger.de, HOH, E-Bug oder Alternate melden enorme Zuwächse. Interessant ist, dass ausgerechnet der bisherige PC-Versender Nummer 1, also Dell, von dieser Entwicklung offensichtlich nicht profitieren kann. Welche Erklärung haben Sie dafür? Und mit welcher Strategie wollen Sie dieser Herausforderung begegnen?

Und dann natürlich die Frage: Halten Sie an Ihrem Ziel fest, bis Ende 2008 den Umsatz in Deutschland auf 3 Milliarden Euro zu steigern? Wenn ja, wie wollen Sie dies nach dem schwierigen Jahr 2006 noch schaffen?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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